Tesla soll womöglich Kilometerzähler manipuliert haben

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Tesla steht in den USA wegen eines ungewöhnlichen Vorwurfs unter Druck. Ein Kunde behauptet, dass sein Auto deutlich mehr Kilometer anzeigt, als tatsächlich gefahren wurden. Diese Differenz habe dazu geführt, dass seine Garantie früher endete als erwartet. Nun geht der Fall vor Gericht.

Nyree Hinton aus Los Angeles kaufte Ende 2022 ein gebrauchtes Tesla Model Y. Der Kilometerstand lag bei rund 36.700 Meilen (59.000 km). Hinton stellte jedoch bald fest, dass die angezeigte Fahrleistung deutlich zu schnell anstieg. Über einen längeren Zeitraum hinweg zeigte der Tesla täglich 72 Meilen (ca. 116 km) an – obwohl er nach eigenen Angaben maximal 20 Meilen (ca. 32 km) fuhr. Der Unterschied war für ihn nicht zu erklären. Im Vergleich zu anderen Autos, die er besaß, sei der Kilometerzuwachs beim Tesla ungewöhnlich hoch gewesen.

Laut seiner Klage nutzt Tesla keinen klassischen Kilometerzähler, sondern eine Kombination aus Energieverbrauch, Fahrverhalten und interner Softwarelogik. Diese Faktoren sollen den angezeigten Kilometerstand beeinflussen – offenbar zulasten der Kunden. Denn je schneller ein Auto die Grenze der Herstellergarantie erreicht, desto früher fallen Reparaturen nicht mehr unter den Schutz des Herstellers. Bei Hinton war dies nach eigener Aussage bereits nach wenigen Monaten der Fall. Die Standardgarantie bei Tesla deckt die ersten 50.000 Meilen (ca. 80.000 km) ab. Da sein Model Y jedoch unerwartet schnell diesen Wert erreichte, blieb er auf einer kostspieligen Reparatur sitzen. Die Rechnung für die Erneuerung des Fahrwerks belief sich auf 10.000 Dollar (ca. 8800 Euro). Tesla übernahm die Kosten nicht.

Die Klageschrift wirft dem Unternehmen vor, durch bewusst überhöhte Kilometerstände seine Reparatureinnahmen zu steigern. Kunden würden dadurch gezwungen, früher in eine Anschlussgarantie zu investieren oder teure Reparaturen selbst zu bezahlen. Zudem sollen Leasingverträge betroffen sein, bei denen die Kilometergrenze schneller erreicht werde als erwartet. Hinton strebt eine Sammelklage für betroffene Tesla-Besitzer in Kalifornien an. Nach Angaben des Gerichts könnten mehr als eine Million Autos betroffen sein. Neben einem finanziellen Ausgleich fordert er auch eine Bestrafung Teslas, um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern.

Das Unternehmen hat auf die Vorwürfe bislang nicht öffentlich reagiert. Auch ein direkter Kommentar durch juristische Vertreter liegt derzeit nicht vor. Aus Gerichtsunterlagen geht jedoch hervor, dass Tesla alle wesentlichen Punkte der Klage bestreitet. Das Unternehmen hat den Fall kürzlich vom kalifornischen Landesgericht an ein Bundesgericht in Los Angeles übergeben lassen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla sich wegen ungenauer Angaben verantworten muss. Bereits Anfang 2024 gab es Klagen, in denen dem Hersteller vorgeworfen wurde, die Reichweite seiner Elektroautos im Verkaufsprozess übertrieben dargestellt zu haben. Damals entschied ein Richter in Oakland, dass die betroffenen Käufer ihre Ansprüche nicht im Rahmen einer Sammelklage, sondern individuell geltend machen müssen. Ob es diesmal zu einem anderslautenden Urteil kommt, bleibt abzuwarten. Der neue Fall trägt die Bezeichnung „Hinton gegen Tesla Inc.“ und wird vor dem Bundesgericht im Central District von Kalifornien verhandelt. Für viele Tesla-Fahrer bleibt die Frage offen, ob ihre Autos ebenfalls von ungenauen Kilometerangaben betroffen sind – und welche finanziellen Folgen das haben könnte.

Quelle: Reuters – Tesla speeds up odometers to avoid warranty repairs, US lawsuit claims / FAZ – Tesla wegen angeblich manipulierter Kilometerzähler verklagt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Talis:

Schonmal daran gedacht, dass es Unterschiede zwischen den Modellen in Deutschland und in Kalifornien geben könnte? Persönlich wäre ich überrascht, wenn es in Deutschland erlaubt wäre, etwas anderes als einen Kilometerzähler für die Ermittlung der Laufleistung zu verwenden.
Die zentrale Frage ist aus meiner Sicht, ob ein US-Tesla tatsächlich die zurückgelegte Strecke aufgrund nur mittelbarer Faktoren „schätzt“ oder nicht.

Talis:

Laut Artikel wird angeblich „eine Kombination aus Energieverbrauch, Fahrverhalten und interner Softwarelogik“ verwendet. Wenn du also ein anderes Fahrverhalten hast, dann bist du von dem Problem ggfls. nicht betroffen.
Ich kann mir aber gar nicht vorstellen, dass es in Deutschland erlaubt sein soll, die Laufleistung NICHT mittels Kilometerzähler zu bestimmen.

Talis:

Hatten wir auch. Und als wir den Golf nach fast 9 Jahren verkauft hatten, war er nicht ein einziges mal wegen eines technischen Defekts in der Werkstatt gewesen.

RinRingo:

Ich habe es mal meine Strecke mit mehreren NaviApps verglichen. Es ist innerhalb der Toleranzen genau.
Je nach Reifenlaufleistung kann die aber schon mal etwa 2% betragen.

RinRingo:

Ich habe mal meine Strecke mit verschiedenen NaviApps verglichen.Weitgehend identisch und gut innerhalb der Toleranz.
Je nach Laufleistung der Reifen kann die Toleranz auch etwa 2% betragen. Der Luftdruck der Reifen geht da auch mit. ein.

Und VW? Denen sollte man alles glauben. Was hatten die gleich gemacht? Massiver Abgasbetrug?
Ging beim ID3 weiter. Die versprochene Ersparnis der Wärmepumpe von 30% war falsch.
Allerdings bekam der Kunde Geld zurück. Immerhin.
Wenn ich noch daran denke, dass beim EGolf der dritte Ladevorgang dank „Rapidgate“ dann eine Stunde dauerte. Das merkte man nach der ersten Langstrecke.Sowas wird erstmal verschwiegen.

RinRingo:

Gerade verifiziert
Bei einer Strecke nach Anzeige im Tesla waren es 22,5 Km Fahrtstrecke. Mit GoogleMaps und Waze waren es 22 Km und bei der NaviApp MagicEarth wurden 22,2 Km angezeigt. Ist das jetzt ein „Sturm im Wasserglas“?
Wenn der Wert über die Radsensoren ermittelt wird, kann je nach Laufleistung der Reifen durchaus eine Toleranz von 2% entstehen bzw. der Luftdruck der Reifen ergeben auch Toleranzen.
Beim EGolf wird durch die Radsensoren ein Druckverlust der Reifen ermittelt.
Jetzt wird wieder „eine andere Sau durchs Dorf getrieben“

Hiker:

Was ist denn bekannt? Eine einzige Klage die noch nicht einmal in irgendeiner Weise bewiesen ist, dass reicht Dir also aus, solchen Unsinn zu erzählen? Es sind über sechs Millionen Teslas auf der ganzen Welt unterwegs und keiner soll das bemerkt haben? Also echt, so ein Quatsch.

Pani:

Auch die Judikative in dem Schurkenstaat USA ist von dem *** in 1600 Pennsylvania Avenue in DC ausgehebelt worden. Die korrupten Richter am SCOTUS, wo diese Klage letztlich landen wird, werden FElon *** bestimmt nicht verurteilen, sollte die Sache überhaupt stimmen. Und daran glaube ich überhaupt nicht. Millionen von Teslafahrern sollen diese Diskrepanz nicht bemerkt haben? Nicht vorstellbar.

[*Edit: Passagen gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten und auf Beleidigungen und Schimpfworte verzichten, danke / Die Redaktion]

Gernot Dreher:

Wenn das stimmen würde, hätte BMW auch manipulieren müssen. Mein Weg zum Büro genau 12 Km beim Tesla sowie auch beim BMW I3!

Silverbeard:

Die Performance Variante wurde bei der Eröffnung der Gigafactory nicht in China gefertigt. Ich bin mir nicht sicher, ob das heute anders ist.

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