Im November 2018 hat das Europäische Parlament die Vorgabe 32 % erneuerbare Energien als verbindliches Ziel für 2030 verabschiedet. Das erste Halbjahr 2019 konnte man mit einem Anteil von 44 % erfolgreich abschließen, nach drei Quartalen stand man bei 42,9 Prozent. Mit diesem prozentualen Anteil an Erneuerbaren Energien wird man das Jahr 2019 auch voraussichtlich beenden.
Mittelfristige Entwicklung lobenswert; auf lange Sicht nicht gesichert
Aus diesem Wert lassen sich verschiedenste Entwicklungen ableiten. So lässt sich festhalten, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien seit 2017 (36,3 Prozent) über 2018 (38,2 Prozent) bis auf 42,9 Prozent in 2019 stetig gewachsen ist. Dennoch ist ein weiteres Wachstum in diesem Ausmaß nicht zu erwarten, wenn es beim derzeit faktisch gestoppten Zubau von Windkraftanlagen an Land bleibt und es auch bei der Photovoltaik keine nennenswerten Fortschritte gibt. Das würde die Transformation des Energiesystems deutlich verlangsamen und das Ziel von 65 Prozent Erneuerbarem-Anteil bis 2030 in weite Ferne rücken lassen.
Für 2019 steht fest, dass insgesamt über 244 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) aus Erneuerbaren Energien erzeugt wurden. Dabei trugen Windkraftanlagen an Land aufgrund des windreichen Wetters mit fast 104 Mrd. kWh den größten Anteil bei (2018: Mrd. 90,9 kWh). Photovoltaikanlagen lieferten rund 45 Mrd. kWh (2018: Mrd. 44,0 kWh), dicht gefolgt von Biomasse mit ebenfalls fast 45 Mrd. kWh (2018: 44,6 Mrd. kWh). Die höchste Zuwachsrate verzeichnete Wind offshore mit fast 25 Prozent auf über 24 Mrd. kWh (2018: 19,5 Mrd. kWh). Wasserkraftanlagen lieferten 21 Mrd. kWh (2018: 17,9 Mrd. kWh).
Das Zitat der BDEW vom Oktober behält durch diese Entwicklung weiterhin Gültigkeit:
„Die Rekordzahlen stehen jedoch im scharfen Kontrast zur dramatischen Situation beim Ausbau der Windenergie: Aufgrund fehlender Flächen und immer restriktiverer Abstandsregelungen rutschen wir in eine regelrechte Rezession. Wenn die Politik nicht endlich die Bremsen für den Ausbau der Windanlagen lockert, werden wir das 65-Prozent-Ziel krachend verfehlen.“ – Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung
Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, gibt ebenfalls zu verstehen, dass man für die Erreichung des 65-Prozent-Ziels nicht nur mehr Windenergie, sondern als zweite Säule die Photovoltaik benötige. “Beschleunigt sich der Photovoltaikzubau nicht, wird die jüngst beschlossene Verdopplung der installierten Leistung auf 98 Gigawatt in elf Jahren nur etwa zur Hälfte erreicht”, so Staiß weiter. Hier ist es durchaus sinnvoll zeitnah zu reagieren, anstatt später zu agieren. Denn der Strombedarf soll in den Folgejahren deutlich steigen. Dieser soll im Jahr 2040 um mindestens ein Viertel, wenn nicht die Hälfte, höher liegen als heute.
Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – Per Mail