Bereits Anfang Mai haben wir Frank Blome, Leiter des Volkswagen Center of Excellence Batteriezelle, zitiert. Dieser gab folgende Aussage zum Besten: „Grundsätzlich ist unser Anspruch: Unsere Batterien halten ein ganzes Autoleben. Für acht Jahre oder 160.000 Kilometer garantieren wir eine Mindestkapazität der Batterie von 70 Prozent.“
Seinen Worten folgen Taten und damit auch die Garantie darauf, dass die Akkus selbst nach acht Jahren respektive 160.000 Kilometern noch über mindestens 70 Prozent ihrer nutzbaren Kapazität verfügen. Für Käufer des ID.3 sicherlich ein Pluspunkt. Doch sind noch über mindestens 70 Prozent der nutzbaren Akku-Kapazität erstrebenswert?
Tesla schlägt VW bereits heute in puncto nutzbaren Akku-Kapazität
So richtig viel Erfahrung hinsichtlich Langlebigkeit von Elektroauto-Akkus gibt es bisher noch nicht. Einfach aus dem Grund, dass viele E-Autos noch gar nicht lange am Markt sind, um eine zuverlässige Aussage treffen zu können. Ausnahmen gibt es jedoch.
Bereits im September 2017 haben wir berichtet, dass das Tesla Model S des finnischen Taxifahrer Ari Nyyssönen nach 400.000 Kilometer eine Restakkukapazität von 93% anzeigt. Hier muss man allerdings anmerken, dass der Akku wohl einmalig, im Rahmen der bis zu achtjährigen Garantie auf unbegrenzte zurückgelegte Kilometer, von Tesla getauscht wurde. Zwar ganz am Anfang, aber es scheint wohl nie nur mit einer Batterie gefahren zu sein.
Anders schaut es bei dem Tesla Model X 90D „Deuxy“ aus. Dieses legte in den vergangenen Jahren über 482.803 Kilometer zurück. Am Steuer mehr als 7.000 Fahrer, welche zwischen L.A. und Palm Springs beinahe täglich pendelten. Die 90 kWh-Batterie des Model S zeigt in der Tesla-App auf, dass sich die Reichweite bei 95% Ladung von 398 Kilometer auf 346 km verringert hat. Die „Gesundheit“ der Batterie wird mit 87% angegeben.
Interessant ist in diesem Fall auch ein Blick auf das Tesla High Mileage Leaderboard, an deren Spitze ein Tesla Model S mit 850.000 km auf dem Tacho steht. Das Tesla Model X90D „Deuxy“ hat laut dem Ranking übrigens mittlerweile 562.574 km vorzuweisen.
Mitte April setzte Musk noch eins drauf und teilt mit, dass man das Model 3 gebaut haben, um so lange zu halten wie ein kommerzieller LKW, eine Million Meilen (knapp 1,6 Mio km). Die Batteriemodule sollen zwischen 482.000 bis 800.000 km schaffen.
Durch entsprechende Ersatzmodule kann man die Langlebigkeit des Akkus verlängern. Tesla setzt dabei bewusst darauf, dass nicht das ganze Akkupack getauscht wird, sondern nur einzelne Module, für die zwischen 5.000 und 7.000 Dollar fällig werden. Ein Ansatz der ebenfalls zu gefallen weiß. Inwiefern VW eine solche Option anbietet, ist bisher noch nicht klar.
VW: Bequem zu Hause und extrem schnell unterwegs laden – wirkt sich auf die Langlebigkeit des Akkus aus
Die Autofahrer können die Haltbarkeit der Batterie aber auch mit beeinflussen. Normales Laden ist schonender als Schnellladen und die Batterie nur auf 80 Prozent zu laden statt auf 100 Prozent, erhöht die Lebensdauer ebenfalls.
Im Hause VW geht man derzeit davon aus, dass rund 50 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause und 20 Prozent bei der Arbeit stattfinden werden. Aus diesem Grund hat man darauf hin ein neues Programm an Wallboxen ins Angebot mit aufgenommen. Diese können daheim oder bei Unternehmen montiert werden und arbeiten mit Ladeleistungen von bis zu 11 Kilowatt (AC, Wechselstrom).
25 Prozent der Ladevorgänge dürften indes unterwegs im öffentlichen Raum und fünf Prozent entlang der Schnellstraßen erfolgen. Je nach Fahrweise wird es auf einer Reise von Hamburg nach München oder Turin nach Paris (jeweils rund 800 Kilometer), reichen, einen ID.3 mit der größten Batterieversion lediglich zweimal zu laden. Passiert das an einer der Schnellladestationen mit hoher Kapazität, können in 30 Minuten rund 260 Kilometer (WLTP) nachgeladen werden.
VW stellt sich der Herausforderung: Garantie für Langlebigkeit der Batterie
Es lässt sich festhalten, dass viele Faktoren für die Langlebigkeit der Batterie zum Tragen kommen. Und auch klar ist, dass Lithium-Ionen-Akkus und deren Weiterentwicklung, in Form der Festkörperbatterie, eine entscheidende Rolle für die Zukunft der E-Mobilität spielen.
Die Garantie von VW, dass die Akkus selbst nach acht Jahren respektive 160.000 Kilometern noch über mindestens 70 Prozent ihrer nutzbaren Kapazität verfügen, sollte mit Blick auf Tesla daher keineswegs als negativ gewertet werden.
Im Gegenteil, es ist eine Ansage, dass man sich auf eine solche Leistung – nach gefahrenen Kilometer / Jahren – verpflichtet und für die eigenen Produkte einsteht. Nun wird es tatsächlich aber noch ein wenig dauern, um zu werten, was die Akkus von VW tatsächlich nach einigen Jahren im Betrieb noch leisten können.
Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 17. Juni 2019