Fisker in der Krise: Rettung gescheitert, Aktie stürzt ab

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Fisker

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Der US-amerikanische Autohersteller Fisker mit Magna-Steyr-Werk im österreichischen Graz hat vorletzte Woche eine fällige Zinszahlung nicht getilgt. Die Produktion der Fahrzeuge ist inzwischen für vorerst sechs Wochen gestoppt, nachdem sie zuvor bereits gedrosselt worden war. Dem Vernehmen nach sollten für eine Rettung auch Gespräche mit dem japanischen Autobauer Nissan gelaufen sein. All dies scheint nicht zu helfen, die Rettung von Fisker scheint gescheitert, wie das Manager Magazin berichtet.

Demnach scheiterten die Verhandlungen mit einem großen, nicht explizit genannten Automobilhersteller, von denen sich Fisker eine lebensnotwendige Finanzspritze von 150 Millionen US-Dollar (ca. 138 Mio. Euro) erhofft hatte. Dieser Rückschlag führte zu einem weiteren Verfall der Aktienwerte, die bereits über das Jahr hinweg dramatisch gesunken waren. Die New Yorker Börse zog Konsequenzen und kündigte an, die Aktie aufgrund ihres ungewöhnlich niedrigen Preisniveaus zu auszulisten.

Um der drohenden Auslistung zu entgehen und weiterhin die Notierungsregeln der Nasdaq zu erfüllen, plant Fisker eine Abstimmung über einen umgekehrten Aktiensplit bei der nächsten Aktionärsversammlung. Dies ist ein kritischer Moment für das Unternehmen, das sich bereits im Februar der Gefahr einer Insolvenz gegenübersah. Branchenexperten halten eine Pleite nun für fast unvermeidlich. Das Unternehmen selbst betont, dass eine Einstellung der Börsennotierung zu einem Ausfall mehrerer Wandelanleihen führen würde, sodass das Unternehmen diese zurückkaufen müsste. Die finanziellen Mittel hierfür seien allerdings nicht vorhanden, wie aus einer behördlichen Einreichung im Wallstreet Journal zitiert wird.

Fisker, gegründet vom dänischen Autodesigner Henrik Fisker, hatte seinen Börsengang im Jahr 2021 und war damals mit 2,9 Milliarden Dollar bewertet worden. Der anfängliche Optimismus, den viele junge E-Auto-Unternehmen genossen, scheint jedoch in einer zunehmend schwierigen Wirtschaftslage und einem hart umkämpften Markt zu verblassen. Fisker steht inzwischen in einer Reihe mit anderen Elektroauto-Start-ups, die vor der Herausforderung stehen, ihre Geschäftsmodelle in einer sich rasant verändernden Branche zu etablieren.

Mit nur 10.000 gebauten Autos und 4900 Auslieferungen an Kunden im Jahr 2023 kämpft Fisker darum, seine Produktion hochzufahren und gleichzeitig die finanziellen Anforderungen zu erfüllen.  Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der kumulierte Nettoverlust auf 762 Millionen US-Dollar (ca. 702 Mio. Euro). Als erste Maßnahme wurden 15 Prozent der Belegschaft entlassen.

Quelle: Manager-Magazin – NYSE will Fisker von der Börse nehmen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Frank:

Das BMS von Fisker ist toll?
Fisker hat ein eigenes Ladenetz?

Im Englischen gibt es eine schöne Redewendung: „Put your money where your mouth is!“

Wenn das alle machen würden, dann wären die Fiskers, Sonos und XBusses dieser Welt millionenfach auf den Strassen zu sehen.
Ist aber nicht so – warum wohl?

Olaf:

Dasmag schon so sein. Tesla wurde auch totgeschrieben, aber MB, VW, etc haben nach 8 Jahren nicht das Niveau eines Startups erreicht. Das Batteriemanagemnt ist Bullshit, obwohl diese Firmen Milliardengewinne erwirtschaften. Haben kein eigenes Ladenetz (soll der Staat machen)… Bei Fiskar ist es der Vertrieb. Da sind nur Pfeifen eingekauft worden. Nach meiner Probefahrt (das Auto ist sensationell) kam kein Anruf / keine Mail / einfach nix. Da war mir klar, dass dieses sehr tolle Auto nicht groß rauskommen wird. Der Internetkonfigurator läuft auch nicht wirklich gut… hoffentlich findet sich eine Marke, die den Ocean weiterführt. Er hätte es verdient….

Roland:

Der Handel mi Fisker Aktien ging am Dienstag via ‚otc pink‘ Handel weiter, ticker ‚FSRN‘, falls hier jemand Aktien hat.
War recht hoher Umsatz 329 Mio Aktien gehandelt bei 589 Mio Aktien im Umlauf. Kursverlust nochmal 70% bei closing 0,0265$.
Der 150 Mio Notkredit ist nicht bur bei NYSE delisting obsolet, sondern auch durch den geplatzten Nissan deal, also in jedem Fall vorbei. Also wenn kein Wunder passiert, ist in zwei Wochen die Kasse leer.
Im Fiskerati Forum wird diskutiert, was jetzt mit der unfertigen Software passiert und was, wenn die Oceans von der NTSHA als unsicher eingestuft werden und ohne Rueckruf mit Problembeseitigung dann Fahrverbote bekommen.

Frank:

Fisker ist ein weiteres Beispiel dafür wie man Produkte (eines neuen, modernen und progressiven – aber unbedeutenden Herstellers) hypen kann und das alle toll finden. Dann wird kollektiv auf etablierte Hersteller eingeschlagen und moniert, dass diese zu langsam, zu altmodisch, zu teuer und zu wenig innovativ sind.

Am Ende des Tages ist ein Auto aber eine ziemlich signifikante Investion für den Grossteil der Menschheit.

Als Betroffener möchte man dann schon, dass das Auto auch von jemanden gewartet und repariert wird.
Dass es einen Kundendienst gibt den man kontaktieren kann und dass man Vertrauen darin hat, dass die Firma auch dann noch besteht wenn man nach 4 Jahren einen Garantiefall anmelden will.

All das gibt es bei VW, Mercedes, BMW und Co!

Diese Firmen bauen auch EVs die mindestens so gut sind wie die Fiskers, Lucids und Teslas dieser Welt – die kommen zwar vielleicht erst 2 Jahre später auf den Markt – dafür gibt es aber auch 10 Jahre nach der Produktion noch Ersatzteile.

Fisker ist pleite – von den etablierten Herstellern ist meines Wissens noch keiner aufgrund der Umstellung auf EV pleite gegangen.

Welche Aktien würdet Ihr kaufen?

Peter Bigge von Berlin:

Leider kam die Imagegestaltung von Fisker viel zu kurz und der Ocean wurde viel zu selbstverliebt angeschaut und angeboten.
(Potentielle) Käufer müssen mitgenommen werden, wenn neben dem zwar äußerst schicken Design „nur“ ein tolles Solardach und all-öffnende Fenster angeboten werden. Mitgenommen heißt, Käufer wollen wissen wo sie ihr Auto reparieren und inspizieren lassen können, auch mal einen Ansprechpartner haben, alltagswichtige Dinge, welche bei Stromern besonders wichtig sind. Nur mit einer App kommunizieren klappt nur bei denjenigen, welche sich darauf spezialisiert haben, wie eben z.B. Tesla als bestes Beispiel zeigt.
Gerade die Reparatur von Stromern ist bei fast allen Marken noch ein wahrer Graus, da gibt es bislang kaum Fachleute für, und man muss teilweise wochenlang auf seinen Stromer verzichten.
Die Reparatur von Fisker sollte an sich Pitstop übernehmen, scheint aber ebenso nicht so ganz zu stimmen. Damit liegt Fisker im Argen.
Im Argen liegt vor allem, ein Volumenauto auf den Markt zu schmeißen, wofür es gar keine, aber auch gar keine Infrastruktur gibt. Selbst Testfahrten können nicht gemacht werden, und das eine Auto im Showroom in München was ich sah, war ohne Strom und funktionslos, nur Anschauungsobjekt.
Fisker designed schöne Autos, ist aber nur ein Künstler, kein Macher vergleichbar wie Musk, der neben seinen Autos und Raketen zur Not auch sein Schlaflager aufschlägt.
Es ist zwar mutig mit seinem ersten Auto gleich 40.000 Autos im Jahr produzieren zu wollen, kann aber auch schief gehen. Vor allen dann, wenn von den 60.000 Vorbestellern nur noch 5.000 übrig bleiben, die ein Auto abgenommen haben. Vermutlich all diejenigen, die den Ocean One als Erstausgabeschnäppchen erworben haben. Vielleicht hätte es Fisker besser getan langsam zu wachsen und nicht an „heute Graz und morgen die ganze West“ zu denken.
Schade ist es um Fisker, aber auch andere Hersteller bauen tolle Stromer.

Roland:

Wenn ich die zahlreichen Artikel der USA Finanzwelt von letzter Nacht lese, ist dort von einem finalen delisting von der NYSE zu lesen, und Fisker spricht schon von „OTC pink stock“ trading, nichts von reverse split um an der NYSE gelistet zu bleiben.
Die 150 Mio sollten von einem Kredithai per Wandelschuldverschreibung faellig 21.7.2024 kommen, nicht von Nissan. Ohne Aktientrading an der NYSE ist dieser Notkredit obsolet, die Wandelschulddarlehn 2025 & 2026 von 1 Mrd sofort faellig, plus 182 Mio kurzfristige Verbindlichkeiten — gegen 121 Mio Kassenbestand (davon 32 Mio geblockt) = 89 Mio liquide per 15.3 jetzt bei 25 Mio pro Woche cashburn halt noch weniger.
Sieht nach ‚game over‘ aus also chapter-11 filing aus.

Robert:

die Zeiten hoher Preise für E-Autos sind vorbei, jetzt trennt sich die Sreu vom Weizen
und nur die werden langfristig überleben die ein vernünftiges Auto zum vernünftigen Preis anbieten können ist zwar Schade um Fisker Das Auto ist schon schick

heinr:

Sind nicht die ersten und nicht die letzten. Einige haben aber sicherlich die Taschen voll gemacht. Nur weil es mehr Hersteller gibt wird der Kuchen nicht größer.

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