BMWK startet weiteres Pilotprojekt für bidirektionales Laden

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) startete vor wenigen Tagen ein weiteres Pilotprojekt zum netzdienlichen bidirektionalen Laden von Elektroautos. Das Projekt wird vollständig von der Industrie finanziert. Beteiligt sind die Unternehmen Bayernwerk Netz, BMW, EWE Netz, Lechwerke, Maingau Energie, Octopus Energy, Tennet, The Mobility House und TransnetBW. Ziel des Innovationsprojekts ist es, erstmalig smartes und bidirektionales Laden stromnetzdienlich auf allen Netzebenen zugleich zu steuern.

„Zukünftig sollen E-Autos nicht mehr nur Strom tanken, sondern ihn bei Bedarf auch wieder zurück ins Netz geben. So wird die E-Mobilität dazu beitragen, die Stromnetze deutlich besser auszulasten und die Stromkosten für Wirtschaft und Verbraucher zu senken“, so Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck. Das Pilotprojekt der Industrie gehe jetzt den entscheidenden Schritt, von der Theorie in die Praxis. „Das Ziel ist, dass das Projekt Schule macht und das bidirektionale Laden in Deutschland schnellstmöglich Realität wird. E-Auto-Besitzer können dann unter dem Strich sogar Geld mit dem Stromverkauf verdienen, anstatt für das Stromtanken zu bezahlen“, so der Grünen-Politiker.

Das Pilotprojekt setze in den kommenden sechs Monaten mehrere innovative Konzepte im Zusammenspiel des Ladens von E-Autos mit dem Stromsystem um. Be- und Entladevorgänge von bidirektionalen E-Autos sollen netz- und marktdienlich gesteuert werden. Das heißt: E-Autos sollen insbesondere dann geladen werden, wenn Wind und Sonne im Überfluss verfügbar sind und dann Strom zurück ins Netz speisen, wenn die Nachfrage hoch ist oder die Netze stabilisiert werden müssen. Dabei werde der Zustand der Netze auf allen Ebenen in die Optimierung der Ladevorgänge einbezogen. So sollen erstmalig alle Stromnetzebenen zugleich optimiert und besser ausgelastet werden.

Am Pilotprojekt nehmen mit Bayernwerk Netz, EWE Netz und Lechwerke drei der größten deutschen Verteilnetzbetreiber teil, bei denen in Summe knapp 10 Prozent der Marktlokationen in der Niederspannung angeschlossen sind. Auf Übertragungsnetzebene decken Tennet TSO und TransnetBW wiederum gut die Hälfte des deutschen Übertragungsnetzes ab. In der Breite umgesetzt soll das bidirektionale Laden zukünftig den Netzausbau und die Stromkosten senken.

Wann es soweit ist, dass das bidirektionale Laden endlich für Endkunden verfügbar ist, geht aus der Mitteilung nicht hervor – das Startdatum in Deutschland wird schon seit mehreren Jahren stetig weiter nach hinten geschoben. Es scheiterte dem Vernehmen nach immer wieder an „regulatorischen Herausforderungen“, sprich: der Bürokratie. Die Technologie gilt in der Branche eigentlich als ausgereift. Habeck hatte zuletzt das Jahr 2025 für eine Markteinführung in Aussicht gestellt, inwiefern das Thema bei der möglichen großen Koalition noch eine Rolle spielt, ist nicht bekannt.

Kunden profitieren von niedrigen Strompreisen

Im Rahmen der Pilotierung legen die Kunden per App fest, bis wann ihre Elektroautos den angestrebten Ladezustand erreichen sollen. Den Rest erledigt das System. Es steuert die Stromflüsse digital so, dass die Stromnetze und die Kosten optimiert werden, denn neben der Netzauslastung wird auch der Strompreis in die Optimierung der Ladevorgänge einbezogen.

Kunden profitieren dadurch von niedrigen Ladestrompreisen, die besonders dann auftreten, wenn Solar- und Windparks besonders stark ins Netz einspeisen. Dadurch kann der Anteil an erneuerbaren Energien im Gesamtsystem erhöht werden: Eine Win-Win-Win Situation für Wirtschaft, Verbraucher und Klima.

Das Pilotprojekt wird von den beteiligten Unternehmen finanziert, von dem Innovationszentrum der TU München „UnternehmerTUM“ koordiniert und unter der Begleitung der „European Coalition of the Willing for Bidirectional Charging“ umgesetzt. Ziel ist es, binnen sechs Monaten die ersten netz- und marktdienlichen Ladevorgänge in der Praxis zu demonstrieren und dabei die im Rahmen der „European Coalition of the Willing on Bidirectional Charging“ erarbeiteten Grundlagen in der Praxis anzuwenden.

Quelle: BMWK – Pressemitteilung vom 05.03.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Hohenadl Lorenz:

hoffentlich ist es bald soweit.
Wo und wann kann man sich anmelden damit man bei den ersten dabei ist. Ich habe PV, Wärmepumpe und E-Auto und Batteriespeicher im Keller.

E. Wolf:

Update:

Deutscher Bundestag – Drucksache 20/14985 -Zukunft des bidirektionalen Ladens:

Die o.g. Drucksache vom 14.2.2025 enthält folgenden Satz:

Seite 3, Mitte: Für V2H sind keine verbleibenden regulatorischen Hürden bekannt.

Also BiDi/V2H einfach machen !!!

E. Wolf:

Zitat: „Wann es soweit ist, dass das bidirektionale Laden endlich für Endkunden verfügbar ist,“

BiDi/V2H ist verfügbarer !!

V2G erst wenn 20+ GW Gaskraftwerke gebaut wurden (Fritze Merz/SPD/IG BCE).

BiDi:V2H wird nicht erwähnt, damit das geneigte Publikum erst gar nicht auf die Idee kommt zu fragen. !

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