Siemens und MAN fordern schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Nutzfahrzeuge

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Siemens Smart Infrastructure und MAN Truck & Bus haben gemeinsam ein Whitepaper erstellt, das den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Nutzfahrzeuge beschleunigen soll. Das Dokument konzentriert sich auf klimaneutrale Szenarien für den Straßengüterverkehr und legt den Schwerpunkt auf die Gestaltung der erforderlichen Ladeinfrastruktur. Das Paper wendet sich an politische Entscheidungsträger, um eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Branche anzuregen. Es geht außerdem der Frage nach, wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden kann.

Im „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ der Bundesregierung wurden Maßnahmen zum Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge beschlossen, beispielsweise ein erstes Schnellladenetz für Elektro-Lkw entlang von Fernverkehrsstrecken. In der Praxis seien jedoch erhebliche Hürden zu überwinden: die Integration in das Stromnetz, die Bereitstellung geeigneter Flächen an Autobahnen oder die angespannte Haushaltslage, um nur einige Beispiele zu nennen, so MAN in seiner Mitteilung.

„Die Ladeinfrastruktur ist für uns und unsere Kunden derzeit der größte Schmerzpunkt beim Übergang zur klimaneutralen Mobilität. In Deutschland existieren noch keine öffentlich zugänglichen Ladestandorte für Nutzfahrzeuge. Bis 2030 werden hierzulande jedoch 10.000 öffentliche Lkw-Ladepunkte benötigt, davon 4000 mit Megawatt-Ladesystem. Zudem kommt in der Aufbauphase auch dem Depotladen eine wichtige Rolle zu. Wir müssen jetzt beide Themen dringend anpacken“, sagt Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus.

Das Whitepaper (verlinkt als PDF) nennt mehrere konkrete Maßnahmen, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw voranzutreiben. Dazu gehöre, hohe Anschlussleistungen und ausreichende Flächen bereit zu stellen, sowie die Netzbetreiber in die Netzplanung und Standortfindung frühzeitig einzubinden. Weitere Empfehlungen sind die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für das Genehmigungsverfahren zum Netzanschluss, eine Anschubfinanzierung für elektrische Nutzfahrzeuge und Ladeinfrastruktur, um finanzielle Planungssicherheit für die Betreiber zu gewährleisten, sowie die weitere Förderung von Standardisierungsbemühungen.

Markus Mildner, CEO eMobility, Siemens Smart Infrastructure, fügt hinzu: „Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen birgt ein enorm hohes Potenzial mit Blick auf unsere Klimaziele. Mittlere und schwere Nutzfahrzeuge machen nur fünf Prozent der vierrädrigen Fahrzeuge aus, verursachen aber fast 30 Prozent der CO2-Emissionen. Die gute Nachricht ist, dass die Technologien für die meisten Anwendungen im elektrischen Güterverkehr bereits verfügbar sind – sowohl für die Fahrzeuge als auch für die Ladeinfrastruktur. Wir müssen den Einsatz nur dringend beschleunigen.

Die politischen Ziele und Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Deutschland sind klar: Die Bundesregierung will die deutschen Treibhausgasemissionen des schweren Straßengüterverkehrs bis 2030 um 55 Prozent reduzieren, Vorreiter in Europa und bereits 2045 klimaneutral sein. Die Industrie hält das Ziel der Klimaneutralität im Verkehrssektor für erreichbar und hat bereits massiv investiert.

Bei MAN nimmt die Elektrifizierung des Produktportfolios weiter an Fahrt auf. Der erste serienreife E-Lkw von MAN mit einer Tagesreichweite von bis zu 800 Kilometern steht für 2024 in den Startlöchern. Der elektrische Stadtbus des Herstellers, der Lion’s CityE, werde im kommenden Jahr mit einem Produktupdate an Reichweite gewinnen. Ebenfalls im Jahr 2025 will MAN eine erste Testflotte von Elektro-Reisebussen auf die Straße bringen. Siemens eMobility bietet unterdessen IoT-fähige Hardware, Software und Dienstleistungen für das AC- und DC-Laden an, darunter Produkte und Lösungen von 11 Kilowatt bis zu Megawatt-Ladelösungen für Depots und das Laden unterwegs.

Quelle: MAN – Pressemitteilung vom 08.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Jakob Sperling:

@Gregor

Eine Megawatt-Ladeinfrastruktur mit 12 und mehr MWS-Ladestellen an wichtigen Hubs baut kein Privater einfach so; auch Tesla hat noch nie so etwas hingestellt. Das braucht u.a. Dutzende von Kilometern Mittelspannungs-Anschlüsse (mit entsprechender Genehmigungs-Phase) und grosse Flächen für die Ladestationen.

Hingegen bauen Private flächendeckende H2-Tankstellen-Netze. Teilweise mit staatlichen Beiträgen, teilweise auch ohne (z.B. Schweiz). Die brauchen für den Hochlauf keine Anschlüsse (später je nachdem Pipeline-Anschluss) und deutlich weniger Platz. Ein MWS-Anschluss lädt etwa einen LKW pro Stunde, eine H2-Tankstelle etwa 4-6.

C.c. ein 25/25/5-FCEV ist nützlicher und ökologischer als ein 100kWh-BEV.
Bzw. für LKW: ein 150/150/30-FCEV-LKW ist nützlicher und ökologischer als ein 750kWh-BEV-LKW.

Gregor:

Tesla baut Ladeinfrastruktur aus…in China bauen die Hersteller eigene Ladeinfrastruktur aus… Na los Man und Siemens, los geht’s. Go, Go, Go…

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