Rund ein Jahr nach dem Richtfest hat Daimler Truck Ende der vergangenen Woche im Beisein von Michael Kleiner, Ministerialdirektor im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, sowie des Oberbürgermeisters der Stadt Mannheim, Christian Specht, das Battery Technology Center (BTC) im Mercedes-Benz Werk Mannheim offiziell eröffnet. Von Seiten Daimler Truck nahmen Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands von Daimler Truck und verantwortlich für Truck Technology, Yariş Pürsün, Leiter der globalen Produktion von Antriebskomponenten bei Daimler Truck, Andreas Moch, Standortverantwortlicher Mercedes-Benz Werk Mannheim, Michael Salmen, Leitung Produktionsplanung Batterie und BTC, sowie Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Daimler Truck, und Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Mannheim, an der Veranstaltung teil.
Auf einer Fläche von gut 10.000 Quadratmetern wird Produkt- und Prozessentwicklung für batterieelektrische Nutzfahrzeuge von Daimler Truck erbracht: Das BTC verbindet die Entwicklung mit der Produktion. Experten bauen hier Wissen rund um Batterien und deren Produktionsprozesse auf, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung. Dazu werden im BTC, das zum Richtfest noch InnoLab Battery hieß, zwei Fertigungsbereiche geschaffen.
Zum einen werden hier pilothaft Zellen hergestellt, um Prozesswissen aufzubauen. Zum anderen werden Batteriepakete prototypisch für Prüfstände und Testfahrzeuge gefertigt. Der Standort Mannheim bereitet sich mit der Pilotlinie für Batteriepakete auf eine künftige Serienfertigung vor, die im Zuge der Einführung der nächsten Lithium-Ionen Batteriegeneration für die zweite Hälfte des Jahrzehnts im Werk geplant ist
„Die Eröffnung des Battery Technology Centers ist ein wichtiger Schritt für die Elektrifizierung unseres Produktportfolios – und ein weiterer Meilenstein in der Innovationsgeschichte des Standorts Mannheim“, sagt Daimler-Vorstand Andreas Gorbach. „Wir haben entschieden, die Montage der zukünftigen Batteriegeneration selbst zu übernehmen und somit wichtige Wertschöpfung im eigenen Haus zu behalten. In und für Europa werden wir das im Mercedes-Benz Werk Mannheim tun und stärken damit weiter das Zukunftsbild des Standorts.“
„Die Batterietechnologie macht rasante Fortschritte“
„Die Batterietechnologie macht rasante Fortschritte und spielt mittlerweile auch bei Anwendungen mit höchsten Leistungsanforderungen eine wichtige Rolle. Für den Industriestandort Baden-Württemberg ist es daher entscheidend, auch bei Batterien im internationalen Wettbewerb eine starke Position zu erringen“, sagt Ministerialdirektor Michael Kleiner. „Die Eröffnung des Battery Technology Centers ist ein weiterer wichtiger Schritt, um den Standort Baden-Württemberg zukunftssicher aufzustellen und die aktuelle Transformation zur einer Erfolgsgeschichte zu machen.“
Der Standortverantwortliche Andreas Moch verweist auf den längerfristigen Plan für das Mannheimer Werk: „Im Battery Technology Center beschäftigen sich unsere Spezialisten damit, Knowhow für die Herstellung von Batteriezellen aufzubauen und Montagekonzepte und -systeme für Batteriepakete zu entwickeln. Diese Batteriepakete wollen wir dann in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts am Standort in Serie fertigen. Im Rahmen der Transformation ist der Standort Mannheim damit sehr gut aufgestellt.“
Das Bestandsgebäude mit der Gebäudenummer 18 aus dem Jahr 1952 liegt im Herzen des Werkes und erstreckt sich über eine Fläche von 7500 Quadratmetern. In den vergangenen Monaten wurde es entkernt und umfassend saniert und um einen gut 3000 Quadratmeter großen Anbau erweitert.
Von der Zelle zum Batteriepaket
Über 60 neue Anlagen werden im BTC aufgebaut, in dessen Räumlichkeiten sich die relevanten Prozesse zur prototypischen Herstellung von Batteriezellen und -systemen abbilden lassen: Beschichtungstechnologien, Schweißprozesse, Montage und Klebeprozesse. Das BTC unterteilt sich in zwei Bereiche. Im Bereich Zelle wird Produkt- und Prozesswissen bezüglich der Herstellung von Batteriezellen gewonnen. Die Ausstattung bringt die Voraussetzungen mit, um dort umfangreiche Erkenntnisse zur Zellchemie zu gewinnen. Beispielsweise bietet sich hier die Möglichkeit, mit verschiedenen Rezepturen bei der Herstellung der Batterie-Paste, auch Slurry genannt, zu experimentieren.
Aus diesem Slurry werden im Anschluss eigene prototypische Batteriezellen hergestellt, die kleinste Einheit einer Batterie. Dabei durchläuft jede Zelle sowohl Rein- als auch Trockenraumbereiche, da es bei der Herstellung sehr wichtig ist, die empfindlichen Materialien vor Staubpartikeln und Luftfeuchtigkeit zu schützen. Im Bereich Zelle können sowohl Pouch- als auch Prismatische Zellen hergestellt werden, zwei unterschiedliche Bauformen von Batteriezellen. Der Bereich Zelle dient dazu, Knowhow zum Herstellungsprozess sowie zur Stückzahlskalierung aufzubauen.
Auf der Pilotlinie für die Batteriepaket-Fertigung werden Erfahrungen in der Batteriepaketmontage gesammelt: Aus Zellen werden Batteriemodule gefertigt, die nächstgrößere Einheit innerhalb einer Batterie, bevor im Anschluss daran aus diesen Modulen Batteriepakete hergestellt werden. In wenigen Jahren sollen die Erkenntnisse aus dieser Linie am Standort Mannheim in die Serienfertigung gehen.
Insgesamt rund 100 Beschäftigte sind im BTC tätig. Um den Mitarbeitenden mehr Raum für Kreativität, Produktivität und Effizienz zu geben, wurde auf ein modernes Bürokonzept gesetzt mit verschiedenen Arbeitszonen. Das Gebäude des BTC verfügt über ca. 400 Quadratmeter Fassadenbegrünung, welche sich über einzelne vertikale wandgebundene Begrünungselemente verteilen. Neben einer extensiven Dachbegrünung befinden sich auch Photovoltaikanlagen auf dem Neubau, deren Versorgung etwa 50 Einfamilienhäusern entspricht.
1908 wurde das heutige Mercedes-Benz Werk Mannheim in Mannheim-Waldhof auf dem Luzenberg gegründet. Über 4600 Mitarbeitende produzieren am Standort Motoren und zugehörige Komponenten für Nutzfahrzeuge. Zudem ist es das Kompetenzzentrum für Batterietechnologie und Hochvoltsysteme von Daimler Truck, das maßgeblich zur Serienproduktion des elektrifizierten Produktportfolios beiträgt. Die Gießerei im Werk gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Fahrzeuggusselementen aus Eisen. Im sogenannten Europazentrum für die Tauschmotorenfertigung werden darüber hinaus Motoren aufbereitet.
Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 19.07.2024