Unfall mit dem Elektroauto – wie sicher sind die elektrischen Flitzer wirklich?

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Michael Brecht
Michael Brecht
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Die Sicherheit der Elektroautos bei einem Unfall ist eine häufige Sorge. Doch ist die Sorge berechtigt oder unnötig? Im Folgenden nehmen wir die Sicherheit von Elektroautos genauer unter die Lupe, insbesondere aus dem Blickwinkel der Unfallbergung und im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen.

Entflammung der Batterien und Hochvoltanlagen: das macht Elektroautos brandgefährlich bei Unfällen: Über den Tesla-Unfall, der sich 2017 im österreichischen Landeck ereignete, wurde ausreichend in den Medien berichtet: ein Tesla Model S ging nach einem Unfall in Flammen auf. Trotz zahlreichen Feuerwehreinheiten war der Brand nur schwer zu löschen.

Da stellt sich die Frage: wie sicher sind Elektroautos eigentlich, wenn es tatsächlich zum Unfall kommt?

Eine Gefahr bei Unfällen mit Elektroautos: Batterien entflammen immer wieder bei Löschversuchen. “Im Normalfall wird ein Fahrzeugbrand mit Wasser oder Löschschaum gelöscht,” so Florian Hörhammer, Pressesprecher der Münchner Feuerwehr. Bei Elektroautos werden die gleichen Löschmittel verwendet – gefährlich wird es jedoch, wenn die Batterie zu heiß ist und dadurch immer erneut entflammt.

Elektroautos verfügen heute in der Regel über eine Lithium-Ionen Batterie, die aus mehreren hundert Batteriezellen aufgebaut ist. Wenn es einen Unfall mit einem E-Auto gibt und eine dieser Batteriezellen anfängt zu brennen, hat das eine Kettenreaktion zur Folge. Dadurch entzünden sich weitere Batteriezellen.

Das Problem für die Feuerwehr: Verunfallte Elektroautos benötigen große Mengen an Löschwasser. Aus Sicht der Feuerwehr stellen Unfälle mit E-Autos eine Gefahr dar, da große Mengen an Wasser bereitgestellt werden müssen, um die Fahrzeugbrände zu löschen. Bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor werden maximal 2.000 Liter benötigt – ein Volumen an Wasser, das normalerweise von einem herkömmlichen Feuerwehrauto transportiert wird. Ein Elektroauto hingegen kann bei einem Brand bis zu 11.000 Liter Wasser benötigen. Daher werden mehr Einsatzkräfte und -fahrzeuge benötigt, um den Bedarf an Löschwasser zu decken.

Eine weitere Gefahr bei Unfällen mit Elektroautos: Elektroautos verfügen über Hochvoltanlagen, die sich bei Unfällen als tödlich herausstellen können. Die Stromleitungen in Elektroautos können Strom von bis zu 600 Volt leiten – eine tödliche Dosis, sollte man mit ihnen in Berührung kommen. Das stellt nicht nur eine Gefahr für Unfallbeteiligte dar, sondern auch für Einsatzkräfte bei der Bergung des Fahrzeugs oder der Fahrzeuginsassen.

Dennoch gilt: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind nicht unbedingt sicherer als Fahrzeuge mit Elektromotor. Trotz der oben genannten Gefahren, die Elektroautos in Unfallsituationen mit sich bringen, schneiden sie im direkten Vergleich mit Verbrennungsfahrzeugen nicht unbedingt schlechter ab. Zudem werden Einsatzkräfte immer häufiger geschult, um speziell mit Elektroautos in Unfallsituationen umgehen zu können.

Elektrofahrzeuge sind zwar entflammbar, bei Verbrennungsfahrzeugen können sich Brände jedoch schneller verbreiten. Obwohl brennende Elektroautos mehr Löschzeit in Anspruch nehmen, beschränkt sich der Brand oftmals nur auf das Fahrzeug selbst. Ganz im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren, bei denen durch auslaufendes Benzin die Gefahr besteht, dass die Flammen sich großflächig ausbreiten. Somit sind beide Fahrzeugtypen, laut Albert Kreutmayr von der Feuerwehr Augsburg, vergleichbar, was die Sicherheit in Unfallsituationen betrifft. Dazu kommt, dass im Fall eines Brandes die gleichen Löschmethoden bei beiden Fahrzeugtypen angewandt werden können – bei Elektroautos wird für den Löschvorgang lediglich mehr Zeit beansprucht.

ADAC und Elektrofahrzeughersteller sorgen für mehr Sicherheit für zukünftige Unfallsituationen mit Elektroautos. Die neuesten Elektroautos müssen sich Unfalltests von ADAC unterziehen, bevor sie auf den deutschen Straßen zugelassen werden können. Das involviert Unfallszenarien wie beispielsweise einen Frontal- oder Heckaufprall. Zudem sind neuere Elektroautos mit besserer Hardware wie etwa optimierte Stromversorgungsmaßnahmen und feuerabweisende Flüssigkeiten in den Akkupacks ausgestattet, um oben genannte Gefahren versuchen zu vermeiden.

Auch die Feuerwehr wird speziell geschult im Hinblick auf ihr Verhalten bei Unfällen mit Elektroautos. Diese Schulungen werden oft von Fahrzeugherstellern durchgeführt, die spezifische Informationen zu Fahrzeugaufbau und -verhalten in Unfallsituationen teilen. Einsatzkräfte lernen hierbei beispielsweise, welche Schläuche das Fahrzeug mit Strom versorgen und daher eine Gefahr in Unfallsituationen darstellen könnten. Zudem werden neue Methoden zum Löschen von E-Auto-Bränden vorgestellt.

Mein Fazit: Entwarnung – Sorgen um die Sicherheit von Elektroautos in Unfallsituationen unbegründet

Sorgen im Hinblick auf die Sicherheit von E-Autos in Unfallsituationen sollten nicht bestehen. Im direkten Vergleich mit Verbrennungsfahrzeugen gewährleisten sie in Unfallsituationen nicht weniger Sicherheit. Außerdem hat sich seit dem Tesla-Unfall einiges geändert und entwickelt. Elektroautos sind mit besserer Technik ausgestattet, um Gefahren bei Unfällen vorzubeugen, und Einsatzkräfte werden speziell ausgebildet, um mit den bestehenden Gefahren umgehen zu können.

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Michael Brecht

Michael Brecht

Ich plädiere für mehr E-Motion beim Umstieg auf die E-Mobilität und freue mich, hier über meine persönlichen Erfahrungen mit elektrischen Fahrzeugen berichten zu können. Als Unternehmer helfe ich Mobility Startups bei ihren Wachstumsfragen und unterstütze 'Grown-ups' bei ihrer Suche nach Innovationen.

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Jens:

Sie als Feuerwehrmann sollten zumindest grob vor Augen haben, wie Fahrzeuge konstruiert sind. Hochvoltkabel werden sich niemals in Dachholmen oder Säulen befinden (Da liegen ja auch schon Airbaggeneratoren, Crashverstärkungen, Hochdruckdämpfer wie bei jedem anderen KFZ, in die man auch nicht schneiden oder spreizen sollte). Bei Feuer und Einklemmung ist IHMO die Brandbekämpfung vorrangig, da eine technische Rettung immer zeitaufwändig ist; ich lasse mich gerne unter Angabe der Quelle korrigieren.

Horn:

Mir als Feuerwehrmann fehlt in jedem Bericht die Info wo darf bei einem E Auto geschnitten / die Karosserie aufgedrückt werden mit Schere und Spreizer ohne ein Hochvolt / Niedervolt Kabel zu beschädigen?

Es gibt wohl eine Sicherung (grün gekennzeichnet) die man ziehen muss unter der Motorhaube jedoch wenn das Auto drauf liegt???

Anders wenn man die Bodengruppe einschneiden muss um die eingeklemmte Person zu befreien
besteht die Gefahr die Akkus zu treffen!

Was würde in diesem Fall passieren?

Es heist bei Einsatz mit E Auto Info bei Leitstelle anfordern um welchen Typ es sich handelt und dann bekommt man Minuten später die Info wo man schneiden darf, wenn aber das Auto brennt
und darin ist einer eingeklemmt, glaube ich nicht das die Zeit ist, irgendwelche Infos einzuholen?

Ich habe schon etliche Unfälle durchgemacht zum Glück ohne Feuer und weis wie es den Personen darin geht aber lassen wir das Auto noch brennen und keiner kann der Person helfen???!!!

Wer ist dann dafür verantwortlich!

VG

Franz Lauber:

E-Fahrzeuge sind aus diversen Gründen sehr gefährlich und ich warne immer wieder vor dem hohen Unfallrisiko mit Elektro-Autos, E-Rollern etc. Die Zahl der verunfallten Fahrer geht zwar insgesamt zurück. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt das Risiko für Fahrer von Elektrofahrzeugen, bei einem Unfall schwer verletzt oder sogar getötet zu werden, relativ hoch. Dieses Risiko ist gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung (ein Merkblatt kann als PDF auf https://trovas.ch/?title=e-fahrzeuge heruntergeladen werden) nicht unbedingt auf die Batterie zurückzuführen, sondern auch beispielsweise auf die geringen, kaum wahrnehmbaren Lärm-Emissionen.

Uwe:

Leider lässt der Artikel etwas physikalische Genauigkeit vermissen: Die Einheit Volt steht für die elektrische Spannung, d. h. „Strom von bis zu 600 Volt leiten“ ist physikalischer Unsinn. Der Strom, welcher ggf. durch den menschlichen Körper fließt, wenn es zur Berührung mit spannungsführenden Teilen kommt, ergibt sich aus der anliegenden Spannung von 400 oder 800 Volt (von Fahrzeugen mit 600 V habe ich noch nichts gehört) und dem elektrischen Widerstand auf dem Weg des Stromflusses.

Jürgen Baumann:

Wie oft haben wir Probleme mit dem Bleiakku als Brandursache?

Rolf Erbe:

Leider nicht. Es gibt eine Öffnung, die bei Hitze den Zugang zur Batterie frei gibt. Unter der Rücksitzbank, die dazu entfernt werden muss oder weggebrannt ist…

Rolf Erbe:

Die Löschdecke verhindert nur die Rauchausbreitung. Brennt die Batterie kann das nur durch Kühlen gelöscht werden!

Rolf Erbe:

Wäre die Statistik bzw. Quelle mal interessant für Feuerwehr!

Rolf Erbe:

Unfall war in Brandenburg. Ursache noch nicht offiziell bekannt. Viele Möglichkeiten.

Rolf Erbe:

Nein, E-Autos müssen nicht in vielen Fällen in ein Wasserbad. Das wird häufig vorsorglich gemacht oder „weil man gehört hat, dass man das machen muss“. Ob es zwingend erforderlich ist, wurde bisher nicht bestätigt. In Schrift der DGUV nicht als Standard beschrieben.
Brandursache, auch wie beim Verbrenner, häufig Kurzschlüsse/elektr. Defekte.

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