Eon: Haushalte können Stromnetz spürbar entlasten

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Viele Menschen in Deutschland nutzen heute schon Technologien (sogenannte Smart Meter), die ihren Stromverbrauch in Echtzeit messen und somit flexibel beeinflussen können. Zu den steuerbaren Verbrauchern zählen Wärmepumpen, Elektroautos, Batteriespeicher und Haushaltsgeräte. Wer diese Geräte klug einsetzt, kann nicht nur eigene Kosten senken, sondern auch das Stromsystem entlasten. In einer aktuellen Untersuchung zeigt Eon, wie groß das Potenzial in deutschen Haushalten bereits ist – und wie es sich bis 2030 entwickeln könnte.

Im Jahr 2025 könnten Privathaushalte rund 15,6 Terawattstunden Strom flexibel verbrauchen. Das entspricht etwa einem Drittel der Stromproduktion aus Gaskraftwerken im Jahr davor. Bis 2030 verdoppelt sich diese Energiemenge laut Prognose auf 30,9 Terawattstunden, wie aus einer gemeinsamen Studie von Eon und der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) hervorgeht. Möglich wird das durch den zunehmenden Einsatz moderner Technik im Alltag. Immer mehr Menschen nutzen Geräte, die flexibel gesteuert werden können – zum Beispiel durch smarte Steuerung oder angepasste Stromtarife.

Schon heute sind viele bereit, Strom gezielt dann zu verbrauchen, wenn Sonne oder Wind besonders viel Energie liefern. Laut einer Befragung kennen 44 Prozent flexible oder dynamische Tarife. Zwei Drittel geben an, den Stromverbrauch auch zeitlich verschieben zu wollen. Dabei geht es nicht darum, komplett auf Komfort zu verzichten, sondern um die clevere Nutzung von Energie – zum Beispiel, indem die Waschmaschine zu einem günstigeren Zeitpunkt läuft oder das E-Auto nachts geladen wird.

Die Analyse von Eon und der Forschungsstelle für Energiewirtschaft zeigt, dass vor allem drei Gerätegruppen künftig eine wichtige Rolle spielen. Im Jahr 2025 haben Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler den größten Anteil am flexiblen Verbrauch. Sie machen mit 8,1 Terawattstunden etwa die Hälfte des Potenzials aus. Danach folgen Batteriespeicher mit 3,3, Elektroautos mit 2,8 und Wärmepumpen mit 1,3 Terawattstunden. Fünf Jahre später verschiebt sich das Bild. Dann dominieren Heimspeicher mit fast zwölf Terawattstunden, gefolgt von E-Autos mit gut acht, Haushaltsgeräten mit erneut über acht sowie Wärmepumpen mit fast drei Terawattstunden.

Die Verteilung dieser Flexibilität unterscheidet sich regional stark. Bayern liegt mit 463 Kilowattstunden pro Haushalt im Jahr 2025 vorn. Auch bei der Bereitschaft zur Nutzung flexibler Lösungen liegt der Freistaat auf Platz eins. Danach folgen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Diese drei Länder bilden auch 2030 die Spitzengruppe, wenn auch in veränderter Reihenfolge. Das zeigt, dass regionale Unterschiede nicht nur vom Strombedarf abhängen, sondern auch von Wissen, Technikverbreitung und der Bereitschaft der Menschen, ihr Verhalten anzupassen.

Flexibler Stromverbrauch kann dem gesamten System helfen. Wenn Strom im Überfluss da ist, etwa bei starkem Wind oder viel Sonne, sinken die Preise an der Börse. Manche Stunden zeigen sogar negative Werte. Wer dann Energie nutzt, profitiert doppelt: Erstens durch günstige Tarife, zweitens durch Entlastung des Netzes. Flexibilität ergänzt dabei große Speicher oder Wasserstoff-Anlagen und sorgt dafür, dass das Netz stabil bleibt. Damit aus dieser Idee auch echte Wirkung wird, braucht es Anreize, in Form passender Stromtarife.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Bis 2030 könnten fast 100 Millionen kleine Flexibilitätseinheiten in deutschen Haushalten existieren. Gemeint sind damit nicht nur große Geräte, sondern viele kleine Anwendungen, die zusammengenommen einen großen Effekt haben können. Doch nicht alles, was technisch möglich ist, lässt sich auch in der Praxis umsetzen. Technische Einschränkungen, gesetzliche Vorgaben und soziale Faktoren beeinflussen, wie viel davon tatsächlich genutzt werden kann. Entscheidend bleibt, dass sich diese Möglichkeiten im Alltag lohnen – für einzelne Menschen ebenso wie für das System als Ganzes, schlussfolgert die eingangs erwähnte Studie.

Quelle: Eon – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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E. Wolf:

Es hilft auch einfach einmal aus dem Fenster zu schauen ;-)

Thomas Schmieder:

> Strom dann zu verbrauchen, wenn er im Überfluss da ist, ist gesellschaftlich sehr sehr sinnvoll

Ich möchte hier korrgieren: Strom zu speichern, wenn er genügend vorhanden ist, ist sinnvoll. Den Verbrauch einzuschränken, ist ebenfalls sinnvoll.

1. Wer ist „wir“? Anonym zu posten ist feige!
2. Wie kann man das Stromnetz besser entlasten, als keinen Strom mehr aus dem Netz zu beziehen oder welchen einzuspeisen?
3. Ich zahle weiterhin ganzjährig meine Anschlussgebühr für Strom, obwohl ich den Anschluss fast nicht nutze. Das halte ich durchaus für solidarisch.

Bisher muss ich mit Gas heizen. Das belastet das Stromnetz nicht direkt.
Ich entlaste aber auch das Gasnetz, weil ich schon jetzt zwei Monate weniger im Jahr mit Gas heizen muss.
Selbstverständlich habe ich das gleiche Problem, wie alle Nutzer:innen in unseren Breitengraden. Ich habe aus meiner kleinen Anlage im Sommer ca. 3500 kWh Überschuss, die ich (noch) nicht in die drei Wintermonate retten kann für die Versorgung einer Wärmepunmpe.

Solange es keine MWh-Batterie für zuhause gibt, wäre ein Eisspeicher eine theoretische Lösung. Der könnte dann im Sommer auf 80°C aufgeladen werden und im Winter die Wärmepumpe unterstützen – vorausgesetzt, es gibt passende Wärmepumpen. Das kommt für mich für den Altbau (1785) räumlich und finanziell nicht mehr in Frage. Bei einem Neubau sollte man sowas aber in Betracht ziehen.

Nik8888:

Klar, jeder versucht seine eigene Energiewende und wenn der Akku leer ist, dann sollen bitte schon wir einspringen mit billigem Strom – wir, die für die Gesellschaft ein vernünftiges Stromnetz finanzieren.

Finde den Fehler!

Strom dann zu verbrauchen, wenn er im Überfluss da ist, ist gesellschaftlich sehr sehr sinnvoll

Thomas Schmieder:

Bevor ich meinen Haushalt für teures Geld komplett auf Smart(-Meter) – also Fremdbestimmung – umstelle und trotzdem noch relativ hohe Strombezugspreise zahlen muss, kaufe ich mir für weniger Geld für meine PV-Anlage lieber eine dicke fette Batterie und stelle die relevanten Geräte auf Ortsstrom (Inselbetrieb) um.

Bevor jetzt die Gegenredner:innen zu quasseln anfangen:
Aufrüstung meiner kleinen PV-Anlage: das habe ich im letzten Jahr getan; LiFePO₄-Batterie 33kWh (Brutto) mit 2 Balancern von NEEI. Versorgt inzwischen von Mitte Februar bis Mitte November das gesamte Haus mit Strom und hatte dieses Jahr ab März sogar soviel über, dass ich die alte Gasheizung Ende März abstellen konnte. Kosten: 2.200€ (DIY) und Ersparnis ca. 1.200€/Jahr (bisher) und mehr Versorgungssicherheit, wenn mal wieder der Netzstrom ausfällt.

Kommt jetzt noch ein Wasserspeicher (300 Liter, mehr passt leider nicht) mit zwei Wärmetauscherkreisen, elektrischer Heizkartusche (3x3kW).
Fehlt noch eine geeignete Wärmepumpe, wenn die Gasheizung den Geist aufgibt. Den Strom dafür muss ich dann von November bis Februar leider kaufen, wenn die Batterien nicht noch billiger werden, und ich den Keller damit vollstellen kann ;-)

Soviel aus der Praxis eines „Versuchshauses“.

Holger:

Man kann auch ohne Smart Meter und dynamischen Stromtarif etwas zur Netzstabilität und der Einsparung von Co2 tun. Beispielsweise indem man die Stromampel des Frauenhofer Instituts oder die Youle-App benutzt. Diese Apps zeigen an, wie hoch der Anteil an grünem Strom gerade und in den nächsten Stunden ist. In diesen Zeiten ist es sinnvoll, das Elektroauto zu laden oder andere große Verbraucher einzuschalten.

Johannes:

Klar da geht was.
Kleine Bitte: oft bzw. fast immer wird von „E-Auto laden über Nacht“ gesprochen. Das mag von November bis Februar richtig sein, in den restlichen Monaten heißt aber „laden in der Nacht“ zur Zeit noch „laden mit Gas, Kohle und eventuell Wind“. Hier wäre „laden über Mittag“ sinnvoller.

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