UpBus kombiniert autonomen Elektrobus mit Seilbahnsystem

Cover Image for UpBus kombiniert autonomen Elektrobus mit Seilbahnsystem
Copyright ©

Darstellung von UpBus-Fahrzeugen im Seilbahn- sowie im Elektrobus-Betrieb / RWTH Aachen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen hat im Forschungsprojekt UpBus mit der Fertigstellung eines Testaufbaus einen Meilenstein erreicht. Im Zuge der Entwicklung eines innovativen Verkehrsmittels, das einen autonom fahrenden Elektrobus mit einem Seilbahnsystem vereinen soll, beginnt auf dieser Basis bald die Erprobung eines Prototypen, so die Hochschule in einer aktuellen Mitteilung.

In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderten Gemeinschaftsvorhaben mit zwei weiteren Einrichtungen der RWTH Aachen und der Gemeinde Simmerath sollen die Vorteile der beiden miteinander kombinierten Verkehrsträger zur Geltung kommen und in einem intermodalen Verkehrskonzept vereint werden.

Während Seilbahnen mit kurzen Planungs- und Bauzeiten, niedrigen Investitions- und Betriebskosten sowie einem geringen Energieverbrauch punkten, besteht ihr Nachteil in der Bindung an feste Stationen. Autonome E-Busse hingegen bedienen engmaschige Netze, bleiben jedoch straßengebunden und tragen somit zur Bildung von Staus bei. „Als Seilbahn kann der UpBus Verkehrsengpässe oder landschaftlich schwierige Gebiete überbrücken und anschließend nahtlos als Bus weiterfahren, ohne dass die Passagiere umsteigen müssen“, erklärt PEM-Leiter Professor Achim Kampker.

Dies soll durch eine automatische An- und Abkopplung der Transportzellen an Chassis autonom agierender Straßenfahrzeuge gelingen, wobei die Seilbahnstationen als Verteilungszentren für engmaschige Busnetze dienen sollen. „Die größte technische Herausforderung liegt im hohen Grad der Modularität“, sagt Kampker, da das Vehikel aus insgesamt drei Hauptsystemen bestehen soll: einem autonomen Straßenfahrmodul, einer Fahrgastzelle und der Kopplungsschnittstelle iTSI („intelligent Terrestrial System Interface“). iTSI ermögliche es, die Fahrgastzelle für den Straßenbetrieb an das Fahrmodul zu docken und die Transportzelle in der Seilbahnstation an das Seilgehänge zu übergeben.

Vorserienprototyp als Frachtvehikel

Das Prozedere soll bereits im August mit Hilfe eines sogenannten Primotypen erstmals erprobt werden. Das semi-autonome 48-Volt-Niederspannungs-Elektrofahrzeug nutze eine Stereo-Kamera sowie Lidar-Sensoren zur Navigation und beinhalte einen Hebemechanismus sowie eine Weiterentwicklung der Kopplungsschnittstelle iTSI zur einfachen und sicheren Übertragung der Buskabine.

Zum Ende des Projekts soll ein Vorserienprototyp als Frachtfahrzeug aufgebaut und im Feld getestet werden. Ein weiterer zur Beförderung von Personen soll indes digital entwickelt werden. Die entsprechende Kabine soll bis zu zehn Passagiere transportieren können und über sämtliche Eigenschaften eines klassischen ÖPNV-Fahrzeugs mit Blick auf Bestuhlung, barrierefreien Einstieg, Infotainment-System und Türschließautomatik verfügen.

Jährlich 3,2-Milliarden-Euro-Verlust durch Stau

Hintergrund für das Projekt sind die in zahlreichen Städten überlasteten Verkehrsnetze. Allein im Jahr 2023 stand im bundesweiten Durchschnitt jeder Pendler 40 Stunden lang im Stau, mancherorts, etwa in München und Berlin, war es sogar fast doppelt so lang. Das entspricht einem finanziellen Verlust von rund 3,2 Milliarden Euro. In ganz Europa werden darüber hinaus 60 Prozent der vom Straßenverkehr erzeugten Kohlenstoffdioxid-Emissionen dem sogenannten motorisierten Individualverkehr zugeordnet. Ein ÖPNV-Angebot mit UpBus-Fahrzeugen könnte zu einer nachhaltigen und kostengünstigen Gestaltung des Personenverkehrs beitragen.

Quelle: RWTH Aachen – Pressemitteilung vom 24.06.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


adson:

Das Untergrund-System von E. Musk erscheint mir wesentlich realitätsnaher und ist nicht dem Wetter ausgesetzt bzw. beeinträchtig nicht die Ansicht der Örtlichkeiten. Bei einem derartige Eingriff in die Ansicht der Städte befürchte ich massive Anwohnerproteste.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Michael Neißendorfer  —  

Menschen auf dem Land seien stark aufs eigene Auto angewiesen, während Menschen in Großstädten auch gut ohne vorankommen, so der Grünen-Abgeordnete Kellner.

Cover Image for Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Michael Neißendorfer  —  

Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.

Cover Image for Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Tobias Stahl  —  

Nach der Übernahme des insolventen Batterieherstellers Northvolt muss Lyten die nächste Herausforderung meistern: Autobauer zur Rückkehr zu überzeugen.

Cover Image for Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Michael Neißendorfer  —  

Kia bleibt auf E-Auto-Kurs: Bis 2030 will die zum Hyundai-Konzern gehörige Marke 15 Elektroauto-Modelle im Angebot haben und am Verbrenner-Ende nicht rütteln.

Cover Image for Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Michael Neißendorfer  —  

Nach ersten Exterieur-Andeutungen vor wenigen Wochen hat Škoda nun auch die ersten Details zum Innenraum des Konzeptfahrzeugs Vision O enthüllt.

Cover Image for Formel E will mehr Rennen in China austragen

Formel E will mehr Rennen in China austragen

Michael Neißendorfer  —  

Die Formel E könnte ihre Präsenz in China deutlich ausbauen. Serienchef Agag brachte nun sogar bis zu vier Rennwochenenden im Reich der Mitte ins Spiel.