Effizienz, Reichweite und Ladegeschwindigkeit zählen zu den größten Herausforderungen der Elektromobilität. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Thermomanagement – die gezielte Steuerung von Wärme und Kälte innerhalb des Autos. Was auf den ersten Blick nach einem Nebenaspekt klingt, entscheidet in der Praxis über Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit moderner Elektroautos.
Studien zeigen, dass sich mit optimierten Systemen die Reichweite eines E-Autos bei niedrigen Temperaturen um bis zu dreißig Prozent steigern lässt. Ebenso können Ladezeiten durch die gezielte Vorkonditionierung der Batterie halbiert werden. Michael Lieser, Vertriebs- und Marketingchef der österreichischen Innerio Group, beschreibt die Bedeutung klar: „Die Effizienz eines Elektroautos hängt nicht allein von Batteriegröße oder Aerodynamik ab. Entscheidend ist, wie gut es gelingt, alle Komponenten im optimalen Temperaturfenster zu betreiben.“
Der Temperaturbereich, in dem Batterien und Leistungselektronik am effizientesten arbeiten, liegt zwischen etwa 20 und 40 Grad Celsius. Wird dieses Fenster verlassen, sinkt die Leistungsfähigkeit spürbar. Besonders bei Kälte zeigt sich der Effekt deutlich. Ohne gezielte Temperierung kann die Reichweite im Winter um bis zu vierzig Prozent einbrechen. Moderne Wärmepumpen und intelligente Kühlkreisläufe allerdings gleichen das aus, indem sie Abwärme aus Motor oder Batterie nutzen und für den Innenraum oder andere Komponenten bereitstellen.
Wärme als Schlüssel zur Effizienz
Das Prinzip der Wärmepumpe ähnelt dem eines umgekehrten Kühlschranks. Sie entzieht der Umgebungsluft oder vorhandener Abwärme Energie und hebt diese mithilfe eines Kältemittelkreislaufs auf ein höheres Temperaturniveau. Damit erreicht sie einen Wirkungsgrad von zwei bis drei zu eins – aus einer Kilowattstunde Strom entstehen also zwei bis drei Kilowattstunden nutzbare Wärme.
Neben der Batterie profitieren auch elektronische Systeme vom präzisen Temperaturmanagement. Fahrerassistenz- und Infotainmentsysteme reagieren empfindlich auf Schwankungen. Lieser verweist auf eine Regel aus der Elektronikentwicklung: Steigt die Temperatur um zehn Grad, halbiert sich die Lebensdauer elektronischer Bauteile. Zwar sind diese für extreme Bedingungen zwischen minus 40 und plus 125 Grad ausgelegt, doch je stabiler das Umfeld bleibt, desto zuverlässiger arbeiten die Komponenten langfristig.
Ein durchdachtes Thermomanagement trägt damit nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern auch zur Nachhaltigkeit. Die Batterie wird geschont, Energieverluste werden verringert und der Komfort für die Insassen erhöht. Langfristig verlängert sich so die Lebensdauer zentraler Bauteile – ein entscheidender Faktor angesichts der hohen Kosten von Akkus.
Innovationstempo bestimmt die Zukunft
Zugleich wird Thermomanagement zu einem Feld, in dem sich Innovationen besonders schnell entwickeln. Die steigende Zahl von E-Auto-Plattformen, neue Marktteilnehmer und kürzere Entwicklungszyklen fordern von Zulieferern hohe Geschwindigkeit. Nur wer in der Lage ist, adaptive, softwaregesteuerte Systeme zu entwickeln, die sich modular in unterschiedliche Modelle integrieren lassen, kann in diesem Wettbewerb bestehen.
Die Innerio Group aus Kottingbrunn hat diese Dynamik erkannt. Das Unternehmen wurde 2019 von CEO Andreas Zwerger gegründet und beliefert heute Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz, die VW Group und Stellantis. Mit rund 1700 Mitarbeitenden an sechs europäischen Standorten erwirtschaftete Innerio 2024 etwa 300 Millionen Euro Umsatz. Lieser betont, dass man sich durch eine Kombination aus europäischer Ingenieurskunst und schnellem, agilen Handeln – intern als „China Speed“ bezeichnet – einen Vorsprung erarbeiten wolle.
Thermomanagement gilt als ein zentrales Zukunftsfeld der Elektromobilität. Es verbindet Energieeffizienz, technologische Präzision und Komfort auf neue Weise. Für Hersteller und Zulieferer wird es zu einem Prüfstein ihrer Innovationskraft – und für Kund:innen zu einem unsichtbaren, aber entscheidenden Faktor, der bestimmt, wie weit und wie schnell sie elektrisch unterwegs sind.
Quelle: Innerio – Per Mail