In einem Interview mit der Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) hat sich Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer zu den derzeitigen Herausforderungen der deutschen Automobilbranche geäußert, den jüngsten Autogipfel als „Nebelkerze“ sowie die Diskussion um das sogenannte „Verbrenner-Aus“ als „unseliges Gegackere“ kritisiert und zugleich konkrete Reformvorschläge geliefert. Die Branche stecke in einer Krise, die nicht allein durch externe Schocks, sondern durch strukturelle Defizite bedingt sei, stellte er dabei fest.
Zunächst betont er, Deutschland kaufe sich derzeit mit Subventionen wie der Innovationsprämie Zeit, ohne den grundlegenden Wandel energisch genug zu gestalten. Dudenhöffer warnt: „Wer weiter auf Altbewährtes setzt, verliert den Anschluss.“ Der Experte fordert eine deutlich mutigere Strategie – insbesondere beim Ausbau der Elektromobilität und bei der Mobilitätsinfrastruktur. Dazu gehöre ein schnellerer Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, flankiert von gezielter Förderung – nicht nur für Bürger:innen, sondern auch für Forschung und Industrie.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die Fragmentierung und mangelnde Koordination im deutschen System: Zu viele Akteure arbeiteten voreinander, nicht miteinander, sagt er. Dudenhöffer schlägt deshalb die Gründung einer „Agentur Automobil“ vor, die Bund, Länder und Hersteller verbindlich zusammenführt und als zentrale Steuerungsinstanz fungiert. So könne man Prioritäten setzen, Bürokratie abbauen und Ressourcen bündeln.
„Das Geschäftsmodell Auto in seiner bisherigen Form ist überholt“
Dudenhöffer räumt mit Blick auf Arbeitsplatzverluste indes ein, dass ein technischer Wandel mit Transformation verbunden sei: „Man kann nicht erwarten, dass 100 Prozent der Beschäftigten ohne Umschulung weiterarbeiten.“ Dennoch sieht er langfristig Potenzial: Deutschland müsse jetzt massiv in Aus- und Weiterbildung investieren, um Fachkräfte für Elektrotechnik, Software und Batterietechnik bereitzustellen.
Kritisch sieht der Experte die bisherige Produzentenpolitik: Die Autohersteller hätten jahrzehntelang auf „Schnellstraßen“ gesetzt – hohe Stückzahlen, große Fahrzeuge – und seien nun in einer Sackgasse angekommen. „Das Geschäftsmodell Auto in seiner bisherigen Form ist überholt“, sagt er und fordert mutige Produktinnovationen: weg von Luxus-SUV, hin zu kompakten, effizienten Elektroautos – auch mit Abomodellen, Carsharing oder Flottenlösungen.
Abschließend spricht Dudenhöffer über die Rolle der Politik: Es gelte, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionen erleichtern – etwa durch bessere Ladeinfrastruktur, günstigere Strompreise, steuerliche Anreize und europäische Harmonisierung. Deutschland könne nicht isoliert agieren: „Wir müssen Teil eines wettbewerbsfähigen Europa sein, nicht Insel der Begehrlichkeit.“ Nur so ließe sich die Krise überwinden – nicht mehr mit Flickwerk, sondern mit Strategie und Weitblick.
Quelle: NOZ – Fährt das E-Auto unsere Wirtschaft vor die Wand, Herr Dudenhöffer?