Europa: SUVs beherrschen den E-Auto-Markt in 2022

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

2022 war das Jahr der Elektro-SUV und E-Crossover in Europas Elektroauto-Markt. Bis Ende 2022 entfielen 54,4 Prozent aller Zulassungen auf dieses Segment. Stark getrieben durch die Nummer Eins am E-Automarkt: das Tesla Model Y. In den anderen Segmenten kommt es zu einer fast ausgewogenen Verteilung.

Frankreich im A-Segment treibende Kraft

Das Kleinstwagen-Segment (6,8 Prozent Anteil am Gesamtmarkt) wird vor allem durch zwei Modelle stark geprägt. Der Renault Twingo sowie der Dacia Spring tragen gemeinsam 64 Prozent zum Gesamtabsatz im A-Segment bei. So profitieren die E-Autos von Renault im doppelten Sinne vom Absatz in diesem Segment. Sie werden hierbei zudem auch noch durch die französische Regierung gefördert. Für den Dacia Spring werden derzeit Leasingraten in Höhe von gerade einmal 150 Euro ermöglicht. Ein Verkaufsargument. Ohne Frage.

Im vergangenen Jahr entfielen mehr als 34.000 der 104.800 E-Autozulassungen des Basissektors in Europa auf Frankreich. Anders ausgedrückt, mehr als jedes dritte E-Fahrzeug des A-Segments ist auf französischen Straßen unterwegs. Und das, obwohl Frankreichs Anteil am gesamten westeuropäischen E-Auto-Markt im gleichen Zeitraum nur halb so groß war (13,2 Prozent), etwa jedes sechste Elektroauto.

Kleinwagen profitieren von Förderung in Deutschland & Frankreich

Kleinwagen haben sich im Absatz auf einem niedrigen Niveau von 11,4 Prozent Marktanteil stabilisiert. Hinsichtlich der Verkaufszahlen war eine Stagnation zu beobachten. Der mittlerweile zum leichten Rückgang wird. Derzeit nimmt die Automobilindustrie eher noch Abstand von diesem Segment und bringt mit Fahrzeugen wie dem Fiat 500, Peugeot e-208 oder auch ORA Funky Cat nur ausgewählte Fahrzeuge auf den Markt. Was auch daran begründet liegt, dass bei Kleinwagen der Aufpreis für die Elektrifizierung schwieriger preislich abzubilden ist.

Das B-Segment wurde in Europa vor allem Deutschland und Frankreich überlassen, da diese noch mit entsprechenden Subventionen für ansprechende Preise gesorgt haben. Zwei von drei zugelassene E-Autos in diesem Segment wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen. Künftig dürfte der Anteil wegen des geringeren Umweltbonus kleiner ausfallen. Auch meiden viele Hersteller dieses Segment und elektrifizieren zunächst größere Modelle, bei denen der Preisaufschlag für die Batterie leichter absorbiert werden kann.

Da Renault seinen Schwerpunkt vom verkaufsstarken Zoe auf den größeren Mégane-E-Tech umgestellt hat, hat das Segment nochmals gelitten. Und das, obwohl der Fiat 500e und weitere Stellantis-Modelle, wie der Peugeot-e 208, es kurzzeitig über Wasser halten. Der VW-Konzern plant den Einstieg in das B-Segment erst 2025 auf der Basis einer angepassten MEB-Plattform für unter 25.000 Euro. Nun wird zumindest vermutet, dass die wieder aufgefrischte Partnerschaft zwischen Renault und Nissan für ein neues Absatzwachstum sorgen könnte.

VW MEB-Stromer sorgen für Absatz in unterer Mittelklasse

In der unteren Mittelklasse, auch als Golf-Klasse bekannt, ist weiterhin ein leichter Wiederanstieg der Zulassungszahlen zu verzeichnen. Dank der fortgesetzten Einführung des MEB-basierten Cupra Born (31.800 Einheiten) und der leichten Belebung des ID.3-Absatzes (52.600 Einheiten). Ebenfalls wird der MG 4 seinen Teil dazu beitragen, dass die Kompaktklasse wieder an Bedeutung gewinnt.

Der am stärksten konzentrierte Sektor, der mittlerweile aus vier Modellen besteht (Polestar 2, Tesla Model 3, Xpeng P5 und BMW i4), das Near-Executive-Segment, konnte mit einem stabilen Marktanteil von 9,5 Prozent überzeugen. Das zweite Quartal des Jahres wurde durch das logistische Problem der der Verschiffung des Model 3 von China nach Europa aufgrund der chinesischen Covid-Lieferstopps geprägt. Aber auch hier sollte künftig Ruhe einkehren und eine weitere Stabilisierung stattfinden. Gegen Ende des Jahres war hier schon ein leichter Aufwind zu spüren.

Executive- & Luxus-Segment profitieren durch wenig Modellauswahl

Im sogenannten Executive-Segment (Anteil von 0,6 Prozent am Gesamtmarkt) sind ebenfalls vier Modelle vorzufinden: Mercedes EQE, Nio ET7, XPeng P7 und Genesis G80. Der Sektor befindet sich noch in den Kinderschuhen. Weitere Modelle werden von der VW-Gruppe erwartet, die auf der PPE-Architektur aufbauen sollen. Eine Elektro-Version der 5er-Reihe von BMW soll ab 2023 in Dingolfing in Produktion gehen. Mercedes sagte, dass die Marge des EQE bereits auf dem Niveau der E-Klasse liegt (wahrscheinlich dank des höheren Einstiegspreises). E-Autos können also doch Geld verdienen.

Im Luxus-Segment sind an sich vier Modelle eingeordnet. Allerdings kann man die Absätze des Tesla Model S wohl an einer Hand abzählen. Entscheidender sind die anderen Drei: Porsche Taycan (17.600 Einheiten) und Audi e-tron GT (5700 Einheiten). Auch der EQS von Mercedes kommt mit 6200 Einheiten an Europas E-Automarkt gut an. Auch die Auslieferungen des i7 von BMW haben noch im Jahr 2022 begonnen.

Im SUV-/ Crossover-Segment, das Fahrzeuge verschiedener Größen umfasst, sind derzeit fast 50 E-Modelle verfügbar. Was in Hinblick auf den Gesamtmarkt rund die Hälfte der Modelle ausmacht und alleine deswegen den großen Vorsprung des Segments erklärt. Ferner sind weitere Modelle auf dem Weg: BMW iX1, Modelle von FiskerNIO und BYD als auch die der Toyota bZ4X/Subaru Solterra sowie der #1 von Smart. Alles E-Fahrzeuge, die diesem Segment zugeordnet werden und für weiteres Absatzwachstum sorgen könnten.

Quelle: Matthias Schmidt - European Electric Car Monthly Market Intelligence / Full Year 2022

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Matthias Geiger:

Das A,B-Segment und die Kompaktklasse (Golf-Klasse) sollten 75 % Marktanteil haben, dann hätte die Politik alles richtig gemacht. Da läuft etwas gewaltig schief mit der E-Förderung das zeigt das Segment SUV/Crossover. So wird das nichts mit der E-Autoakzeptanz aus der Mitte der Gesellschaft. Die Grafik zeigt, dass das E-Auto ein Luxusgut und/oder ein Zweitwagen für Besserverdienende ist. Bei Leasingraten um 350-400 Euro pro Monat und 10.000 km p.a. liegt der Schwerpunkt. Für Pendler wird es leider erst ab 25.000 km p.a. interessant, da sind die Leasingraten noch viel zu hoch im Vergleich zum Verbrenner.

Carsten:

Wohl eher bei der Menschheit als solches. Dank selbstgemachtem Klimawandel.

Carsten:

Wenn ich mir z.B. den Eny anschaue sehe ich einen Kombi den man um die Batterie aufgebockt hat. Kein echter SUV, in der Höhe also zwischen Kombi und SUV. Mein Zafira Tourer ist höher als der zukünftige Enyaq meiner Frau. Und hat mehr Kofferaumvolumen. Der aktuelle Astra meiner Frau ist sogar länger als der Eny. Das Autos gerade grundsätzlich größer werden stimmt schon aber das ist kein SUV-Problem, stelle mal einen Golf I neben einem aktuellen VIIIer. Schaut man sich die sogenannten Oberklassen SUVs und Limousinen an bin ich voll bei dir. Aber das ist ja nicht die Fahrzeugklasse, über die du dich hier auslässt.

panib:

Dein Kommentar ist nur begrenzt überzeugend. Was ist denn am Kombi anders als am SUV außer der Höhe der SUV? Ja, es gibt zu viele unnötig große SUV, aber die SUV auf deutschen Straßen haben mehrheitlich eine Länge von weniger als 4,50 m. Und breiter werden inzwischen alle Autos. Aber auch hier: 3 bis 4 cm mehr Breite bedeuten „Verstopfung“ unserer Staßen?
Richtig ist allerdings, dass man heute kaum noch in Parkhäusern parken kann, ohne mit einer Macke an den Türen wieder rauszukommen, die einem ein rücksichtsloser Nachbar verpasst hat. Eine Besteuerung von Autos nach der Größe wäre vielleicht mal eine interessante Frage.

  • Ein letztes: Die beeindruckenden Zulassungszahlen von SUV zeigen doch die Richtigkeit der Entscheidung, zunehmend diese Fahrzeuge auf den Markt zu bringen.
  • Also- Kombi, was ist das denn?
brainDotExe:

Hoffentlich nicht.

Daniel W.:

Die Dinos haben sich vor ihrem Aussterben zu immer größeren Exemplaren entwickelt, dann gab es einen großen Knall und danach kam die Chance der kleinen Säugetiere – wiederholt sich die Geschichte bei den Autos?

Jakob Sperling:

Es gibt schon noch ein paar Kombi.
Aber ein Hochdachkombi hat mehr Platz und ein SUV ist komfortabler.

iwillakombi:

Das kommt davon das keine Kombis mehr gebaut wurden. Wer Platz braucht hat ja defakto keine Wahl. Hier hat leider die Politik bis heute kein Ohr für dieses Problem. Und so verstopfen übergroße Kfz die Stadt und die Parkplätze.

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