T&E: V2G könnte mehr als 700 Euro pro Jahr einbringen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Durch den Einsatz von Elektroautos zur Energiespeicherung und Rückspeisung in das Stromnetz könnten Europas Energieversorger und Autofahrende bald Milliarden Euro pro Jahr einsparen, so eine neue Studie Transport & Environment (T&E). Elektroautos, die mit einer bidirektionalen Lademöglichkeit ausgestattet sind, können wie Batterien auf Rädern fungieren, die in Zeiten eines Überangebots Strom aufnehmen und bei höherer Nachfrage wieder abgeben. Ohne Rahmenbedingungen, die das bidirektionale Laden ermöglichen und fördern, kann ihr Potenzial jedoch nicht voll ausgeschöpft werden.

Die so genannte Vehicle-to-Grid-Technologie (V2G) kann das deutsche Energiesystem bis 2040 jährlich um 8,4 Milliarden Euro entlasten, so der Bericht der Forschungsinstitute Fraunhofer ISI und ISE für T&E. EU-weit würde sich die Einsparung auf 22 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, was einer Senkung der Kosten für Bau und Betrieb des EU-Energiesystems um 8 Prozent entspräche. Dies könnte zwischen 2030 und 2040 zu Einsparungen von mehr als 100 Milliarden Euro führen.

Die massiven potenziellen Kostensenkungen sind darauf zurückzuführen, dass bidirektional ladende E-Autos dazu beitragen können, die Energiewende mit immer mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu erleichtern. Dies gilt insbesondere für Sonnenenergie. So könne der Bedarf an stationären Batteriespeichern in der EU bis 2040 um bis zu 92 Prozent verringert werden. EU-weit könnte die installierte PV-Leistung durch V2G um 40 Prozent steigen. Bis dahin könnte die deutsche Elektroautoflotte durch Rückspeisung bis zu 6 Prozent des jährlichen Strombedarfs der EU decken. So könnten E-Autos zu einem relevanten Stromlieferanten werden und den Bedarf an zusätzlichen Erzeugungskapazitäten verringern.

Elektrofahrzeuge dekarbonisieren den Straßenverkehr, aber sie haben noch weitere Vorteile für unsere Wirtschaft und unser Energiesystem, die es zu realisieren gilt. Das bidirektionale Laden wird uns kostenlos Batterien auf Rädern zur Verfügung stellen. Das reduziert auch den Druck, Energiespeicher für überschüssigen Wind- und Solarstrom zu bauen“, sagt Kim Kohlmeyer, Managerin E-Mobilität Deutschland bei T&E.

Da Elektroautos überschüssigen, günstigen Strom oder Solarenergie von zu Hause beziehen können, könnten deutsche E-Auto-Besitzer durch bidirektionales Laden bis zu 45 Prozent ihrer jährlichen Stromrechnung einsparen. Das entspricht einer Ersparnis von bis zu 727 Euro pro Jahr, abhängig von Faktoren wie dem Standort des Autos, der Größe der Fahrzeugbatterie und der Frage, ob das Haus über eine Solaranlage verfügt oder nicht. Allzu teuer sollte die technische Grundausstattung nicht werden: Bidirektionale Heimladesäulen sollen langfristig lediglich 100 Euro mehr als konventionelle Wallboxen kosten, so T&E.

V2G-Bidirektional-E-Auto-Erloese
Transport & Environment

Bidirektionales Laden kann auch die Lebensdauer von E-Auto-Batterien verlängern – entgegen der weit verbreiteten Befürchtung, dass die Zellen durch regelmäßiges Laden und Entladen geschädigt werden. Der Analyse zufolge könnte die Lebensdauer der Batterien um bis zu 9 Prozent länger sein als bei herkömmlichem Ladeverhalten, da der Akku in einem optimalen Ladezustand gehalten wird.

Europa und Deutschland können von den Vorteilen der V2G-Technologie fast kostenlos profitieren, da die Kosten für bidirektionale Onboard-Ladegeräte und Wallboxen innerhalb weniger Monate durch niedrigere Stromrechnungen ausgeglichen werden würden. Dafür sei jedoch eine abgestimmte und zukunftsgerichtete Ausgestaltung des gesetzlichen Rahmens notwendig. Problematisch sei zum Beispiel, dass die Automobilindustrie derzeit auf verschiedene technische Ansätze setzt, was die Interoperabilität langfristig erheblich erschweren könnte. Die von Wirtschaftsminister Robert Habeck initiierte und kürzlich erfolgreich abgeschlossene Coalition of the Willing sei dafür ein erster wichtiger Schritt. Nun müsse es jedoch um die schnelle Umsetzung gehen.

V2G kann sich nur durchsetzen, wenn die Rahmenbedingungen es erlauben. Der Gesetzgeber kann das Potenzial dieser Technologie freisetzen, indem er nun schnell Umsetzungshürden für bidirektionales Laden abbaut. Das wäre ein Gewinn für die Verbraucher und die Umwelt und ein Fortschritt bei der Verwirklichung der Klimaziele“, so Kohlmeyer abschließend.

Quelle: Transport & Environment – Pressemitteilung vom 30.10.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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E.Wolf:

V2G und V2H sind dann technisch möglich, wenn die eAuto’s BiDi vorbereitet sind (und keine Einschränkungen à la VW unterliegen) und DC-Wallboxen zu erwerben sind.

Beides ist leider nicht der Fall.

Wenn o.g. Technik verfügbar ist (könnte noch 2024 sein), dann, ja dann käme als erstes V2H !

Für V2G sind noch ganz viel Brocken aus dem Weg zu räumen, neben der Vergütung, habe ich noch keine Ideen zu irgendwelchen Vertragsgestaltungen bzgl. der Verfügbarkeit gelesen.

Z.B.:
– Wenn ich entlade, wann bekomme ich den Strom zurück ? Nur zum dann folgenden Hochtarif oder ?
– Wenn ich entlade und den Wagen benötige – darf ich dann abbrechen und losfahren ?
– Muß das eAuto zu bestimmten Zeiten an der Ladesäule stehen ? Wenn ja, was wenn es mir zeitlich nicht möglich ist ?

S. Eckardt:

V2G ist technisch möglich, hätte positive Wirkung für das Energienetz (und damit zumindest theoretisch auch auf den Energiepreis) und könnte für manche sinnvoll sein, WENN die Rahmenbedingungen stimmen – wie im Artikel deutlich klargestellt.
Es sollte für den Akku-Besitzer unter Berücksichtigung aller Faktoren inkl. Akku-Verschleiß ein (kleines) finanzielles Plus herausspringen.
Der technische/elektronische Aufwand für V2G dürfte gering sein.

Philipp:

Leider wieder nur eine Blindrechnung:
Welche Mengen Strom? Welcher Preis zum Bezug? Welcher Preis im Verkauf? Welche laufenden Kosten?

Sieht auch mehr nach V2H als nach V2G aus, weil Stromkosten in Summe angezeigt werden. In welcher BWL zählt Einsparung als Einnahme?
Keine Frage, mit PV-Strom kann man mit V2H viel Geld einsparen, aber V2G?

Wie kommt man bei grob 2300€ Stromkosten im Jahr (Diagramm abgelesen bei Deutschland) und einer Einsparung von 727€ auf 45%? Diese Mathematik habe ich noch nicht kennengelernt.

Reines V2G ist wahrscheinlich ein Negativgeschäft. Nur für den Fall, dass man demnächst für neuerrichtete PV-Anlagen größer 20kWp keine Einspeisevergütung mehr bekommt, kann man sich zusätzliche kleine Resteinnahmen vorstellen. Das ist aber dann ziemlich überschaubar und sicher unterhalb der Degradationskosten.

Gerne mal mit Zahlen und nicht diese Diagramme, die mehr verschleiern als aussagen und irgendwelche Prozente, die wo auch immer herkommen.

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