500.000 Tuk-Tuks sollen elektrisch werden

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 2 min

Sri Lanka will in den kommenden fünf Jahren insgesamt eine halbe Millionen Tuk-Tuks auf elektrische Antriebe umstellen, berichtet electrive.net unter Berufung auf mehrere Medien aus der Region. Demnach wollen die ansässigen Ministerien für Verkehr und Autobahnen, das Ministerium für Strom und Energie sowie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) diese Pläne gemeinsam umsetzen. Das UNDP ist offenbar aktuell dabei, ein Portfolio für nachhaltige Entwicklung auf die Beine zu stellen, wovon das Projekt in Sri Lanka ein Teil sein soll.

Im Inselstaat südlich von Indien mit seinen mehr als 22 Millionen Einwohnern gibt es wohl knapp 1,2 Millionen Tuk-Tuks, also kleine motorisierte Rikschas mit einem Platz für den Fahrer sowie einer kleinen Kabine für Fahrgäste oder Waren. Fast die Hälfte dieser Zahl soll nun mit Elektromotoren ausgestattet werden.

Der Hintergrund ist ernst

Was erst einmal unterhaltsam klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Da es aufgrund einer wirtschaftlichen Krise im Land zunehmend an Fahrzeugen, aber auch an Treibstoff mangelt, sind bereits mehrere Hunderttausend Fahrer von Tuk-Tuks arbeitslos geworden, heißt es in den Medienberichten. Für viele Menschen sei es existentiell wichtig, dass ausreichend Rikschas auf den Straßen unterwegs sind.

Gestartet werden soll mit 200 Tuk-Tuks aus der Hauptstadtregion, die auf Kosten des UNDP auf elektrische Antriebe umgerüstet werden. Vorrang sollen dem Bericht nach Menschen erhalten, die entweder massiv von ihrem Tuk-Tuk finanziell abhängig sind, weiblich sind oder eine Behinderung haben. In dieser Pilotphase sollen offenbar verschiedene Antriebe getestet werden, um gleichzeitig herauszufinden, welche davon am besten geeignet sind.

Wirtschaftliche Erholung ist das Ziel

„Dieses Pilotprojekt wird als Plattform für die Einführung von Elektro-Dreiradfahrzeugen im Land dienen. Elektrische Dreiräder werden nicht nur den einzelnen Betreibern zugute kommen, sondern auch dazu beitragen, den wirtschaftlichen Erholungsprozess des Landes anzukurbeln“, wird Sri Lankas Verkehrsminister Bandula Gunawardena zitiert.

Azusa Kubota vom UNDP sagte demnach: „Dieses Portfolio zielt darauf ab, Lösungen zu entwickeln und die Entwicklung Sri Lankas zu unterstützen, um eine kohlenstoffarme, grüne und integrative Entwicklung zu katalysieren, in der nachhaltiger Transport und E-Mobilität eine Schlüsselrolle spielen. Mit diesem Pilotprojekt wird das UNDP die Regierung dabei unterstützen, ein tragfähiges System zu schaffen, das in größerem Umfang eingesetzt werden kann.“

Quelle: Electrive.net – Sri Lanka will eine halbe Million Tuk-Tuks elektrifizieren

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Waldi:

Wenn ich diese Berechnungen sehe stelle ich immer wieder fest, dass diese nicht von Leuten gemacht werden, die schon einmal in solchen Ländern waren.
Denn Fakt ist (aus eigener Erfahrung):
In vielen Großstädten Asiens ist die Luft Abends zum schneiden, durch 2takter TukTuks, bzw. Mofas und Motorräder. Und die Länder wissen, dass sie handeln müssen.
Berechnung hin oder her.

Wolfbrecht Gösebert:

Nochmal zu Frage:

„Woher sollen all diese Fahrzeuge ihren Strom bekommen?“

Solarzellen auf den (anteilig) großen Dachflächen der E-Tuk-Tuks könnten ebenfalls zur Versorgung beitragen, da ja tagsüber auch immer mal auf Kunden gewartet wird …

Daniel W.:

Erstmal einige Infos:

Sri Lanka Benzinpreise, 15-Mai-2023

1,085 Euro

———————————–

Sri Lanka, September 2022:

Haushalte: … 0.049 USD pro kWh. (Anmerkung: 0,045 Euro/kWh)

Geschäft: … 0.105 USD pro kWh. (Anmerkung: 0,097 Euro/kWh)

(de.globalpetrolprices.com)

———————————-

Mit einem TukTuk darfst du in Sri Lanka in der Regel 40 km/h fahren.

(Quelle: geh-mal-reisen.de)

———————————-

Autorikschas in Indien … Verbrauch üblicherweise 3,3 bis 5,5 Liter auf 100 km

(Quelle: Wikipedia)

Einige Berechnungen:

Gehen wir mal von 3,5 Liter auf 100 km aus, dann wären es rund 3,80 Euro auf 100 km.
Bei 10 kWh auf 100 km mit E-Tuk-Tuk wären es rund 0,45 bzw.0,97 Euro auf 100 km.

3,80 Euro minus 0,97 Euro sind 2,83 Euro Ersparnis auf 100 km.
Bei maximal 1.000 Euro E-Mehrpreis nach rund 35.000 km amortisiert.

Wenn man bedenkt, dass es kleine E-Pickup mit 4 Rädern aus China schon ab rund 2.000 Dollar gibt, dann sollten 1.000 Euro Mehrpreis eher die obere Grenze sein.

In Deutschland kostet ein Balkonkraftwerk mit 600 Watt etwa 500 Euro. In Sri Lanka gibt es sicherlich auch PV-Module viel günstiger, möglicherweise 1.800 Watt für 500 Euro.

Mit 1.800 Watt wäre ein 5-kWh-Akku in etwa 3 Stunden geladen für rund 50 km und die 500 Euro hätten sich schon nach rund 17.500 km amortisiert.

Fazit:

Alles zusammen (E-Tuk-Tuk und Balkonkraftwerk) nach 52.500 km oder früher amortisiert.

Smartino:

„Woher sollen all diese Fahrzeuge ihren Strom bekommen?“

Diese Frage höre ich auch am europäischen Stammtisch.
Aber sorry, das ist die falsche Frage, denn sie bringt niemanden weiter.

Die bessere, weil lösungsorientierte Frage lautet:

Was müssen wir tun, damit genügend umweltfreundlicher Strom vorhanden ist?

Das gilt nicht nur in Sri Lanka, sondern für die ganze Welt.

Wolfbrecht Gösebert:

„Woher sollen all diese Fahrzeuge ihren Strom bekommen?“

Bei einem »Inselstaat südlich von Indien« würde ich – wenn ich denn sollte – auf einen mit der Umrüstungs-Entwicklung einhergehenden Solar-Ausbau von akkugepufferten Ladestationen setzen :)

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