Der chinesische Autohersteller Chery plant mit seinen Marken Omoda und Jaecoo den Markteintritt in Deutschland. Im zweiten Halbjahr 2025 sollen Deutschland und Frankreich erschlossen werden. Bereits ab dem dritten Quartal ist der Start vorgesehen, sagt Jochen Tüting, Europachef des Unternehmens gegenüber der Automobilwoche.
In mehreren europäischen Märkten hat Chery bereits erste Erfahrungen gesammelt. Neben Italien und Großbritannien ist das Unternehmen in Polen, Ungarn und Spanien aktiv. Dort wurden insgesamt mehr als 17.000 Autos verkauft. Besonders Spanien spielt eine wichtige Rolle. Der fünftgrößte Automarkt Europas verzeichnet über eine Million Neuzulassungen pro Jahr. Bis Ende 2024 hat sich Chery dort einen Marktanteil von 1,5 bis 2 Prozent gesichert, obwohl bisher nur zwei Modelle angeboten werden.
In Deutschland verfolgt Chery ehrgeizige Pläne. Eine interne Präsentation für Händler prognostiziert im ersten Jahr rund 13.000 Neuzulassungen. Ein Jahr später soll die Zahl auf 27.000 steigen. Nach fünf Jahren könnte der Hersteller mit 85.000 verkauften Einheiten rund drei Prozent Marktanteil erreichen. Tüting betont jedoch, dass diese Zahlen nur zur Orientierung dienen. Die Marktstrategie werde schrittweise angepasst. Geplant ist ein Einstieg mit einer kleineren Modellpalette, um den Händlern eine stabile Basis zu bieten.
Zum Start rechnet das Unternehmen mit 30 bis 35 Verkaufsstandorten. Bereits im ersten Jahr soll die Zahl auf 80 steigen, im zweiten Jahr sind 130 angedacht. Langfristig sind bis zu 365 Standorte vorgesehen. Der Fokus liegt auf einwohnerstarken Regionen. In der Anfangsphase könnten 80 bis 120 Standorte ausreichen, um eine flächendeckende Präsenz zu gewährleisten. Später wird geprüft, ob weitere Betriebe in einzelnen Städten sinnvoll sind. Die Umsetzung muss zügig erfolgen. In wenigen Monaten sollen die ersten Betriebe stehen. Chery setzt zunächst auf große Handelsgruppen, die drei bis zehn Standorte betreiben könnten. Kleinere Händler werden erst in einer späteren Phase eingebunden. Die Investitionskosten pro Standort liegen laut Präsentation bei rund 200.000 Euro für eine Fläche von 250 Quadratmetern.
Standortentscheidungen hängen von der jeweiligen Stadt ab. In einer Metropole wie Frankfurt sind größere Betriebe sinnvoll, während in kleineren Städten kompaktere Strukturen ausreichen. Chery verfolgt dabei einen pragmatischen Ansatz. Teure Neuinvestitionen sind nicht zwingend erforderlich, doch die Verkaufsräume müssen professionellen Standards entsprechen. Eine ehemalige Gebrauchtwagenwerkstatt wäre für den Vertrieb der Marken Omoda und Jaecoo nicht geeignet.
Chery gehört zu den größten Autoherstellern Chinas. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 2,6 Millionen Autos verkauft, was einem Zuwachs von 38 Prozent entspricht und einem höheren Absatz als jener bekannter Hersteller wie Audi, BMW, Mercedes oder Tesla. Das Unternehmen exportiert fast die Hälfte seiner Produktion und sieht sich als Marktführer unter den chinesischen Herstellern im Auslandsgeschäft. Für 2025 wird ein weltweiter Absatz von mehr als drei Millionen Einheiten erwartet. Anzumerken ist, dass man sich nicht nur auf reine E-Autos, sondern auch auf Plug-in-Hybride und Verbrenner konzentriert.
Quelle: Automobilwoche – Chinesischer Hersteller: Chery startet in Deutschland und nennt ambitioniertes Ziel