DPD Schweiz: E-Lkw für alpenquerenden Verteilerverkehr

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DPD

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

100 Jahre nach der Elektrifizierung der Eisenbahn auf der Gotthardstrecke gelingt auch im Straßenverkehr ein Durchbruch: Europas größter Paketdienstleister DPD fährt seit Februar 2023 im alpenquerenden Verteilerverkehr emissionsfrei, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Zwischen dem Tessin und der Alpennordseite setze DPD Schweiz nur noch elektrisch betriebene Lastwagen sowie die Bahn ein. Die Abkehr vom Diesel im alpenquerenden Verteilerverkehr sei für DPD Schweiz ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer fossilfreien Paketzustellung in der ganzen Schweiz.

DPD treibt die Elektrifizierung seiner Flotte damit weiter voran. Neben der Umstellung auf E-Vans auf kürzeren Strecken und auf der letzten Meile setzt der Paketdienstleister auch bei den zwischen den Depots verkehrenden Lastwagen konsequent auf grüne Energie. Seit Anfang Februar 2023 setzt DPD Schweiz im Linienverkehr zwischen dem Depot in Giubiasco und den großen Standorten in der Deutschschweiz elektrisch betriebene Lkw ein.

Die von der Winterthurer Firma Designwerk Products entwickelten E-Trucks des Typs DW E-Truck Logistics verfügen über Batterien mit 900 Kilowattstunden und einer dementsprechend hohen durchschnittlichen Reichweite von rund 600 Kilometern. Die Leistung der Elektro-Lkw beträgt 500 kW, geladen werden können sie mit bis zu 350 kW. 2021 erreichte ein DPD-Elektrolastwagen im Hochgeschwindigkeitsoval von Continental, dem Contidrom bei Hannover, bei einer auf möglichst niedrigen Verbrauch ausgelegten Fahrt mit einer Batterieladung eine Strecke von 1099 Kilometern – und hat sich damit sowohl einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde gesichert als auch die Einsatzfähigkeit von E-Lkw in Linienverkehren auf eindrückliche Weise bestätigt.

„Der Einsatz von E-Lastwagen auf der Gotthardachse galt bis vor wenigen Jahren als unrealistisch. Umso mehr freuen wir uns, dass die Umstellung jetzt gelungen ist. Sie ist für uns ein wichtiger Schritt hin zu einer emissionsfreien Paketzustellung, aber auch ein Beitrag zum Alpenschutz.“ – Tilmann Schultze, CEO DPD Schweiz

Pro E-Lkw und Monat sparen wir rund 9 Tonnen CO2 ein“, ergänzt Ville Heimgartner, Senior Innovation Project & Sustainability Manager bei DPD Schweiz. Fast drei Jahrzehnte nach Annahme der Alpeninitiative stellen Elektrolastwagen im alpenquerenden Güterverkehr nicht nur energetisch, sondern auch akustisch einen Paradigmenwechsel dar. Denn die Trucks mit einem möglichen Gesamtzuggewicht bis zu 38 Tonnen fahren fast geräuschlos durch die vom Transitverkehr beschallten Alpentäler.

Schweizweit hat DPD zurzeit sechs E-Lkw im Einsatz. Ihre Zahl soll schon in den kommenden Monaten sukzessive steigen. Die DPD-Flotte mit rund 850 Fahrzeugen sei heute zu 15 Prozent elektrifiziert und das Ziel von 20 Prozent bis Ende des Jahres liege in Reichweite. 2030 soll die ganze DPD-Flotte in der Schweiz emissionsfrei fahren und aus 90 Prozent E-Fahrzeugen bestehen. Die restlichen Fahrzeuge werden voraussichtlich alternative emissionsfreie Antriebe haben und für sehr lange Touren eingesetzt werden. DPD hat es sich zum Ziel gesetzt, die gesamten CO2-Emissionen bis 2030 um 75 Prozent zu senken (Basis 2020).

Der Einsatz von E-Lkw im Linienverkehr zwischen der Nord- und der Südschweiz gelingt DPD gut 100 Jahre nach der Elektrifizierung der Eisenbahn auf der Gotthard-Achse. Diese fährt seit 1922 zwischen Chiasso und Luzern durchgehend mit Strom, seit 1924 ist die ganze Strecke bis Basel elektrifiziert.

Die Muttergesellschaft von DPD Schweiz, Geopost, ist einer der ersten global tätigen Paketlieferdienste, dessen kurz- und langfristigen CO2-Reduktionsziele von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validiert worden sind. Die SBTi unterstützt Unternehmen dabei, Ziele und Massnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasen auf einer wissenschaftlichen Grundlage zu definieren. Die Initiative ist eine Kooperation des Carbon Disclosure Projects, des United Nations Global Compact, des World Resources Institutes und des WWF. Die Standards der SBTi sind ambitioniert: „Netto-Null“ gilt nicht nur für direkten Emissionen (etwa durch firmeneigene Fahrzeuge), sondern auch auf alle indirekten entlang der ganzen Wertschöpfungskette.

Quelle: DPD Schweiz – Pressemitteilung vom 05.04.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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J

Jakob Sperling

6.4.2023

Ein klassisches Flaggship-Projekt, das zeigt, was im Prinzip möglich ist und Werbung für die Firma macht.
Auf der anderen Seite wird der LKW mit den 900 kWh im realen Einsatz gerade etwa eine Fahrt alpenüberquerend schaffen. Dann muss er die 900 kWh mit max. 350 kW wieder aufladen (ca. 3 Stunden). Und jedes Mal transportiert er etwa 5 Tonnen Batterien über die Alpen.

M

Martin

8.4.2023

… einfach mal was rausposaunen …auch normale LKWs können einen bis zu 1500 Liter Tank mitführen, dies ist nur deswegen begrenzt, weil Diesel als Gefahrenstoff gilt.

Also jetzt hier wieder auf den Materialverbrauch bei leistungsstarken Akkus hinzuweisen ist meiner Meinung nach ein alter Hut. Ein Akku wird einmal gebaut, Diesel wird im Vergleich in Unmengen dauernd als „Material“ benötigt.

E

EinfachNurKlarDenken

12.4.2023

…und der Akku lässt sich recyceln und ist nicht auf fast immer und ewig verbrannt !!!
Warum halten so viele an „flüssigen Brennstoffen“ als Energie fest, ist das ein Fetisch ?!?
Der weltweite Energieverbrauch steigt und wird auch weiter steigen. Energie welche CO2 freisetzt können wir uns nicht mehr leisten, es sei denn wir wollen uns selber abschaffen. Wirkungsgrad und Energieeinsatz sind die Schlagworte der Zukunft. Wieder von politisch fragwürdigen und/oder instabilen Ländern abhängig machen ?!? No way, H2 in Afrika produzieren wo ja bei Batterien und deren Kobald schrecklich viel Kinderarbeit vorherrscht, aber H2 von dort beziehen kein Problem. Wenn dort die Energie produziert werden würde, wozu diese nach Europa noch transportieren, die verwendet man dann gleich vor Ort. Auch Strom dort produzieren, wo hier beim BEV angeblich soviel Verluste sind, dann aber über tausende Kilometer transportieren, mit Durchleitgebühren !? Aber mit batterieelektrischen Fahrzeugen „deindustrialisieren“ wir uns, ja klar.

Und der Semi von Tesla ist unbrauchbar, weil ein polnischer Trucker, der das Ding noch nie bewegt dieser (obsoleten) Meinung ist. Wo leben wir eigentlich ???

T

TobiT

6.4.2023

Dafür bekommt der E-LKW allerdings auch einen Großteil der Höhenenergie bei der Abfahrt wieder zurück. Ein Diesel-LKW würde dabei lediglich seine Bremsen aufheizen.

F

Frank

6.4.2023

Die Motore, Ladegeräte und Batterie haben auch Verluste und die 900kWh haben in der Kraftwerken und Transformatoren usw. 2500 bis 3000kWh Verluste.

D

DR. ULRICH SANCKEN

6.4.2023

Entscheidend ist die CO-Bilanz. In der Schweiz sind die regenerativen Bedingungen ganz andere als etwa in Deutschland. 2500 kWh Verluste an Wasserkraft lassen sich einfach nicht mit 2500 kWh Verlusten durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas vergleichen. Wenn man bedenkt, dass zudem ein Verbrenner Energie aufwenden muss um die Berge hochzukommen und eben die potentielle Energie nicht in nutzbare kinetische Energie umwandelt wie ein E-Fahrzeug, sondern das ganze Zeug als Wärme raushaut, wenn es wieder die Berge herunterfährt, dann würde mich schon interessieren, wer da die bessere Energiebilanz hat. Sollte mich wundern, wenn es der Verbrenner wäre. Die Schweizer werden schon wissen, was Sie da machen.

J

Jakob Sperling

6.4.2023

Ich bin auch überzeugt, dass die CO2-Bilanz trotz der grossen, schweren und aufwendig produzierten Batterie besser ist bei einem Diesel-LKW.

Beim fast CO2-freien Schweizer Strom sollte man die Sache allerdings inzwischen eher gesamteuropäisch betrachten. Was wir an sauberem Strom übrig haben, geht nach Italien und ein paar andere Länder und spart dort Kohle-Strom, dafür ist die Schweiz auf Gaslieferungen aus Deutschland und anderen Ländern angewiesen, weil wir hier kaum Gas speichern können.

Mein Vergleich wäre eben eher ein FCEV-LKW, der zwar insgesamt mehr grünen Strom verbraucht, aber Strom nutzen kann, dann und wo er reichlich und billig ist. Insbesondere aber braucht ein vergleichbarer FCEV-LKW weniger der vorläufig raren Batterien (was mehr elektrifizierte Fahrzeuge ermöglicht) und ist über 3 Tonnen leichter als dieser hier.

F

Frank

6.4.2023

Die Schweiz erzeugt die zusätzlichen Energiebedarf mit Kohlekraftwerken genauso wie in Deutschland oder glauben Sie, dass die Schweiz die Wasserkraftwerke nicht voll ausnutzt und nur für das laden von E-LKW einschaltet ?

D

DR. ULRICH SANCKEN

6.4.2023

Nein, natürlich nicht „Sie“, sondern sie.

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