Esso sucht in Norddeutschland nach Lithium

Cover Image for Esso sucht in Norddeutschland nach Lithium
Copyright ©

Unter anderem in der Nähe des Küstenorts Greetsiel sucht Esso nach dem weißen Gold der Elektromobilität: Lithium / Shutterstock 2289378271

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Nach dem Oberrheingraben und dem Erzgebirge findet die Suche nach dem wertvollen Batterierohstoff Lithium in Deutschland nun auch im Norden des Landes statt: Denn das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) teilt zum 1. Januar 2025 der Esso Deutschland GmbH, eine hundertprozentige ExxonMobil-Tochtergesellschaft, insgesamt vier Erlaubnisfelder zu, um nach Lithium zu suchen, so das Amt in einer aktuellen Mitteilung.

Konkret handelt es sich um das Erlaubnisfeld Greetsiel IV in Emden und im Landkreis Aurich, das Erlaubnisfeld Hengstlage in den Landkreisen Cloppenburg und Oldenburg sowie um die Erlaubnisfelder Hemslingen und Wolterdingen in den Landkreisen Rotenburg (Wümme) und Heidekreis. Alle Erlaubnisse sind zunächst auf fünf Jahre bis zum 31. Dezember 2029 befristet.

Bei einer bergrechtlichen Erlaubnis handelt es sich noch nicht um eine Genehmigung für den Abbau von Lithium, sondern zunächst nur um das grundlegende Recht, in einem festgelegten Gebiet einen bestimmten Rohstoff aufsuchen zu dürfen. Esso sind also noch keine technischen Maßnahmen gestattet, um Lithium auch fördern zu dürfen.

Um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu schaffen, benötigen wir Alternativen“, sagt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier. „Lithium ist zur Herstellung von leistungsfähigen Akkus ein wichtiger Rohstoff, um zum Beispiel regenerativ hergestellte Energien speichern zu können. Das sieht man bei E-Autos und Speichern von Photovoltaikanlagen“, so der Behördenchef. „Und die geologischen Bedingungen im Norddeutschen Becken sind gut, um diesen Rohstoff ressourcenschonend und ohne großen Flächenverbrauch zu gewinnen“, fügt er an.

Perspektivisch soll in Norddeutschland Lithium im sogenannten Bohrlochbergbau gewonnen werden. Ähnlich wie bei der Tiefengeothermie werden dabei aus mehreren Tausend Meter Tiefe Flüssigkeiten gefördert. Diese enthalten Lithiumanteile, die abgeschieden werden. Der Rest der geförderten Flüssigkeiten kann wieder in die ursprünglichen Untergrundschichten zurückverbracht werden.

Den ersten Schritt in Richtung Lithiumgewinnung hat Esso Deutschland jetzt mit seinen Anträgen gemacht, die in ihrer finalen Fassung Ende August beim LBEG eingereicht wurden. Die Behörde hat die Anträge geprüft, die jeweils betroffenen Landkreise Aurich, Cloppenburg, Heidekreis, Oldenburg, Rotenburg (Wümme) und die Kreisfreie Stadt Emden um Stellungnahme gebeten sowie alle betroffenen Städte, Samtgemeinden und Gemeinden informiert. Nun konnten die Erlaubnisse erteilt werden, die eine Gesamtfläche von etwas mehr als 1443 Quadratkilometer umfassen.

Das Erlaubnisfeld Greetsiel IV erstreckt sich entlang der Emsmündung von Emden bis an den Stadtrand von Norden über eine Fläche von gut 325 Quadratkilometern, das Erlaubnisfeld Hengstlage liegt auf einer Fläche von gut 429 Quadratkilometern zwischen Wardenburg und Wildeshausen, das Erlaubnisfeld Hemslingen reicht mit gut 453 Quadratkilometern von Rotenburg (Wümme) und Visselhövede bis Schneverdingen und das Erlaubnisfeld Wolterdingen schließt sich direkt östlich an mit einer knapp 236 Quadratkilometer großen Fläche, die bis nach Soltau und Bispingen reicht.

Lithium-Abbau-Norddeutschland-Esso
Die vier Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Lithium liegen an der Emsmündung, zwischen Oldenburg und Cloppenburg sowie zwischen Soltau und Rotenburg (Wümme) / LBEG Niedersachsen

Die Erlaubnisse geben dem Unternehmen zunächst das grundsätzliche Recht, die Aufsuchungen vorzunehmen zu dürfen. Konkrete Aufsuchungshandlungen darf Esso Deutschland damit noch nicht vornehmen. Diese sind erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne möglich, für die unter anderem ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist.

Esso will an weiteren Stellen nach Lithium suchen

Esso Deutschland plant die Gewinnung von Lithium zu gewerblichen Zwecken. Dazu will das Unternehmen perspektivisch das förderbare Potenzial an Lithium aus dem sogenannten Tiefenformationswasser extrahieren. Die jetzt erteilten vier Erlaubnisse sind für Esso Deutschland nur ein Teil des Gesamtprojekts. Das Unternehmen hat 19 weitere Anträge auf Aufsuchungserlaubnisse in Niedersachsen beim LBEG eingereicht, die zeitnah beschieden werden sollen.

Quelle: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen – Pressemitteilung vom 20.12.2024

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


pionierska:

Tiefenformationswasser, aus mehreren tausend Metern Tiefe …

Aus welchen Prozessen stammt das Wasser? Aus dem was als „lithification“ bezeichnet wird, der Kompaktierung von anorganischen Materialien? Oder aus der „petrification“, der Umwandlung von organischem Sedimenten („connate“ water)? Pflanzen reichern Lithium ja auch zu einem gewissen Anteil an. Der Begriff „formation water“ findet sich auch in einem Engineering Werk zu letzterem: https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/formation-water

Wäre schön, wenn die Esso und die EAN das ein wenig besser eingeordnet hätten.

Stefan:

Fraking Lohn nicht mehr…..Erdgas ist eine Übergangstechnologie und das bißchen, was sich hier noch aus dem Boden pressen lässt………Wind, Sonne, Wasser sind unerschöpflich und unterliegen nicht der Spekulation oder Monopolen.

Stefan:

Ob Lithium die richtige Entscheidung ist? Die Chinesen und Amerikaner skalieren aktuell die Produktion des Natrium Ionen Akku. Das gibt es praktisch überall in rauen Mengen und der Abbau und Filtration in Batterie Qualität ist deutlich günstiger. 1 Tonne Natrium in Batterie Qualität aktuell 270€. Eine Tonne Lithium 12.000 €.

https://youtu.be/bdF1rH9q8qs?si=K_rYhq6FslpR1UUJ

https://www.ffb.fraunhofer.de/content/dam/ipt/forschungsfertigung-batteriezelle/Dokumente/231009_FFB_TP1_AP1_DV13_Umfeldbericht-SIB.pdf

Daniel:

Theoretisch könnte Deutschland auch Gasfracking machen, statt LNG aus USA etc. zu importieren. Das würde die Versorgungssicherheit erhöhen, Arbeitsplätze und Wachstum bringen (Wertschöpfung in Deutschland) und CO2 einsparen (Kohlekraftwerke schneller mit Gaskraftwerken ersetzen). Aber dann könnte man ja nicht mehr mit dem Finger auf andere „böse“ Frackingländer zeigen…

Walter Gutmann:

Prinzipiell gute Idee, aber da kommen garantiert wieder Bürgerinitiativen und sind dagegen, auch die DUH wird sich das genau anschauen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Mercedes Concept AMG GT XX lädt mit 1041 kW

Mercedes Concept AMG GT XX lädt mit 1041 kW

Sebastian Henßler  —  

Innerhalb von 0,5 Sekunden knackte das Concept AMG GT XX die Megawatt-Marke und hielt über 1000 kW Ladeleistung für zweieinhalb Minuten konstant.

Cover Image for Mercedes selbstsicher: Bidirektionales Laden startet 2026

Mercedes selbstsicher: Bidirektionales Laden startet 2026

Sebastian Henßler  —  

Mercedes-Benz startet 2026 mit bidirektionalem Laden im GLC. MB.CHARGE Home bündelt Auto, Wallbox, Stromtarif und App zu einem integrierten Angebot.

Cover Image for Mercedes bringt 600-kW-Lader ab 2026 ins eigene Ladenetz

Mercedes bringt 600-kW-Lader ab 2026 ins eigene Ladenetz

Sebastian Henßler  —  

Ab 2026 setzt Mercedes auf HYC1000: modulare Power-Units bis 1000 kW, verteilt auf Säulen. Bis zu 600 kW je Ladepunkt für 800-Volt-Autos.

Cover Image for Mercedes GLC EQ: 710 km Reichweite und 330 kW Ladeleistung

Mercedes GLC EQ: 710 km Reichweite und 330 kW Ladeleistung

Stefan Grundhoff  —  

Mercedes bringt den neuen GLC als E-SUV auf die IAA. 360 kW, 710 km Reichweite und 330 kW Ladeleistung treffen auf viel Platz und edles Interieur.

Cover Image for Überblick: Was der VW-Konzern auf der IAA zeigt

Überblick: Was der VW-Konzern auf der IAA zeigt

Michael Neißendorfer  —  

Der VW-Konzern präsentiert am Vortag des Messestarts in München auf dem IAA Summit zwei Weltpremieren und eine Messepremiere.

Cover Image for Showcar Epiq: Škoda enthüllt Vorschau auf erschwinglichen Elektro-SUV

Showcar Epiq: Škoda enthüllt Vorschau auf erschwinglichen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Das Škoda Epiq Showcar gibt einen Vorgeschmack auf das kommende vollelektrische City-SUV-Crossover der Marke, dessen Produktion für 2026 geplant ist.