Warum der VDA auf E-Fuels beharrt

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die EU will ab 2035 die Neuzulassungen neuer Verbrenner zum Wohle des Klimaschutzes weitestgehend verbieten. Ein Vorstoß, den viele, aber nicht alle in der Automobilbranche unterstützen. In einem Interview mit der Zeit zeichnet Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), ein differenziertes Bild davon, warum sie nicht ausschließlich auf Elektroautos setzen würde.

Wer sich einseitig auf eine Technologie festlegt, der entwickelt Rohstoffabhängigkeiten“, sagt Müller vor allem mit Blick auf wichtige Materialien für die Batterieherstellung, wie etwa Lithium und Kobalt. Damit der Zugang zu den wichtigsten Rohstoffen dauerhaft gesichert werden könne, brauche es neue Handelsabkommen. Hier fordert Müller mehr Engagement und kluge Weichenstellungen von der Politik.

Müller geht davon aus, dass die Verbrenner-Technologie global gesehen noch über 2035 hinaus benötigt wird: „Die unterschiedlichen Antriebstechnologien werden in unterschiedlichen Regionen der Welt ihren Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten“, sagt die VDA-Präsidentin. Nur so könne die „gewaltige Transformationsaufgabe entsprechend angegangen und gemeistert werden – mit Benefits für Gesellschaft, Industrie und vor allem für das Klima“.

Selbstverständlich“, so Müller, müsse der Verkehr klimaneutral werden. „Aber welche Strategie haben wir denn für die 1,5 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die heute auf der Welt unterwegs sind?“ Hier seien synthetische Kraftstoffe gefragt, sagt sie, es gebe für diese Fahrzeuge „keine Alternative“. Die EU denke „zu klein, wenn sie schon heute synthetische Kraftstoffe ausschließt“, kritisiert sie das geplante Verbrenner-Aus in Europa. „Wenn es der Industrie gelingt, einen klimaneutralen Kraftstoff zu entwickeln, dann sollte das eine Option sein – vor allem für die aktuell 280 Millionen bereits existierenden Autos in der EU“, so Müllers Forderung.

„In Brüssel wird leider alles auf den Antrieb reduziert“

Müller gibt auch zu bedenken, dass zur emissionsfreien Mobilitätviel mehr“ gehöre als nur der Antrieb, etwa die Lieferkette: „Es geht um Kreislaufwirtschaft, Recycling der Karosserie bis hin zur Frage der Wiederverwendung von Batterien“. Alles Themen, an denen die Autoindustrie „intensiv und innovativ“ arbeite. Und bei Elektroautos komme es für den Klimaschutz stark darauf an, dass die Energie klimaneutral erzeugt wird: „Wir setzen daher voll auf erneuerbare Energien“, so Müller. Es müsse „also sichergestellt werden, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien so schnell erfolgt wie die Elektromobilität“.

Die benötigte Energie werde Deutschland allerdings nicht allein erzeugen können, meint Müller, weshalb es an der Zeit sei, Energiepartnerschaften mit anderen Ländern zu schließen. Auch hier findet die VDA-Präsidentin, dass die Politik „zu langsam und zaghaft“ vorgeht. Ihr fehle auch hier ein langfristiger Plan, wie schon bei der Beschaffung von wichtigen Rohstoffen für die E-Mobilität. „In Brüssel wird leider alles auf den Antrieb reduziert“, sagt sie. „Die Konsequenzen der Entscheidung, die sich ergebenden Anforderungen, werden nicht mitgedacht“, so ihre Kritik. „Wenn man sich – wie jetzt – politisch für den E-Antrieb entscheidet, dann muss die Strategie auch abgesichert werden, zum Beispiel durch den entsprechenden Zugriff auf Rohstoffe“. Das sei noch nicht passiert, und Müller sagt, sie sei „deswegen in hohem Maße irritiert. Wo ist hier die Strategie? Wo der langfristige Plan?

Müller hat noch viele weitere Fragen: „Wo kommt der Strom her? Wo kommen die Batterien her? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, Batterien herzustellen? Was ist mit den Halbleitern?“ Es gebe noch viel zu tun, nicht nur für die Unternehmen. Die aktuelle geopolitische Lage zeige deutlich, „dass wir in der EU unsere Strategien besser absichern müssen“.

Quelle: Zeit – „Ein mit Kohlestrom geladenes E-Auto ist nicht grün“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Mr.Hu:

Nein, da man so von vielen gering abhängig wird anstatt von wenigen sehr stark. So kann man quasi „switchen“.

Mr.Hu:

Hör endlich auf deine Lügenmärchen zu erzählen. E-Fuels sind sehr wohl klimaneutral. Aber um das zu erkennen, ist dein Geist viel zu klein. Lass dir andere Argumente einfallen, denn die Lithium-Partnerachaften mit CHINA fallen uns genauso auf die Füße. TRÄUMER!

Ralf Holzapfel:

Schade, das bei dem Verbrenneraus auch CNG-Gas-Antrieb stirbt.
An den etwa 80% der 800 CNG-Tankstellen wird Biogas aus heimischen Biogasanlagen getankt! Tendenz stark steigend Richtung 100%
Fahre meinen Seat Leon Kombi TGI übrigens mit unter 4 Euro/100 km.
Ein solches Fahrzeug liegt im Neupreis nur wenige Prozent über dem Preis eines Benziners, etwa gleichauf mit einem Diesel und frist keine Subventionen (leider lässt die Politik das Thema ja links liegen)
Auch Batterien müssen niemals getauscht werden.
Getankt ist in 5 min.
Die EU hat ein Programm aufgelegt, um die mögliche 2,6fache Menge an Biogas aus Abfällen diverser Art über weitere tausende Biogasanlagen in der EU zu erzeugen.
Mit diesem Biogas fahre ich dann CO2-neutraler als mit dem deutschen Strommix, ohne Batterie mit ihren Nachteilen und etwa Preisgleich, wenn der Strom nicht vom eigenen Dach kommt.

matthias.geiger@t-online.de:

Es ist die Denke der letzten Koalition (CDU/SPD). Dinosaurier wurden auch immer grösser bis sie ausstarben. Wir müssen unser Land energieautark aufstellen und dann zusätzlich Partnerschaften eingehen. Der Autobestand sollte in Deutschland langfristig halbiert werden und der Focus auf Carsharing, ÖPNV und Fahrrad liegen. Dann brauchen wir auch weniger Autobatterien.

Silverbeard:

Besonders wenn man bedenkt, dass viele dieser ‚Partnerländer‘ noch nicht mal selbst vollständig elektrifiziert sind…

Silverbeard:

Der Punkt ist doch der: Auf lange Sicht wird jeder Tropfen E-Fuels von den Fluggesellschaften gekauft. Deren Geschäftmodell ist fliegen. Und das dürfen die ab 2030 nur noch mit 2% E-Fuelsanteil. Was werden die also machen, damit sie Umsatz und Profit generieren können? Den PKWs die E-Fuels überlassen oder zu jedem Preis kaufen?

Wer von E-Fuelspreisen günstiger als Kraftstoff auf Erdölbsis träumt, der träumt…

Silverbeard:

Wenn Sie unbedingt den Akku wechseln wollen, dann können Sie sich ja als nächstes einen NIO kaufen.

Wir anderen gehen lieber während dem Laden bei Langstrecke mal auf Toilette und sparen uns viel Geld beim Autokauf und den Betriebskosten.

Wolfbrecht Gösebert:

„Unter „Schnelladen“ verstehe ich innerhalb von 10 Minuten incl. Reinigen der Scheiben und Bezahlen vollgeladen weiterfahren zu können.“

In dieser Zeit kann man nicht mal ’nen Kaffee trinken und die sanitären Einrichtungen sachgerecht nutzen. Dafür sind regelmäßig eben die 30 Minuten zu veranschlagen. Reicht!

Das Wechseln von einheitlichen/standardisierten Akkus an maschinellen Wechselstationen ist und bleibt in ein finanziell/technischer Irrweg:

• Er behindert die Akku-Weiter-Entwicklung,
• er behindert die weitere, flexible Fahrzeugentwicklung,
• er führt zu (verdeckten) zusätzlichen Kosten beim Fahrzeugnutzer …
• tbc.

Merke: Akku-Leasing – und anders geht es doch nicht beim ständigen Wechseln – erfordert weit mehr Akkus als Fahrzeuge, auch das muß bezahlt werden!

H.Dorsch:

In fast allen Medien wird das „Schnellladen“ innerhalb 30 Minuten
als erstrebenswert dargestellt. In der Realität wird das bei hohem Verkehr nicht möglich sein. Unter „Schnelladen“ verstehe ich innerhalb von 10 Minuten incl. Reinigen der Scheiben und Bezahlen vollgeladen weiterfahren zu können.
Eine Lösung mit Laden von z.B. 100 kW kann zwar die Ladezeit verkürzen, schadet der Batterie und ist teuer… Auch die Spitzenlast verschlingt hohe Recourcen bei Infrastruktur wie Erzeugung.

Gemäss Statistik fährt der Bürger täglich weniger als 50 km mit seinem Privat Fahrzeug. Einige male im Jahr will er jedoch 500 – 1000 km fahren.
Es ist daher logisch, zu folgern, dass ein Kauf eines E Autos mit über 300 km Reichweite eine Verschwendung von Recourcen für ca 90% der Nutzungsdauer darstellt.

Es gäbe eine Lösung für obige Probleme, mit weiteren Vorteilen:

Die Batterie ist ein Standardteil und kann automatisch an der „e-Tankstelle“ die leere gegen eine geladene Batterie getauscht werden. Der Kunde kann innerhalb 5 Minten weiterfahren. Die leere Batterie kann schonend geladen werden. Das ganze würde auch die Roboter- und Batterietechnologie in Europa voranbringen und den Tankstellen neues Leben einhauchen – und das für die nächsten Jahrhunderte.
Somit können die E-PKW mit „nur“ 20 – 60 kWh Batteriekapazität auskommen, was eine Reichweiten für den Alltag von ca 200 km bieten, und bei Bedarf wird einfach die Dienstleistung der e-Tankstelle genutzt.
Die Fahrzeuge bleiben dadurch bezahlbar, und Recourcen werden keine verschwendet. Auch wären die aberwitzigen Gewichte von 2,5 t für einen PKW nicht nötig !

Diesen Ansatz, den bisher manche vorausschauende Firmen versucht haben umzusetzen, aber von der Poltik zuwenig Unterstützung bekamen, hat NIO (ein chinesischer Hersteller) realisiert und inzwischen (Stand Juni 2022) über 10 Mio Batterwechsel gezählt 

Man muss zusammendfassend sagen, das die Politik und die Industrie durch kurzsichtige Ansätze oder fehlende Visionen die Chance auf eine gewisse Standardisierung von Dimensionen und Anschlusstypen verpasst hat. Das hätte eine breite Möglichkeit geschaffen, um Wechselstationen zu etablieren, die eine Weiterfahrt innerhalb von 5 Min. ermöglicht.

rabo:

Gut so! – ein Autofahrer weniger! für hoffentlich weitere Millionen von Klikos gibt es in Deutschland den ÖPV und Fahrräder.

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