Eon: E-Autos stabilisieren künftig unser Stromnetz

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Eon

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Bidirektionales Laden gilt als Hoffnungsträger der Energiewende – und Eon will mit dem Pilotprojekt Bi-clEVer sowie dem Konsortialprojekt BDL Next den Weg in eine skalierbare Praxis ebnen. Laut Michael Rahi, Senior Innovation Manager bei der Eon Group Innovation, lassen sich durch die intelligente Kombination aus Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G) in Deutschland bis zu 900 Euro jährlich einsparenbei Haushalten mit eigener Solaranlage sind es immerhin bis zu 420 Euro.

„Unsere Pilotkunden konnten ihren Autarkiegrad verdoppeln und bis zu 420 Euro pro Jahr an Stromkosten einsparen“, so Rahi mit Blick auf das Projekt Bi-clEVer, das Ende 2024 startete. Dabei wurde überschüssiger Solarstrom nicht wie bisher ins Netz eingespeist, sondern in der Autobatterie zwischengespeichert und später im Haushalt verwendet. Gesteuert wurde der Prozess über ein Home Energy Management System (HEMS) von GridX, das auf einem eigenen Algorithmus basiert.

Neben dem PV-Eigenverbrauch rückt auch die Netzdienlichkeit stärker in den Fokus. „Ich bin davon überzeugt, dass Elektroautos zunehmend relevante Bausteine des Gesamtsystems werden“, betont Rahi. Vor allem das Potenzial zur Stabilisierung der Stromnetze sei signifikant. Durch bidirektionales Laden könnten etwa Spitzenlasten gekappt und Schwankungen im Stromnetz abgefedert werden – ein Vorteil angesichts des steigenden Anteils volatiler Energiequellen wie Sonne und Wind.

Gemeinsam mit Partnern wie BMW, TenneT, Compleo, dem KIT und der Universität Passau treibt Eon im Projekt BDL Next die V2G-Feldtests voran. Dabei geht es nicht nur um technische Umsetzbarkeit, sondern auch um Marktintegration: „Wir möchten zeigen, welche Erlöspotenziale für Kunden möglich sein werden. Deshalb liegt unser Fokus auf dem marktdienlichen Anwendungsfall des Intraday Tradings“, erklärt Rahi. Zusätzlich erprobt das Konsortium Anwendungen wie Redispatch 3.0 oder das sogenannte Hüllkurvenkonzept, um Netzbelastungen gezielt zu vermeiden.

Allerdings stehen der breiten Umsetzung noch regulatorische Hürden im Weg. „Eine wirtschaftliche Umsetzung von Vehicle-to-Grid ist aufgrund der steuerrechtlichen Behandlung von mobilen Speichern derzeit nur schwer möglich“, so Rahi. Gemeinsam mit anderen Akteuren engagiert sich Eon daher in der branchenübergreifenden Initiative „Coalition of the Willing on Bidirectional Charging“, um praktikable Rahmenbedingungen zu schaffen.

Auch die Integration in bestehende Energiemanagement-Systeme spielt eine zentrale Rolle. Über §14a EnWG können Kunden von reduzierten Netzentgelten profitieren, wenn steuerbare Verbraucher wie Wallboxen eingebunden sind. Das bidirektionale Laden kann hier eine Doppelfunktion übernehmen: „Durch die zur Verfügung gestellte Flexibilität können Netzengpässe proaktiv vermieden werden – so dass eine Drosselung im besten Fall nicht erfolgen muss“, erläutert Rahi.

Trotz vielversprechender Ergebnisse verbleiben noch einige technische Herausforderungen. Im Projekt Bi-clEVer kamen noch proprietäre Komponenten zum Einsatz – etwa eine Wallbox von Kostal und ein Vorserienfahrzeug der BMW Group. Für die breite Markteinführung brauche es allerdings interoperable und bezahlbare Lösungen. Positiv wertet Rahi dabei den jüngsten Hinweis der Bundesnetzagentur auf den Kommunikationsstandard EEBus als künftige Mindestanforderung.

Bei der Frage nach der geeigneten Technologie – AC oder DC – bleibt Eon pragmatisch. „Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile und damit ihre Daseinsberechtigung“, so Rahi. Während europäische Hersteller auf DC setzen, kommen aus Asien zunehmend AC-basierte Lösungen. Angesichts hoher Kosten bei DC-Wallboxen wachse das Interesse an günstigeren AC-Alternativen. „Wir möchten unseren Kunden die beste Lösung für ihr individuelles Set-Up bieten – mit Fokus auf Interoperabilität.“

Quelle: Electrive.net – Wie Kunden vom bidirektionalen Laden profitieren – Fünf Fragen an Michael Rahi von Eon

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Wolfbrecht Gösebert:

„AC-BiDi hat den entscheidenden Nachteil, das eAuto muß die Netzanschlußbedingungen erfüllen …“

Ja, schon, aber ein »Hexenwerk« ist das auch nicht :P

Besonderer Vorteil – und praktisch Voraussetzung für AC-Bidi – eines im Auto eingebauten 2-Wege-Wandlers ist nämlich die Möglichkeit, dass man JEDEM Zeitpunkt und Ort, an dem der Wagen gerade steht, einen 3-Phasen-AC-Ausgang bis 11 kW zur Verfügung hat … sei es, um u.a.

• an der Stelle ein anderes eAuto zu laden,
• ein leistungsfähiges Werkzeug zu betreiben oder auch
• z.B. ein/en Klein-Grundstück/-Garten o.ä. vorübergehend (am WE?) mit Strom zu versorgen.

Vom nicht völlig abwegigen Fall einer “Notversorgung” des EIGENEN Haushalts mal ganz abgesehen … :)

Wolfbrecht Gösebert:

„Und die geringen Leistungen bei V2H sind gerade ein guter Grund „abzurüsten“, es reicht idR eine DC-BiDi-Wallbox mit <4,2 kW, […].

Wirklich, du willst den ganzen privaten Kunden, die auf ihrem Grundstück oder (wie ich) in der Tiefgarage schon jetzt eine 11-kW-AC-Wallbox für (rel.) flottes Nachladen auch gern mal tagsüber nutzen, "überreden", künftig zuhause ganz GENERELL nur noch mit gut 3,7 kW laden zu können? Nicht dein Ernst!

Tom 1:

Ja ja Eon, vor Jahren war ein Startup schon ziemlich weit damit ein E Auto fit zu machen, wollten nur wenige und die Politik und Industrie gar nicht. Deutschland…schwächelt extrem.

D.Vorpahl:

Die Deutsche Bremse heißt in alter Gewohnheit unklare steuerliche Regelung! Es „darf“ doch nicht sein, dass die private Investition sich finanziell „lohnt“ und der Staat vom „Kuchen“ nur wenig, schlimmstenfalls gar nichts bekommt.(siehe lächerliche Einspeisevergütung ins öffentliche Stromnetz und dem Verkaufspreis aus dem öffentlichen Stromnetz)

E. Wolf:

Das ist bekannt, die eAutoHersteller müssen erst noch Effizienz buchstabieren lernen.

Für das BMS müssten 50W reichen, es braucht kein „Ladeerlebnis“ im Carport.

Und aus dem von Ihnen genannten Grund wirbt E3/DC mit seinem Workaround – Edision !

Aber dies gilt auch für V2G, da ist das eAuto auch im Stand-by und „wartet“ auf den Call.

Und die geringen Leistungen bei V2H sind gerade ein guter Grund „abzurüsten“, es reicht idR eine DC-BiDi-Wallbox mit <4,2 kW, da bleibt der para14a außen vor.

Michael Neißendorfer:

Ein Aspekt aus diversen Hintergrundgesprächen hierzu: V2H könnte für den Endverbraucher finanziell und energetisch nicht wirklich interessant sein, da die Stand-by-Bereitstellung von Energie auch im Auto einen gewissen Stromverbrauch verursacht im kleinen dreistelligen Watt-Bereich. Mitunter übersteigt der Verbrauch des Autos dann sogar die Last des Hauses. Ist von Einzelfall zu Einzelfall natürlich unterschiedlich.

E. Wolf:

Warum nur V2G ?

V2H ist um Größenordnungen einfacher zu realisieren: Keine Dritten ( Verträge), kein ggfs. Pflichten, kein Netzbetreiber, kein sog. SmartMeter.

Nur die eAutohersteller müssen endlich den DC Zugang freigeben!

V2H wäre sofort in der Fläche umsetzbar!

E. Wolf:

AC-BiDi hat den entscheidenden Nachteil, das eAuto muß die Netzanschlußbedingungen erfüllen, in DE die VDE-AR-4105. Im Entwurf 2024-10 jetzt explizit formuliert.

Bei DC- BiDi erledigt das die (nationale) DC-BiDi-Wallbox, sie wird geringfügig teurer werden als eine AC PV Überschußladewallbox.

Darüber hinaus wird es vermutlich wesentlich einfacher werden die DC-BiDi-Wallbox in das heimische (H)EMS einzubinden. Das eAuto bleibt einfach außen vor.

Wolfbrecht Gösebert:

Interessant ist der letzte Absatz im Artikel:
„Bei der Frage nach der geeigneten Technologie – AC oder DC – bleibt Eon pragmatisch. „Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile und damit ihre Daseinsberechtigung“, so Rahi. Während europäische Hersteller auf DC setzen, kommen aus Asien zunehmend AC-basierte Lösungen. Angesichts hoher Kosten bei DC-Wallboxen wachse das Interesse an günstigeren AC-Alternativen.“

Richtiger wäre hingegen gewesen, AUCH auf die AC-Möglichkeiten in EU hinzuweisen, die z.B. sowohl Renault als auch Volvo bereits anbieten (werden). Hersteller wie VW haben hingegen bislang nur einen (limitierten!) DC-Zugang angeboten, der für den Hersteller mal gerade einen „Groschen“-Aufwand erfordert, die vielleicht hundertfach größeren Kosten für eine bidirektionalen DC-Wallbox aber schlicht dem Kunden aufbürdet!

BTW: Die Mehrkosten für eine Bidi-AC-Wallbox werden bei Serienstückzahl bei vielleicht 10% liegen, der Mehrpreis entsteht beim Auto-Hersteller, der einen Bidi-Wandler für den Akku-Stromfluß bereitstellen muß. Fortschritte bei den Halbleitern ermöglichen da aber offenbar einen nur noch mäßigen Mehrpreis!

Nebenbei: Ein in Auto eingebauter Bidi-Wandler ermöglicht aber an jedem beliebigen Standort des Fahrzeugs eine Nutzung des AC-Anschlusses!

Peter Bigge von Berlin:

„Unsere Pilotkunden konnten ihren Autarkiegrad verdoppeln und bis zu 420 Euro pro Jahr an Stromkosten einsparen“, so Rahi mit Blick auf das Projekt Bi-clEVer, das Ende 2024 startete.
….
Wie haben die das hinbekommen?

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