Bentley plant als erstes Elektroauto eine aufgebockte Limousine

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die Luxusmarke Bentley hat mit den konzeptionellen Arbeiten an einer neuen Limousine begonnen, die als erstes vollelektrisches Auto der VW-Tochter auf den Markt gebracht werden soll. Das „radikale Modell“, wie die britische Autocar berichtet, unterstreiche das Bestreben des Unternehmens, sich als umweltfreundlicher und nachhaltiger Premium-Luxusautohersteller zu etablieren. Um eine weltweite Führungsrolle in diesen Bereichen zu erlangen, wollen die Bentley-Chefs nach der diesjährigen Einführung der ersten Hybridmodelle der Marke im Jahr 2025 auch das erste reine Elektroauto vorstellen.

Adrian Hallmark, dem CEO von Bentley zufolge, plane der Hersteller eine Art dezenten Crossover, der eine traditionelle Limousinenform auf ein etwas höheres Fahrwerk stellt. Bentley wolle einen großen Akku verbauen, ohne in ein SUV-Format zu wechseln, das aerodynamisch ineffizient ist und daher die Reichweite verringert.

Wenn wir Mitte der 2020er Jahre ein Elektroauto auf den Markt bringen wollen, muss es entweder kleiner als die heutigen Autos sein oder gleich groß, dann allerdings nicht so hoch wie ein SUV. Kleiner ist allerdings keine ansprechende Lösung für uns, da dies auch einen niedrigeren Preis impliziert“, sagte Hallmark der Autocar. Künftige Fortschritte bei der Batterietechnologie eingerechnet will Bentley eine hochbeinige Elektrolimousine auf den Markt bringen, die mit einer Akkuladung bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h bis zu 560 Kilometer ermögliche. Das sei die Minimalanforderung, die Bentley erfüllen wolle: „Um dieses Versprechen einlösen zu können, müssen wir uns überlegen, wie wir schnittigere Fahrzeuge mit einem möglichst aerodynamischen Profil realisieren können“, so Hallmark.

Laut Hallmark ist für den ersten Bentley-Stromer die Verwendung einer Plattform aus dem Volkswagen-Konzern angedacht, der PPE-Plattform, die auch Audi und Porsche zur Verfügung stehen soll und vorrangig bei den beiden deutschen Marken entwickelt wird. Hallmark deutete allerdings in einem Interview mit Automotive News Europe an, dass auch Bentley Einfluss auf die Entwicklung von PPE nehme, verriet allerdings keine konkreten Details.

„Viele Facetten der Elektrifizierung definieren auch die Marke Bentley“

Das im letzten Jahr vorgestellte Konzeptauto EXP 100 GT, das anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Herstellers mit Blick auf die kommenden 100 Jahre entwickelt wurde, deutete bereits auf den Antriebsstrang, die Materialien und die Produktionsmethoden hin, auf die Bentley hinarbeitet: Der EXP 100 GT verfügt über einen elektrischen Antriebsstrang, der vier Elektromotoren mit 201 bis 335 PS und ein fortschrittliches Torque-Vectoring-System verwendet, um je nach Spezifikation eine kombinierte Leistung zwischen 800 und 1340 PS auf alle vier Räder zu verteilen. Das ermögliche einen Spurt auf 100 km/h in gut 2,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Die Daten dürften als Hinweis auf das Leistungsniveau dienen, die die Bentley-Ingenieure auch beim ersten Elektro-Serienmodell für möglich halten.

Ebenso wurden im Innenraum des EXP 100 GT innovative Materialien verwendet, darunter Naturholz, Glas, Stoffe und Leder. Einige im Rahmen des Konzepts eingeführte Materialien wie Reispigmentfarbe, Schafwolle und Flussholz wurden bereits beim Bacalar in die Produktion aufgenommen.

„Wir lieben die Idee der Elektrifizierung“

Bentley hat kaum etwas zu befürchten in einer elektrischen Zukunft“, sagte Hallmark der Autocar weiter. „Tatsächlich definieren viele Facetten der Elektrifizierung auch die Marke Bentley“, so der Unternehmenschef mit Blick auf das lautlose und komfortable Dahingleiten mit einem Elektroauto. Bentleys Ziel sei es, die Elektrifizierung im Luxussegment voranzutreiben, mit Hilfe der Innovationen aus dem VW-Konzern. Hallmark betonte dabei explizit auch seine Hoffnungen auf die „bahnbrechende“ Festkörpertechnologie für E-Auto-Akkus, welche Volkswagen unter anderem gemeinsam mit dem in Kalifornien ansässigen Batteriespezialisten QuantumScape erforscht.

Sobald Festkörperbatterien hergestellt werden können, wird das Leistungswachstum exponentiell“, sagt Hallmark. „Natürlich werden sie zunächst am oberen Ende der Preisskala eingeführt werden, aber welcher Automobilhersteller innerhalb des Volkswagen-Konzerns wäre wohl am besten in der Lage, diese Kosten an die Kunden weiterzugeben?“, so der Bentley-Chef. Es erscheine ihm logisch, dass dafür Bentley in Frage kommt.

Seine legendären 12-Zylinder-Motoren indes will Bentley mittelfristig auslaufen lassen: „Seit 100 Jahren versuchen wir, Motoren größer und leistungsstärker zu machen. In den nächsten 10 Jahren werden wir versuchen, sie verschwinden zu lassen“, so Hallmark. Dies solle „progressiv und kundenorientiert“ stattfinden. „Wir hassen Motoren nicht, aber wir lieben die Idee der Elektrifizierung. Bis 2023 bieten wir deshalb für jedes Modell neben den Verbrennervarianten auch Hybridoptionen an.“

Quelle: Autocar — Bentley’s first EV to be high-riding saloon in 2025 // Automotive News Europe — Bentley CEO predicts profitable 2019 and record-setting 2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Otto Gugau:

Die Antwort heißt „Sion“ von Sono!
Kommt hoffentlich bald auf den Markt.

Wolfgang M.:

Er spricht endlich mal wahre Worte : „Kleiner ist allerdings keine ansprechende Lösung für uns, da dies auch einen niedrigeren Preis impliziert“, sagte Hallmark.
Dies spielt m.E. bei allen Herstellern von E-Autos im Hinterkopf immer eine Rolle und ist der Grund warum von den bekannten Herstellern leider vorerst keine kleinen und günstigen Elektroautos zu erwarten sind. Da muss man wohl auf Newcomer am Markt warten, die keine Altlasten mitfinanzieren müssen.

Rabo:

All weather (alle Wetter!) – so viele Pferde! …und in 2,5 sec auf 100 km/h (wie ein Veyron-VW), der dafür mit 400 km/h aber deutlich schneller ist. Der EXP 100 GT erreicht nur 300 km/h. So eine lahme Schüssel braucht eigentlich heute keiner mehr – allerdings hat er immerhin 4 Sitze. Der Nachfolger von Herrn Diess sollte sich neben den hoffentlich guten ID-BEVs lieber Gedanken um ein praxis- und reisetaugliches FCEV machen.

EinEchterEVIngenieur:

„Perpetuum mobile“ nennt sich das…. Die typischen permanent erregten Motoren, die auch in diesem Auto zum Einsatz kommen werden, beinhalten Magnete. Einen, wie von Ihnen beschriebenen, „Magnetmotor“ der „Kraft erzeugt“ ist völlig naiv uninformierter Quatsch. Kraft ungleich Leistung. Feld ungleich Potenzial. Auch ein Buch auf einem Regal „erzeugt“ eine Gewichtskraft auf das Regal, jedoch in Ruhe keine nutzbare Leistung. Das ist 9. Klasse Grundlagenphysik und ich hoffe sehr, dass ich hier einem Troll auf den Leim gegangen bin.

ManfredO:

na endlich mal wieder ein KeinSUV Auto :-)

Heyen:

Finde ich futuristisch, da Tesla und Konkurrenten immer noch nicht weiter denken, wie wäre es mit einer ECHTEN Alternative und mit einem Magnetmotor, der Kraft erzeugt, den Überschuss speichert und dadurch keinen Stromzuschuss, also keine Ladezyklen von Ladesäulen benötigt. Ein Pepetomobile, das wäre der Durchbruch, denn in solch grossen Fahrzeugen Ihrer Marke wäre das Potenzial für Verbraucher in Reichweite allen anderen Fahrzeugen weit überlegen.

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