Warum dauert es so lange, bis der VW ID.3 ausgeliefert wird?

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Volkswagen AG

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Am Anfang der Woche haben wir mitgeteilt, dass Volkswagen gerade mit der Produktion des ersten ID.3 im Werk Zwickau in Deutschland begonnen hat. Allerdings steht immer noch die Aussage im Raum, dass die Auslieferungen erst Mitte 2020 beginnen. Vorher sollen keine Serienfahrzeuge ausgeliefert werden. Die Frage warum es so lange dauert, bis der VW ID.3 ausgeliefert wird erscheint daher berechtigt. Wir versuchen uns an einer Antwort.

In der Regel erfolgt der sogenannten Produktionsstart eines Fahrzeugs – auch SOP genannt – zwei Monate vor der eigentlichen Auslieferung. In dieser Zeit werden meist genügend Autos produziert, um die Händler zu beliefern und zu vermeiden, dass die Kunden frustriert sind, weil sie versuchen, etwas zu kaufen, das nicht ohne weiteres verfügbar ist. KIA und Hyundai sind hierfür derzeit ein prägendes Beispiel dafür. Mit dem ID.3 hat VW nun gut acht Monate vor dem eigentlichen Liefertermin begonnen.

https://youtu.be/mRT75LhKv5A

Umrüstung von Verbrenner auf E-Auto sowie Testphase verzögern Auslieferung

Begründet wird vonseiten Thomas Ulbrich, Volkswagen Markenvorstand für E-Mobilität, damit, dass man eine bestehende „Verbrenner“-Fabrik auf E-Autos umrüsten muss. Parallel zum eigentlichen Fertigungsprozess. „Die Umstellung verlief sehr gut. Aber natürlich ist es sehr komplex, das können wir sagen. Die Anlage besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil wurde zu 100 Prozent auf E-Mobilität umgestellt. Andererseits produzieren wir noch bis Mitte nächsten Jahres Autos mit Verbrennungsmotor, die dann aber eingestellt werden“, so Ulbrich über den aktuellen Stand.

Für Zwickau steht fest, dass die komplette Umstellung auf E-Mobilität erfolgt, wenn die Verbrenner in Zwickau ausgelaufen sind. Derzeit wird von einer vollständigen Umstellung Ende 2020 ausgegangen. Die aufwendige Umstellung der Produktionslinie ist allerdings nicht der alleinige Grund für die Verzögerung bei der Auslieferung. Dies gab Andreas Groß, Sprecher E-Mobilität, Volkswagen Konzern, gegenüber InsideEVs zu verstehen.

„Da es sich um ein völlig neues Modell mit einem völlig neuen Produktionsprozess und völlig neuen Verfahren, einschließlich der Lieferkette, handelt, hat die Sicherung unserer Qualitätsstandards oberste Priorität. Deshalb werden die ersten produzierten Fahrzeuge im Rahmen eines Qualitätssicherungsprogramms an die Volkswagen-Mitarbeiter übergeben und unter Alltagsbedingungen getestet. Unsere Mitarbeiter geben uns ein wichtiges Feedback über die Leistung der ID.3, bevor sie an unsere Kunden ausgeliefert wird.“

Die ersten produzierten VW ID.3 gehen somit nicht auf Halde und warten auf ihre Auslieferung im zweiten Quartal 2020, sondern werden auf Herz und Nieren in Alltagssituationen geprüft. Des Weiteren kann man davon ausgehen, dass ein Teil der Fahrzeuge – nach ersten Überprüfungen – an die Händler ausgeliefert werden, für Probefahrten.

VW rechnet nicht mit Batterieengpässen beim VW ID.3

In unserer Podcast-Folge “VW macht sich für E-Mobilität stark – eine Momentaufnahme” sind wir darauf eingegangen, welche Hebel derzeit in Bewegung gesetzt werden, um die E-Mobilität spürbar voranzubringen. Nicht nur bei VW selbst, sondern auch bei den dazugehörigen Tochter-Unternehmen. Kurz darauf übte VW weiteren Druck auf seine Batteriezellen-Lieferanten aus. All dies, um die Auslieferung des VW ID.3 und fortfolgende MEB-Modelle sicher zustellen.

Diese scheint auch gesichert zu sein und wird nicht zu einer Produktionsverzögerung führen, so VW: „Die Batterieversorgung des ID.3 ist gesichert und hat nichts mit dem Startvorgang zu tun. Wie geplant beginnt die Produktion des ID.3 nun mit einer flachen Hochlaufkurve, die im nächsten Jahr mit näher rückender Markteinführung deutlich steiler werden wird.“

Hochlaufkurve führt bis Ende 2020 bis zu 1.500 E-Autos am Tag

Bis zum nächsten Frühjahr rechnet das Unternehmen damit, im Dreischichtbetrieb zu arbeiten und 800 Fahrzeuge pro Tag zu fertigen. Das würde etwas weniger als 270 Autos pro Schicht ausmachen, was auf den erwarteten Hochlauf für die derzeit stattfindende Einzelschicht hinweist. Bis April ist geplant, dass die 800 ID.3 pro Tag erreicht werden. Bis Ende 2020 – mit Umstellung des Werks komplett auf E-Mobilität – werden dann 1.500 E-Autos pro Schicht angepeilt.

Stand heute wurden über 30.000 VW ID.3 1st reserviert und werden wohl auch als erstes vom Band laufen. Des Weiteren stehen weitere 5.000 Reservierungen für die Serienversiond es ID.3 im Raum. Mit 800 Einheiten pro Tag ab April und 20 Arbeitstagen könnte Volkswagen 16.000 ID.3 pro Monat produzieren. Von April bis Juni hätte das Unternehmen 48.000 E-Autos produziert, mehr als genug für die aktuell 35.000 bereits eingegangenen Aufträge und einige mehr.

Quelle: InsideEVs – Why Will The VW ID.3 Take So Long To Reach The Market?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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paul:

Typisch deutsch, rückwärtsgerichtet, dieser Kommentar.
Wir sehen doch, dass die gesamte deutsche Automobilindustrie, insbesondere mit ihren Nobelmarken, der Entwicklung im E-Bereich z.B. gegenüber TESLA um Jahre hinterher rennt und verzweifelt versucht, mit der Entwicklung Schritt zu halten.
Umso mehr ist Volkswagen zu loben, hier ein komplett neues, fortschrittliches E-Auto konsequent zu entwickeln und anzubieten, statt, wie andere etablierte Hersteller halbherzig und mutlos, diese Entwicklung anzugehen. Alles unbekannte, neue erst einmal schlechtmachen, statt Volkswagen zu loben, dass es diesen mutigen Schritt gegangen ist deshalb kleinkariert.
Dass hier auch noch Erfahrungen gesammelt werden müssen, wie dies bei TESLA auch der Fall war, ist doch logisch. Als der Benzinmotor damals neu eingeführt wurde, war dies doch auch der Fall. Fortschritt fällt nicht vom Himmel. Doch auch damals gab es skeptische Miesmacher, die die übelsten Befürchtungen mit der Erfindung des damaligen Autos in die Welt setzten. Ebenso wie bei der Erfindung der Eisenbahn.

Reiner:

Guten Morgen,

es verhält sich genau so wie es sich verhalten soll.
Der deutsche Automobilkonzern gibt die Schlagzahl vor. Ob es bei der Fertigung oder beim Betrug ist. Die Lobby kauft die Politik.
Nur passieren mittlerweile Weltweit Dinge, die an unseren TOP MANGERN vorbei gehen. Innovation nämlich.
Der deutsche Ingenieur ist schon lange nicht mehr das Mass der Dinge! Und das Auto schon lange nicht mehr ein Statussymbol deutscher Ingenieurskunst.
100 Jahre deutsche Erfolgsgeschichte verschwinden in den Geschichtsbüchern, weil skrupellose CEO´s der Autobranche nichts verstanden haben!
Tesla baut eine Fabrik in Berlin und obendrein noch ein Forschungszentrum für Batterien. Ein Computer Nört aus den USA baut Autos in Deutschland. Gut gemacht ihr Winterkorns und Kollegen!

Johannes Bach:

Die späte Auslieferung macht nur Sinn, wenn man folgendes sich vergegenwärtigt: die Entwicklung der Software verläuft doch holpriger als zunächst angenommen. Daher wird die Hardware jetzt auf Halde produziert. Wenn die Software (hoffentlich) im Sommer fertig ist – ich würde mich nicht wundern wenn es Herbst wird – wird sie an einem Tag auf die Autos aufgespielt und sie können sofort ausgeliefert werden. Wenn die Händler schlau sind, führen sie diese Massenauslieferung dann im Rahmen einer öffentlichen Schlüsselübergabe mit Presse und Rundfunk bei einem Hoffest mit Bewirtung durch um noch einen Pusch auf die Petrolheads auszuüben. Das Auto wird ganz sicher ein großartiger Erfolg!

Siegfried Eckardt:

Diese Erklärungen versteh ich nicht:
Wieso müssen Elektroautos nach dem Serienstart weiter getestet werden?
Bisher (bei „Verbrennern“) wurde die Serie gestartet, wenn alle Erprobungen nach diversen Vorgaben und Normen (Crashtest, Zuverlässigkeit, Verbrauch, Fahrverhalten, Alltagtests usw.) erfolgreich verlaufen sind und gegebenenfalls erforderliche Änderungen in die Konstruktion und Fertigung eingeflossen sind.
Diese Tests müssten doch beim e-Auto auch vor dem Serienstart erfolgt, d.h. abgeschlossen sein?!? Was, wenn die „Mitarbeiter“ jetzt erst unter „Alltagsbedingungen“ Probleme feststellen? Bis die Konstruktion und Fertigung diese lösen kann, müsste die Produktion ja dann wieder stehen, will man keinen „Schrott“ produzieren…

Das der Hochlauf neuer Fertigungslinien mehr Zeit braucht und vorübergehend geringeren Produktionsausstoß bedeutet, als wenn man „nur“ einen Modellwechsel auf einer bestehenden Fertigungslinie vornimmt, will ich gern glauben.

Fazit: Diese Erklärungen sind nicht geeignet, das Vertrauen zu VW’s „Elektroautokompetenz“ bei den Kunden zu steigern und der Glaube an bald erhältliche Elektroautos schwindet.
Mal sehen, was ich eher erlebe: Starts auf dem Berliner Flughafen oder einen verkäuflichen ID.3 beim Händler …

Realist:

Es bleibt unterm Strich, dass es von VW 2020 noch keinen Volksstromer geben wird. Die Basisversion des ID3 wird nicht vor 2021 ausgeliefert. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin die Batteriepreise weiter fallen.

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