Chery prüft Autoproduktion in VW-Werk in Deutschland

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Volkswagen

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der chinesische Automobilhersteller Chery plant eine stärkere Präsenz in Europa und prüft aktuell, ob eine Produktion in Deutschland wirtschaftlich sinnvoll ist. Dabei geht es offenbar um eine mögliche Nutzung eines Werks, das derzeit zur Volkswagen-Gruppe gehört, wie Automotive News Europe berichtet. Offiziell bestätigt Chery lediglich Gespräche über eine Fertigung in Deutschland, ohne dabei einen konkreten Partner zu nennen.

Charlie Zhang, Vizepräsident von Chery International, erklärte demnach bei einem Treffen mit Händlern und Medienvertretern in Wuhu, dass die Entscheidung noch von vielen Faktoren abhänge. Dazu zählten etwa die Kostenstruktur, bestehende Lieferketten, rechtliche Rahmenbedingungen und der Umgang mit Gewerkschaften. Laut Zhang ist die Lage in Deutschland komplex, weshalb zunächst eine detaillierte Machbarkeitsprüfung notwendig sei.

Hintergrund der Überlegungen ist auch ein Bericht, demzufolge chinesische Autohersteller Interesse an zwei VW-Werken in Dresden und Osnabrück haben. Diese Standorte könnten im Rahmen eines größeren Sparprogramms geschlossen werden. Für Volkswagen könnte die Ansiedlung eines chinesischen Produzenten eine Lösung sein, um den Unmut der Belegschaft über Werksschließungen abzufedern. Gleichzeitig könnte Chery auf diesem Weg Zölle umgehen, die beim Import von E-Autos aus China in die EU anfallen.

Der Schritt würde auch zum globalen Wachstumskurs von Chery passen. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen die neue Marke Lepas vorgestellt. Unter diesem Namen sollen vor allem umgebaute SUVs auf Basis der beliebten Tiggo-Reihe angeboten werden. Für Europa sind zunächst zwei kompakte SUVs sowie ein mittelgroßes Modell geplant. Die Autos sollen in verschiedenen Antriebsvarianten erscheinen – rein elektrisch, als Plug-in-Hybrid oder mit klassischem Verbrenner.

Bereits seit dem vergangenen Jahr ist Chery über ein Gemeinschaftsprojekt mit dem spanischen Unternehmen Ebro in Europa aktiv. Produziert wird in einem früheren Nissan-Werk in Barcelona. Dort wird derzeit ein Plug-in-Hybrid auf Basis des Tiggo 7 montiert. Weitere Elektroversionen für die Marken Omoda und Jaecoo sind geplant. Um das Produktionsvolumen zu steigern, soll die Anlage ausgebaut werden. Ziel ist es, bis Jahresende die volle Kapazität zu erreichen. Laut Zhang kann die Fabrik jährlich bis zu 200.000 Autos herstellen.

Die Wertschöpfung in Europa soll erhöht werden

Momentan liefert Chery lackierte Karosserien mit bereits ausgestatteten Innenräumen aus China nach Spanien. In Barcelona werden dann Achsen, Antrieb, Fahrwerk und Räder eingebaut. Für die neuen E-Modelle von Jaecoo und Omoda strebt Chery jedoch einen höheren Anteil an in Europa hergestellten Komponenten an. Damit soll der Eindruck vermieden werden, dass lediglich Montagearbeiten ausgeführt werden, um Handelsbeschränkungen zu umgehen. Zhang nennt eine Zielmarke von 50 Prozent an Bauteilen, die nicht aus China stammen. Eine Möglichkeit wäre, Batterien aus anderen Ländern zu importieren. Damit will das Unternehmen die Vorgaben der EU erfüllen und den Zugang zum europäischen Markt sichern.

Derzeit ist Chery der größte Autoexporteur Chinas. Im ersten Quartal 2025 wurden mehr als 255.000 Autos ins Ausland geliefert. Das Unternehmen verfolgt eine Strategie, bei der bestehende Werke in anderen Ländern übernommen und für die Montage genutzt werden. So ist Chery auch in Russland aktiv, wo frühere Standorte westlicher Hersteller nach dem Rückzug aus dem Markt übernommen wurden. Für Europa verfolgt Chery ambitionierte Ziele. Die Marken Omoda und Jaecoo sollen bald in 19 Ländern erhältlich sein – aktuell sind es sieben. Auch Frankreich und Deutschland stehen auf der Liste. In Deutschland plant Chery, noch in diesem Jahr rund 100 Händler für den Vertrieb zu gewinnen.

Quelle: Automotive News Europe – China’s Chery reportedly near deal to build cars at German VW factory

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pedro G.:

Die in China produzierten Einzelkomponenten werden im EUROPÄISCHEN Werk zusammengeschraubt ⁉️
Also hat die europäische Zulieferer Industrie nichts davon ⁉️

Daniel W.:

– – –
Nochmal zur Ausgangspunkt, in welchen Industriejobs, nicht öffentlicher Dienst, bringen Sie die Mitarbeiter nun unter?
– – –

Wegfallende Industriejobs bei Autokonzernen und Zulieferern werden nicht durch Industriejobs ersetzt, sondern durch Handwerks- und Dienstleistungsjobs.

Wer sollte denn sonst die vielen PV-Anlagen und Wärmepumpen für eine erfolgreiche Energiewende montieren? Anlernen und umschulen ist angesagt.

Ich gehe davon aus, dass in Zukunft auch Indien, das in etwa soviele Einwohner hat wie China, verstärkt in die Zukunftstechnologien einsteigen wird.

Deutschland wird wegen hoher Lohnkosten zunehmend die Produktion von Autos und Zulieferteilen einstellen, das diese anderswo günstiger ist.

Unsere Abhängigkeit vom Ausland wird auch bei der Verkehrswende bestehen bleiben, da wir gar nicht genug der Rohstoffe im Land haben.

Erich L:

Also besser sofort alle Werke in Deutschland sowohl bei den Herstellern und Zulieferer schließen?
Zahlen Sie dann sämtliche Abfindungen, Steuern und Abgaben der Mitarbeiter?
Oder wollen Sie in Deutschland die 70 h Woche einführen?

Deutsche/EU Hersteller müssen ESG Dinge einhalten und in China wissen Sie wie es läuft?
Dort gibt es keine Umweltschäden, keine Zwangsarbeit, keine politischen Vorgaben?
Wir als kleiner Betrieb müssen so ein Schwachsinn auch ausfüllen.
Was hilft es dem Projekt?

Donalds Zölle sind nicht vergleichbar mit den Autozöllen der EU. Das zu erklären wäre für Sie zuviel. China hat die Überproduktion selbst mit Unsummen an Kapital herbeigeführt. Die EU soll dafür jetzt herhalten?
Dann doch lieber hier Produzieren.
Mir egal ob Rumänien, Polen, Spanien,Portugal.
In Deutschland hat eh keiner Bock auf arbeiten.

Ja genau, Wohlstand entsteht durch Arbeitsteilung.
Bei einigen Themen muss die EU selbst entscheiden wo das Sinn macht.
Der Fehler wie bei Medikamenten, PV-Module oder Gas Lieferketten sollte sich bei Autos nicht wiederholen.

Aus Sicherheitspolitischen Gründen würde ich die Software Daten nicht mit den chinesischen Saat eilen. Da sind uns die Amis(Biden) voraus.

Nochmal zur Ausgangspunkt, in welchen Industriejobs, nicht öffentlicher Dienst, bringen Sie die Mitarbeiter nun unter?

Daniel W.:

Eine teure chinesische Autoproduktion in Deutschland wegen der EU-Strafzölle, d.h. unterm Strich zahlt der Kunde deutlich mehr für ein chinesisches E-Auto.

Besonders auffällig ist, dass gerade umweltfreundliche Fahrzeuge extrem hoch besteuerten werden, neben E-Autos auch Fahrräder und Pedlecs aus China.

—–
Beispiele für Warenarten und deren Einfuhrabgabensätze bei Einfuhr in die EU

Autoteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,5 bis 4,5 % Zoll

Fahrräder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14% Zoll zusätzlich 48,5 % Antidumpingzoll – bei Fahrrädern mit Ursprung in der Volksrepublik China
Fahrräder mit Motor (E-Bikes) . . . . 6% Zoll zusätzlich 62,1 % Antidumpingzoll und 17,2 % Ausgleichszoll – bei E-Bikes mit Ursprung in der Volksrepublik China

Pkw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10% Zoll
(Quelle: zoll.de)
—–

Es sollte sich keiner über Donald Trump und seine Zollpolitik beschweren, das kann die EU auch und vermutlch mit einem ähnlich katastrophalen Ausgang.

Fernseher, Drucker, Computer, Smartphone u.a. kommen sehr günstig aus China oder anderen asiatischen Ländern und sorgen für unseren Wohlstand.

Wer will 10.000 bis 30.000 Euro pro E-Auto mehr zahlen, damit es noch ein paar Jahre aus Deutschland kommt, bevor die Autowerke zumachen?

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