500 E-Autos: Renault weitet V2G-Projekt in Utrecht aus

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Utrecht ist das europäische V2G-Reallabor schlechthin. Schon seit 2019 experimentieren die Niederländer damit, seit nunmehr fast drei Jahren läuft gemeinsam mit dem südkoreanischen Autohersteller Hyundai ein Projekt mit bidirektional ladenden Ioniq 5. Dafür hat die Stadt in den vergangenen Jahren mehr als 1000 bidirektionale Ladepunkte errichtet. Nun steigt auch Renault in das Projekt ein, und liefert 500 Renault 5 E-Tech Electric, um einen V2G-fähigen Carsharing-Dienst zu starten. Mit dabei sind, wie auch schon bei Hyundai, We Drive Solar und MyWheels. We Drive Solar stellt die Ladestationen zur Verfügung, über MyWheels wird die Carsharing-Plattform verwaltet.

Utrecht ist eine der fortschrittlichsten europäischen Städte bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Bereits 35 Prozent aller Dächer sind mit Solarmodulen bedeckt, so die Stadt. Die neue V2G-Initiative zielt darauf ab, die Verfügbarkeit von elektrischer Shared Mobility im großen Maßstab zu ermöglichen und gleichzeitig eine innovative Lösung zu bieten, das Stromnetz der Stadt durch bidirektionale Ladetechnologie zu entlasten.

Die Niederlande sind weltweit mit führend beim Ausbau von Solar- und Windenergie, was aufgrund der Fluktuation in der Erzeugung zu Herausforderungen für das Stromnetz führt – die V2G-fähige Elektroautos abmildern können. Die 500 bidirektionalen E-Autos könnten, so Renault in seiner Mitteilung, 10 Prozent der benötigten Flexibilität in der Region Utrecht bereitstellen, um den höheren Strombedarf während der Spitzenzeiten auszugleichen.

V2G ermöglicht es, die Elektroautos dann mit besonders sauberer Energie aufzuladen, wenn Wind und Sonne auf Hochtouren laufen, und bei hoher Nachfrage diesen klimafreundlicheren Strom wieder in das Netz zurückzuspeisen. Dies senkt nicht nur die Gesamtstromkosten, sondern trägt auch zur Stabilisierung des Netzes und zur verbesserten Integration erneuerbarer Energiequellen bei.

Eva Oosters, Beigeordnete der Stadt Utrecht, hat auf Linkedin einige weitere Details über das Projekt verraten. Sie verweist darauf, dass V2G-Carsharing das Stromnetz „in der Nachbarschaft“ entlaste, und zwar genau dann, „wenn die Nachfrage am höchsten ist, z. B. am Abend, wenn die Menschen kochen oder heizen“. Das Projekt zeige, wie intelligente Technologie und geteilte Mobilität die Energiewende beschleunigen können.

Und schließlich gehe es mit Carsharing „auch darum, Raum zum Leben in der Stadt zu schaffen“, so Oosters. „Weniger Autos bedeuten mehr Platz für Spielplätze, Parks und andere schöne Dinge. Dies ist ein wichtiger Schritt nach vorn und hoffentlich der Beginn vieler weiterer solcher innovativer Kooperationen in Europa.“

Quelle: Renault – Pressemitteilung vom 27.11.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Philipp:

Wieso sollten die Kosten nicht so hoch sein? Hast Du sie gesehen?

AC->DC->Batterie->DC->AC können gerne 20% Verlust sein. Wenn man den Strom für 20c kaufen muss, dann muss man also allein wegen der Verluste 4ct/kWh verdienen. Schafft man das mit all der Installation, Abrechnung, Degradation?

Wann kommen in all den V2G Berichten endlich mal reale Zahlen und nicht nur „bis zu … im Jahr“ Gummigewäsch?

E.Wolf:

In der Theorie ja, aber dies sieht die aktuell verbaute Infratruktur nicht vor.

Und ja „auf privaten Stellplätzen bzw. Tiefgaragen“, das setzt aber ebenfalls entsprechende Investitionen und die Bereitschaft zu bestimmten Zeiten, verm. vertraglich verpflichtet, den Wagen dort zu parken.

Für Laternenparker alles keine Option, da hier dann Strafgebühren fällig werden.

Und warum soll der AG BiDi Ladesäulen einrichten, das läßt nur die Komplexität steigen. Wenn er vernünftig rechnet, wird er 3,6 kW Lademöglichkeiten vorsehen. Genug um über den Tag „den AN zu laden“, damit die Rückkehr an den Arbeitsplatz am nächsten Tag gesichert ist.

Von daher, Druck aufbauen, das die Technik geliefert kommt !

Tom:

Renault kratz eindeutig die Kurve und bietet aktuell eine ordentliche Palette an.
So werden sie noch zum Inovations-Treiber. Daumen hoch!

Wolfbrecht Gösebert:

„… Und wieviel einfacher ist dagegen V2H (Vehicle-to-home) …“

Ja.
Nur (leider) für die absolute Vielzahl aller im urbanen Großräumen (bzw. in Mehrfamilienhäusern) lebenden Mieter so gut wie nicht nutzbar –> für die also eher nicht relevant.
V2G an AC-Ladestellen hingegen könnte (zusammen mit passendem eAuto) an 10-Tausenden öffentlicher Ladestellen zu günstigen Preisen und bei Arbeitgebern z.B. zu kostenlosem Ladestrom führen, bei privaten Stellplätzen bzw. Tiefgaragen sogar zu (kleinem) finanziellem Überschuss!

E.Wolf:

Wenn eine Komune, Ladepunktebetreiber, Energiekonzerne und der verantworliche Netzbetreiber etwas möchte, dann geht es auch.

In DE gönnen wenige das „Schwarze unterm Fingernagel“ anderen:
– Komunen födern private PKW’s, kein Carsharing
– Ladepunktbetrieber haben Strafgebühren nach dem Laden
– Energiekonzerne fürchten massive Umsatzrückgänge
– Netzbetreiber pochen auf Netzanschlußregeln, die aus der Zeit gefallen sind, Stichwort: „Stand der Technik“

Nur einige Punkte, aber traurige Gewissheit in DE.

Und wieviel einfacher ist dagegen V2H (Vehicle-to-home) ! Die Technik BiDi ist die gleiche, nur die Anwendung macht den Unterschied. V2G benötigt Verträge, komplexe Abrechnungen / Vergütungsregeln und viele Beteiligte, die sich einig sein müssen.

Bei V2H ist der PV-Dacheigner und eMobilist der „Herr im Haus“, keine Verträge mit Dritten, keine Verpflichtungen.

Es wäre ganz einfach, aber die eAuto’s müssen trotzdem vorhanden sein.

Von daher, Interessenten müssen die Technik bei eAuto einfordern. Die Verwendung (fahren, reisen oder als eHeimspeicher) ist nicht das Thema des Verkäufers – der Kunde hat Eigentum erworben.

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:
„Utrecht ist das europäische V2G-Reallabor schlechthin. […] Dafür hat die Stadt in den vergangenen Jahren mehr als 1000 bidirektionale Ladepunkte errichtet.“

Die Stadt gibt ein erfreuliches Beispiel. Schon an der hohen Stückzahl zeigt sich, dass die AC-Lösung insbesondere für die deutlich preiswerteren Bidi-Ladepunkte/-Wallboxen einfach die bessere Lösung ist. So wird eine AC-Bidi-Wallbox in Stückzahlen deutlich unter 1.000 € kosten und nicht größer sein als die bisherigen! Der etwas höhere Aufwand für den Bidi-Wandler im Fahrzeug scheint aber auch eher nicht hoch zu sein, da Renault das sonst wohl kaum beim „kleinen“ R5 schon einbauen würde …

Die Kosten dürfen schon deswegen nicht zu hoch sein, damit sich die Teilnahme am V2G auch für die Vielzahl der „kleinen“ Teilnehmenden auch binnen kurzer, überschaubarer Zeit auch in Euro und Cent rechnet!

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