BMW-CEO Zipse fordert Aufweichung der CO2-Ziele

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Eine kritische Einordnung von Michael Neißendorfer

Die EU wird in den kommenden Jahre die CO2-Flottengrenzwerte für Autohersteller stetig verschärfen, schrittweise von aktuell 95 Gramm je km auf 49,5 Gramm in 2030 und null Gramm ab 2035. BMW-CEO Oliver Zipse meint, die europäischen Autohersteller seien nicht in der Lage, diese Grenzwerte zu erreichen: „Wir glauben, dass eine umfassende Überprüfung der CO2-Flottengesetzgebung in der EU unerlässlich ist“, sagte Zipse auf der jährlichen Ergebniskonferenz des Unternehmens vergangene Woche.

Diese Aussage verwundert etwas, schließlich rühmt BMW sich regelmäßig damit, schon heute bei den CO2-Emissionen seiner Neuwagenflotte deutlich unter den Zielwerten der EU zu liegen. 2023 lag BMW einer Analyse zufolge auf Niveau des Grenzwerts für 2029. Gleichzeitig baut BMW seine Produktionskapazitäten für E-Autos stetig aus, das Stammwerk in München etwa soll ab 2027 sogar ausschließlich Elektroautos fertigen – die mit null Gramm in die CO2-Berechnung einfließen. Und mit der Neuen Klasse steht für 2026 eine neue Modellgeneration in den Startlöchern, mit denen BMW den Elektroauto-Markt gehörig aufwirbeln will.

Trotzdem geht Zipse davon aus, dass es schwierig werde für BMW und die gesamte europäische Automobilindustrie, nach der weiteren Verschärfung der CO2-Vorgaben ab 2025, die Ziele weiter einhalten zu können: „Bis Ende 2025 wird die Welt feststellen, dass es nicht so einfach ist“, sagte Zipse.

Der Berechnungsschlüssel der EU erlaubt mehrere Ausnahmen für Hersteller, die vor allem große und schwere Autos im Portfolio haben. BMW darf daher sogar deutlich mehr als die erwähnten 95 Gramm je km ausstoßen: Dem Hersteller zufolge liegt der BMW-spezifische Grenzwert bei 128,5 Gramm, den die Münchner im vergangenen Jahr mit einem Wert von 102,1 Gramm um gut 26 Prozent unterboten haben wollen.

Auch der Volkswagen-Konzern hat die EU aufgefordert, die Anforderungen für 2025 zu mildern. „Es macht keinen Sinn, dass die Branche Strafen zahlen muss, wenn die Rahmenbedingungen für den Aufstieg von Elektroautos nicht vorhanden sind“, sagte Oliver Blume, CEO des VW-Konzerns, bei der jährlichen Ergebniskonferenz des Unternehmens vergangene Woche. VW hat ebenfalls den CO2-Wert unterboten und statt den 122 erlaubten Gramm je km nur 118,4 Gramm in der Bilanz vorzuweisen. Ab 2025 dürfen die Wolfsburger nur noch 105 Gramm je km verursachen, für jedes Gramm darüber wird eine Strafzahlung in Höhe von 95 Euro für jedes in der EU verkaufte Neufahrzeug fällig. Könnte knapp werden für VW, falls die Elektro-Strategie der Wolfsburger nicht bald zu steigenden Verkaufszahlen von E-Autos führt.

„Es geht hier um die maximale Klimawirkung“

Zipse hingegen sagt, BMW sei auf einem guten Weg, auch die 2025er Ziele zu erreichen, da die Produktion und der Verkauf von E-Autos stetig zunimmt. Im vergangenen Jahr waren 15 Prozent aller Neufahrzeuge bei BMW rein elektrisch, aktuell steuern die Münchner bereits auf 20 Prozent zu, bis 2030 sollen Stromer bei der Kernmarke BMW 50 Prozent aller Verkäufe ausmachen. Die Tochtermarken Mini und Rolls-Royce sollen ab dann sogar nur noch E-Autos im Programm haben.

BMW-Chef Zipse sieht demnach vor allem den Widerstand der Kunden als Problem für den noch nicht wie erhofft eingetretenen Erfolg der E-Mobilität: „Etwas, das nicht berücksichtigt wird, dass es die freie Entscheidung von Millionen von Kunden ist“, sagte Zipse über die Wahl des Antriebs beim Neuwagenkauf. Er fordert daher Nachbesserungen in der Gesetzgebung: „Mir geht es nicht um die Verteidigung einer Haltung oder Technologie, aber wenn wir heute auf die Entwicklung der kommenden Jahre schauen, wird die momentane Gesetzgebung dazu führen, dass es für alle sehr sehr teuer wird und der Markt das nicht mitmacht.

Was Zipse auch sagte: „Es geht hier um die maximale Klimawirkung“. Dann sollte der Weg eigentlich klar sein, wenn der BMW-Chef diese Aussage auch wirklich ernst meint: Alles auf Elektroautos, die nachweislich von allen Antrieben die mit Abstand beste Klimabilanz aufweisen. Das nötige Kleingeld für die Transformation sollten die Münchner beisammen haben, schließlich haben sie im vergangenen Jahr einmal mehr „record profits“ eingefahren, wie es in einem Post auf X zur Bilanz des vergangenen Jahres heißt.

Quelle: Automotive News Europe – BMW CEO Zipse says EU should review CO2 targets / Automobilwoche – BMW-Chef Zipse stellt CO2-Ziele der EU infrage

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Heinz:

ich bekomme den Eindruck, manche haben €en Ernst der Lage nicht begriffen.
Was hat Gregor von solchen Kommentaren?

Hiker:

Ich bin BMW und Mercedes gefahren. Das waren alles tolle Fahrzeuge. Ich kann nicht verstehen, warum diese Deutschen Hersteller den Wandel derart unterschätzen konnten.

Als ich 2018 bei Mercedes nach einem BEV nachgefragt habe, beschied mir der Verkäufer ungelogen, dass das keine Zukunft habe! Er wollte mir auf mein Drängen hin doch tatsächlich einen elektrischen Smart aufschwatzen! Heute fahre ich Tesla und traure der Mercedeszeit nach.

Was Mercedes &CO heute anbieten ist einfach keine Konkurrenz zu Tesla, BYD, Kia, Polestar oder Hyundai. Wann endlich wachen diese Konzerne auf?

Ich würde jederzeit zurück zu Mercedes. Aber dann sollten die konkurrenzfähige Fahrzeuge bauen und nicht diese sauteuren halbgaren SUV Kisten die Sie meinen den Kunden andrehen zu können. In Deutschland mag das ja noch einigermassen funktionieren, mit allerlei Lobbyismus. Im Rest der Welt eher nicht.

Hiker:

Es wäre so einfach. Grosse SUV Monster müssen schlicht zugunsten kleiner BEV massiv verteuert werden. Problem gelöst.

Nur ist das nicht im interesse der Investoren von BMW&Co. Die wollen Kohle sehen. Umwelt geht denen am Allerwertesten vorbei. Lieber lobbyieren Sie um die CO2 Emissionen hoch halten zu können und unterstützen die Desinformation über die Elektromobilität.

Und als Gipfel sollen dann auch noch die Kunden schuld am ganzen sein. Am liebsten hätten Sie wieder Fördergelder vom Steuerzahler für Ihre massiv überteuerten Elektroboliden.

Gerd:

Dumm gelaufen. Zipse meint, fordern zu können.
Das sind die letzten Zuckungen eines Herstellers, der meint, systemrelevant zu sein aber es (spätestens international) längst nicht mehr ist.

Ernesto 2:

Rekordgewinne mit Verbrennern erzielen und dann heulen wenn die schlappe 2000 Euro teurer werden könnten? Die BMW Fahrer tun mir wirklich leid, erst kauen sie riesen Schlitten mit einer Niere die eher an den Schnauzbart eines Diktators des letzten Jahrhunderts erinnert, und dann wird ihr 70.000 EURO Auto auch noch teurer…. Das werden die kaum verkraften können… die Kunden…. BMW wenn ihr keine günstigen E-Autos bauen könnt oder bauen wollt, dann habt ihr auf dieser Welt schlicht aufs falsche Pferd gesetzt und werdet aussterben wie Nokia, Grundig usw usw usw…. und wisst ihr was bei BMW ich bedauere das nicht im geringsten. Tschüß!

Manfred:

Offensichtlich falsches Marketing. Zuerst die Kunden an groß, protzig und umweltschädlich gewöhnen und dann sich beschweren, wenn E-Fahrzeuge mit diesen Merkmalen nicht mehr bezahlt werden können. Dazu kommt dann noch das die Gruppe die auch klein, umweltfreundlich und günstig kaufen möchte einfach nicht mehr bedient wird. Die Gier nach einem möglichst großen Gewinn pro Fahrzeug (Shareholder Value) führt so in eine fatale Sackgasse. Dafür ist die Politik nun wirklich nicht verantwortlich. Freies Unternehmertum sollte auch mit Eigenverantwortung gekoppelt sein.

DarkestMage:

Ich kann es wirklich nicht mehr hören. Nur zur Erinnerung, die entsprechenden EU-Vorgaben gibt es seit 2009(!!!), letztes Update 2019.

Herr Blume, Herr Zipse: wenn 15 Jahre als Vorlaufzeit nicht reichen, um Elektroautos zu bauen die die Kunden auch kaufen wollen, dann liegt das Problem einzig und allein bei Ihren Unternehmen.

Und das wo man in den 15 Jahren diverse Jahre mit Rekordgewinnen hatte. Heul leise Chantal ist das einzige was mir dazu noch einfällt…

Robert:

„BMW-Chef Zipse sieht demnach vor allem den Widerstand der Kunden als Problem für den noch nicht wie erhofft eingetretenen Erfolg der E-Mobilität“
Unsinn die Herstelelr müssen endlich von ihren Mondpreisen abrücken und bezahlbare E-Autos für jedermann auf den Markt bringen, bisher jedenfalls Fehlanzeige ausser jeder Menge Ankündigungen die Frühestens ab 2025-2027.kommen sollen und ob die dann wirklich zu den angekündigten Preisen kommen ist mehr als zweifelhaft.
Ausserdem solllten auch die Hersteller endlich mal mit Werbung und Aufklärung dazu beitragen dass die Mythen und Fake-News rund ums E-Auto mal aufgeräumt wird. gerade in letzter Zeit hat ja das Bashing und vorsätzlicher Falschinformation enorm zugenommen auch von seitens mancher Parteien

Martin:

Statt ID.5 und ID.7 wären ID.1 und ID.2 vielleicht sinnvoller gewesen. Aber die kommen irgendwann im Jahr 202X, wenn die Chinesen den Markt längst übernommen haben.

Daniel W.:

—–
VW hat ebenfalls den CO2-Wert unterboten und statt den 122 erlaubten Gramm je km nur 118,4 Gramm in der Bilanz vorzuweisen. Ab 2025 dürfen die Wolfsburger nur noch 105 Gramm je km verursachen, für jedes Gramm darüber wird eine Strafzahlung in Höhe von 95 Euro für jedes in der EU verkaufte Neufahrzeug fällig.
—–
VW Taigo
Preis inkl. MwSt. ab 22.375,00 €
CO₂ Emissionen kombiniert 129 – 123 g/km
(Quelle: vw.de)

Dann rechnen wir mal bei VW nach.

A) VW Durchschnitt

Aktuell . . . 118,4 g
2025 . . . . 105,0 g
Differenz . . 13,4 g * 95 Euro/g = 1.273 Euro im Durchschnitt pro Fahrzeug

B) VW Taigo

Aktuell . . . . 123 bis 129 g
2025 . . . . . . . . 105 g
Differenz . . . 18 bis 24 g * 95 Euro/g = 1.710 bis 2.280 Euro

Beim VW Taigo mit 123 g und 22.375 Euro wären es 1.710 Euro oder 7,65 % Verbrenneraufschlag.

C) VW europaweit

—–
Hersteller-Zulassungen in Europa 2023
Volkswagen Group 3.324.705
(Quelle: auto-motor-und-sport.de)
—–

3.324.705 VW-Fahrzeuge * 13,4 g * 95 Euro/g = 4.232.349.465 Euro – rund 4,2 Mrd. Euro für den EU-Haushalt

Die Luftverschmutzer und Krachmacher zahlen doch „gerne“ etwas mehr für ihr „Vergnügen“ oder etwa nicht?

D) Mein Fazit:

Wenn die Autohersteller nicht mehr E-Autos verkaufen, dann müssen sie eben den Verbrenner-Kunden mehr berechnen.

BMW und VW wollen fette Gewinne mit Verbrennern machen, aber andere sollen für die Klimaschäden zahlen.

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