Audi zeigt RS Q e-tron für Rallye Dakar

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Audi hat sein neuestes elektrisches Spaßgefährt vorgestellt, das wir Normalsterbliche leider Gottes nie unter den Hintern bekommen dürften: Den RS Q e-tron, der vor seinem dritten Einsatz bei der Rallye Dakar in mehreren Bereichen verbessert worden sei. Das Audi-Fahrerteam mit Mattias Ekström / Emil Bergkvist, Stéphane Peterhansel / Edouard Boulanger und Carlos Sainz / Lucas Cruz profitiere zum Start der Rallye im Januar 2024 von zahlreichen Detailverbesserungen. Die neuen Ideen machen den RS Q e-tron laut Audi sicherer, zuverlässiger, komfortabler, etwas leichter und verkürzen die Wartungszeiten für das Team.

Im Januar 2024 stellt sich Audi bereits zum dritten Mal mit seinem Low-emission-Vehicle der härtesten Wüstenrallye der Welt. „Wozu der RS Q e-tron grundsätzlich imstande ist, haben unsere Fahrer und Beifahrer mit sechs Etappensiegen und 22 weiteren Tages-Podiumsergebnissen bei der Rallye Dakar seit 2022 gezeigt“, sagt Audi-Motorsportchef Rolf Michl. „Nun geht es darum, unsere Leistungen möglichst stetig zu zeigen, damit wir um Top-Platzierungen kämpfen können.

Audi Sport habe die bisherigen Einsätze analysiert, Schwachpunkte identifiziert und für die Weiterentwicklung klare Prioritäten gesetzt. Dr. Leonardo Pascali, der neue technische Leiter des Projekts, hat mit seinem Entwicklungsteam seit dem Frühsommer fünf Themenfelder in den Fokus genommen.

Sicherheit: hohes Niveau weiter verbessern

Die Unfälle von Stéphane Peterhansel und Carlos Sainz bei der Rallye Dakar haben Audi dazu veranlasst, die Sicherheit nochmals zu verbessern. „Unser Ziel war es, die maximale vertikale Beschleunigung bei Landungen nach großen Sprüngen zu verringern“, so Dr. Leonardo Pascali. Durch die Arbeit mit Federn, Dämpfern und der Anschlagsbegrenzung im Fahrwerk haben die Ingenieure einen Teil der Last zeitlich besser verteilt. Das ermögliche eine optimale Beherrschung der Plattform, die so wichtig für die gesamte Leistungsfähigkeit des Autos ist.

Einen zweiten Beitrag sollen die neuen Ausschäumungen der Sitze leisten. Sie helfen, die Belastungen für Fahrer und Beifahrer über einen größeren Zeitraum zu verteilen und so die Lastspitzen abzusenken. Die Entwickler haben sich gezielt mit der Materialsteifigkeit und den Geometrien der Ausschäumungen beschäftigt und dabei auch den Einfluss der Cockpittemperatur auf die Steifigkeit der Schäume berücksichtigt.

Den Schutz der Insassen nach einer harten frontalen Landung wie beim zweiten Unfall von Carlos Sainz mit einem Aufprall auf die Fahrzeugnase bei der Rallye Dakar 2023 hatten die Verantwortlichen ebenfalls im Blick. Die CFK-Crashbox am vorderen Ende der Chassisstruktur fällt nun länger aus, ohne dabei den im Gelände so wichtigen Böschungswinkel zu beeinträchtigen. Sie absorbiere die bei derartigen Unfällen auftretende Energie nun besser als zuvor.

Zuverlässigkeit: clevere Details für ein großes Ganzes

Der RS Q e-tron ist auch bei härtesten Bedingungen ein sehr zuverlässiger Rennwagen, wie Audi betont: Alle drei Autos sahen 2022 beim ersten Dakar-Einsatz das Ziel. Dass zwei der drei Autos 2023 nicht ins Ziel kamen, hatte keine technischen Ursachen, sondern war unfallbedingt. Da insbesondere die komplexe Antriebstechnik grundsätzlich ausgereift sei, könne sich Audi Sport bei der Zuverlässigkeit auf Details konzentrieren.

Rallye Dakar Test Marokko
Audi

Bislang verfingen sich eindringende Steine zwischen Felgenbett, Bremsscheibe und Achsschenkel. Sie bewirkten teils erhebliche Zerstörungen und erforderten mehr als einmal zeitraubende Radwechsel. Neue Befestigungselemente für den Radträger ermöglichten nun größere Freiräume, sodass die Steine leichter herausgeschleudert werden. Zugleich verwendet Audi Sport ab sofort robustere Felgen. Stabilere Flanken sollen zudem die neue Reifengeneration von Einheitsausrüster BF Goodrich unempfindlicher machen.

Komfort: bessere Abschirmung für höhere Konzentration

Audi setzt auf besonders erfahrene, eingespielte und leistungsfähige Fahrer-Beifahrer-Paarungen. Um ihnen die anstrengende Arbeit zu erleichtern, optimierten die Ingenieure die akustische Abschirmung ebenso wie die Abdichtung des Cockpits. Eine modifizierte vordere Haube weise aufgewirbelten Matsch und Wasser besser ab. Somit bleibe die Windschutzscheibe sauberer.

Performance: Ideen in vielen Bereichen

Vom Fahrwerk bis zur Software, von der Karosserie bis zum elektrischen Antrieb: Die Ingenieure haben diverse Aspekte betrachtet, um den Audi RS Q e-tron im Rahmen der Reglementvorgaben noch leistungsfähiger zu machen. Die Arbeit mit den Stoßdämpfern und Federn half dem Team, die Komponenten noch besser abzustimmen. Um bei steigendem Gewicht der neuen, robusteren Reifen noch näher an das Mindestgewicht von 2100 Kilogramm heranzurücken, sind diverse Bauteile gewichtsoptimiert. Das betrifft die hintere Karosserieabdeckung ebenso wie die kleineren Bremssättel, aber auch die Fußstütze für den Beifahrer.

Das Reglement verschiebt zudem beim Leistungsgewicht die Balance zwischen dem T1U-Modell von Audi und den Gegnern in der T1-Klasse geringfügig: Aus 263 kW maximaler Leistung der E-Motoren zu Saisonbeginn 2023 (inklusive Effizienz-Koeffizient) wurden während der Rallye Dakar nach einer Reglementänderung 271 kW. Zum Januar 2024 steigt der Wert auf 286 kW. Zugleich heben die Regularien das Gewicht der konkurrierenden T1-Modelle um 10 auf 2010 Kilogramm an.

Wartungszeiten: kürzere Arbeit, besseres Ergebnis

Das Entwicklungsteam von Audi Sport hat auf der Suche nach Verbesserungen auch die täglichen Wartungsarbeiten bei den Rallyeeinsätzen untersucht. Dank vieler Ideen im Detailbereich vereinfachen sich jetzt etliche Arbeitsschritte, so Audi. Zum Beispiel sollen geänderte Schraubverbindungen, verbesserte Werkzeughalterungen, optimierte Befüllvorrichtungen für Betriebsflüssigkeiten, neue Verschlusslösungen für Karosserieteile sowie Verschraubungen statt Verklebungen zum vereinfachten und schnelleren Service beitragen.

Audi RS Q e-tron
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Unser Ingenieursteam hat den RS Q e-tron mit vielen kreativen Lösungen nochmals verbessert“, sagt Motorsportchef Rolf Michl. „Fahrer und Beifahrer, aber auch alle Mechaniker und Ingenieure profitieren von den einfallsreichen Ideen. Wir fühlen uns damit auf die Rallye Dakar bestmöglich vorbereitet.“ Seit Jahresmitte hat Audi die Änderungen sukzessive einfließen lassen, die Erprobung bei Tests begonnen und stellt damit eine Freigabe aller Neuerungen pünktlich zur Rallye Dakar 2024 sicher.

Antriebskonzept: Ein Stromer mit Range-Extender

Weil es in der Wüste keine Ladesäulen gibt, hat Audi ein spezielles Ladekonzept gewählt: An Bord des RS Q e-tron befindet sich der 2.0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor aus der DTM. Er ist Teil eines Energiewandlers, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt.

Der Antriebsstrang des Wüstenflitzers, der selbst auf losem Untergrund in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h sprintet, ist elektrisch. An der Vorderachse und der Hinterachse sitzt jeweils eine Motor-Generator-Einheit (MGU) aus dem Audi e-tron FE07 aus der Formel E. Für den Einsatz bei der Rallye Dakar mussten kleinere Modifikationen vorgenommen werden. Eine baugleiche dritte MGU ist Teil des Energiewandlers und dient dazu, die Hochvoltbatterie während der Fahrt wieder aufzuladen. Zusätzlich wird Energie beim Bremsen rekuperiert. Die Batterie wiegt etwa 370 Kilogramm und hat eine Kapazität von rund 52 kWh.

Quelle: Audi – Pressemitteilung vom 29.11.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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MMM:

Weil es in der Wüste keine Ladesäulen gibt, hat Audi ein spezielles Ladekonzept gewählt: An Bord des RS Q e-tron befindet sich der 2.0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor aus der DTM. Er ist Teil eines Energiewandlers, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt.

Der „Kunde“ ist übrigens das Audi Rennteam, du und ich können das Ding nicht kaufen.

Frank:

Wenn das Ding ein E-Fahrzeug ist, dann war der Käfer, den mein Vater 1972 hatte wie ich geboren wurde, auch ein E-Fahrzeu.
Der Käfer hatte ja schließlich einen E-Starter und wenn man wollte hätte man 2 bis 3m auf dem Anlasser fahren können.
Völliger Beschiss ist das was Audi den Kunden da erzählen will.

Jakob Sperling:

Aha! 52 kWh Batterie (370 kg) und ein Verbrenner-Range-Extender.
Nach der Grundregel, dass die Batterie nur bis max. 2 Stunden Betriebszeit einigermassen effizient ist.

Wenn jetzt das Gerät jetzt noch grün sein müsste, bliebe nur noch der H2-REX.

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