E-Auto Nissan Micra im Test: Im Schatten der 5

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Nissan

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Nissan wagt nicht allein mit dem Leaf III einen elektrischen Neustart, sondern verspricht sich insbesondere vom Micra die Rückkehr zu alten Erfolgen. Der Rückenwind durch den Renault 5 ist dabei mehr als hilfreich – das sehenswerte Design ebenfalls.

Nissan will wieder zurück in die Erfolgsspur. Mit Sportwagen wie dem 350 Z, einem Qashqai oder auch dem elektrischen Leaf mischten die Japaner die Autoszene einst speziell in Europa mächtig auf. Nur um dann ins automobile Niemandsland abzustürzen. Bei kaum einem anderen Auto wird das so offensichtlich wie beim Micra, der seit den frühen 1980ern zum Zweitwagenliebling der Damenwelt wurde. Doch nach einigen Designirrungen und Globalisierungsversuchen verschwand der Kleinwagen nahezu von der Bildfläche. Anfang 2026 kommt er elektrisch zurück und kann sich dabei mehr als sehen lassen. Wer meint, ihn mit seinen auffälligen Leuchteneinheiten und kraftvollen Proportionen irgendwo schon einmal auf der Straße gesehen zu haben, irrt nicht.

Denn technisch ist der neue Micra ein Renault 5 im schmucken Nissan-Design. Ausgestellte Kotflügelbacken, hintere Türen, die sich kaum als solche erkennen lassen, markige Lichter vorne wie hinten und stämmige 18-Zöller – das trifft nicht allein auf den elektrischen Renault 5 zu, sondern auch auf seinen Nissan-Zwilling, den Micra. Mit groß aufgerissenen Scheinwerferaugen düst das neue Elektromobil in die betont urbane Welt hinaus, nicht ohne mit einer Vielzahl von sogenannten Easter Eggs (versteckten Designdetails) auf seine asiatische Herkunft hinweisen zu wollen und sich auch so von seinem Plattformgeber zu differenzieren. „Das Design der sechsten Generation des Nissan Micra feiert all jene Werte, die das Modell so beliebt gemacht haben. Das Äußere wirkt auf den ersten Blick kühn und verspielt, verleiht dem Fahrzeug aber eine solide Präsenz auf der Straße“, sagt Giovanny Arroba, Vizepräsident von Nissan Design Europe.

Ist die Optik allenfalls an der R5 angelehnt, sieht das bei der Technik ganz anders aus. Plattform und Antrieb des 3,97 Meter langen Micra sind mit dem des Renault 5 identisch. So hat der Kunde die Wahl, ob der 90 kW / 122 PS starke Elektroantrieb in Kombination mit dem 40 kWh großen Batteriepaket und einer Reichweite von 310 Kilometern reicht oder es die stärkere Version sein soll.

Der 52-kWh-Akku ist an den stärkeren 110 kW / 150 PS Motor an der Vorderachse gekoppelt, der im dann allerdings über 1,5 Tonnen schweren Kleinwagen echten Fahrspaß verbreitet. 245 Nm maximales Drehmoment klingen wenig imposant, sorgen aber für muntere Beschleunigungen und in engen Kurven scharren die Vorderräder sogar auf dem rauen Asphalt. Die Reichweite von maximal knapp über 400 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp dürfte sich bei entsprechenden Wetterbedingungen sehr deutlich Richtung 300 Kilometer bewegen und dann wird es mit der müden Ladegeschwindigkeit von 100 kW (sogar nur 80 kWh beim kleinen 40-kWh-Batteriepaket) schon einmal zäh auf längeren Strecken. Da ist auch nur schwacher Trost, dass die Konkurrenz von MG, Stellantis oder Mini auch nicht mehr auf den Stecker bringt. Das gilt auch für das Maximaltempo, denn 150 km/h Spitze sind nicht viel, wenn es auf die Autobahn geht.

Die 18-Zöller sehen nicht nur gut aus und lassen den Franko-Japaner auch ohne entsprechende Motorleistung wirklich sportlich wirken. Zudem unterstützen sie das gute Fahrverhalten. Mit dem schweren Akkupaket zwischen den Achsen geht es Dank der AMPR-Small-Plattform betont straff zu, während die Lenkung sich so direkt präsentiert, wie man es in dieser Klasse sonst zumeist nur von einem Mini kennt. Über den Knopf am Steuer lassen sich mit Unterstützung der beiden bis zehn Zoll großen Instrumente die verschiedene Fahrmodi wechseln, die sich durchaus spürbar unterscheiden.

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Gefallen können bei flotter Fahrt die niedrigen Wankbewegungen und eine Bremse, die nicht allein durch die veränderte Rekuperation hält, was sie verspricht. Das Platzangebot vorne ist gut; hinten können kaum mehr als Kleinkinder Platz nehmen, während der Kofferraum üppiger dimensioniert ist. Marktstart soll Ende des Jahres sein und auch wenn sich Nissan hier bedeckt hält: der Preis dürfte nicht über denen des Zwillingsbruders liegen. Der startet aktuell bei knapp 28.000 Euro, eine günstigere Version für rund 25.000 Euro wollen die Franzosen auch noch nachreichen. Bei weiteren Fragen hilft im Auto die intelligente Google-Vernetzung. Viel einfacher geht es für Fahrer und Insassen nicht.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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