Die beiden chinesischen Autohersteller Zeekr und Neta haben ihre Absatzzahlen künstlich erhöht, indem sie die Verkäufe frühzeitig verbucht haben. Das berichtet Reuters und bezieht sich auf Verkaufsunterlagen und Interviews mit Händlern sowie Käufern. In den vergangenen Monaten wurden chinesische Hersteller wiederholt dafür kritisiert, dass sie mit sogenannten Nullkilometer-Autos den Preiskampf auf dem chinesischen Markt vorantreiben.
Konkret wird Zeekr und Neta vorgeworfen, dass sie ihre Verkaufszahlen mithilfe von Versicherungsmodellen beschönigt haben. Dabei seien die Autos versichert worden, noch bevor sie überhaupt an die Kunden verkauft wurden. Durch die Zulassungspraktiken der chinesischen Industrie war es schließlich möglich, die Verkäufe frühzeitig zu verbuchen, und so die monatlichen und vierteljährlichen Ziele zu erreichen.
Neta: Mehr als die Hälfte der Verkäufe waren Nullkilometer-Autos
Aus den Dokumenten geht hervor, dass Neta im Zeitraum von Januar 2023 bis März 2024 mindestens 64.719 Einheiten über das Versicherungsmodell verbucht hat, was mehr als der Hälfte der 117.000 Elektroautos entspricht, die Neta in diesem Zeitraum verkauft hat.
„Im Fall von Neta machte das Unternehmen den Händlern klar, dass die Autos vorzeitig versichert waren und daher als verkauft galten“, sagte ein Händler zu Reuters, und ergänzte: „Wir mussten den Käufern erklären, dass es sich bei der Verkehrsversicherung um eine Zusatzversicherung handelt, und sie daran erinnern, dass sie früher abläuft und rechtzeitig erneuert werden muss.“
Die zum Geely-Konzern gehörende Marke Zeekr verbuchte die Verkäufe mithilfe der staatlichen Xiamen C&D Automobile, die die Versicherungspolicen der Autos im Dezember auf die Namen von zwei Tochtergesellschaften verbuchte, sodass Zeekr die Verkäufe noch vor Jahresende verbuchen konnte. Zeekr wurde in einem Bericht des staatlichen China Securities Journal kritisiert, weil seine Verkäufe in Xiamen in einem Monat auf mehr als das 14-fache des monatlichen Durchschnitts stiegen.
„Der Zeekr-Verkäufer sagte, dass das Auto 3000 Yuan (ca. 356 Euro) weniger kosten würde als ein Auto, das ich im Laden kaufen würde, und dass ich außerdem einen Aufladegutschein im Wert von 10.000 Yuan erhalten würde“, äußerte sich ein Käufer.
Geely weist Vorwürfe entschieden zurück
Während sich Neta nicht zu den Vorwürfen äußerte, sagte ein Geely-Sprecher am Samstag gegenüber Reuters, dass es den Bericht des China Securities Journal entschieden zurückweise, wollte sich aber nicht weiter zu den Ergebnissen von Reuters äußern.
Die staatlichen Medien in China haben die Praxis der Nullkilometer-Autos angeprangert, weil sie „irrationale“ Wettbewerbsbedingungen schafft. Mehrere Händlerverbände haben die heimischen Autohersteller aufgefordert, vernünftigere Verkaufsziele und Anreize zu setzen. Sie erklärten, dass die Händler unter diesen Bedingungen gezwungen seien, Verkäufe zu fälschen.
Chinesische Autohersteller stehen unter Druck
Den Druck, unter dem die chinesischen Hersteller stehen, zeigt das Beispiel Neta sehr deutlich. Ein Händler erklärte, dass viele der Nullkilometer-Autos, die er von Neta erhielt, unverkauft im Lager blieben. Der Hersteller selbst „hatte nur eine Botschaft: Macht es einfach, alle anderen tun es auch“.
Neta selbst war in 2022 der achtgrößte Elektroautohersteller in China. Im vergangenen Jahr sanken die Verkaufszahlen jedoch deutlich und das Unternehmen kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. Im vergangenen Monat soll der Eigentümer Zhejiang Hozon New Enegry Automobile laut staatlichen Medien Insolvenz angemeldet haben.
Quelle: Reuters – Exclusive: China EV brands Zeekr, Neta inflated car sales using insurance scheme