BMW-Aufsichtsrat Reithofer: „Niemand darf uns unterschätzen“

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

BMW-Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Reithofer zieht sich im Mai 2025 aus dem Unternehmen zurück und blickt im Interview mit dem Manager Magazin auf seine Amtszeit und die Herausforderungen der deutschen Automobilindustrie. Besonders die Elektromobilität, die Transformation des Unternehmens und die Konkurrenz aus China standen im Fokus seiner Einschätzungen.

Reithofer erkennt an, dass er in einer Zeit abtritt, die für die deutsche Automobilindustrie von grundlegenden Herausforderungen geprägt ist. „Wer auf den perfekten Zeitpunkt wartet, der findet ihn vermutlich nie“, betont er und verweist darauf, dass Krisen in der Branche keine Ausnahme, sondern eine Konstante seien. „Als Vorstandsvorsitzender habe ich 2008 und 2009 die Finanzkrise und ihre Folgen erlebt. 2020 kam Corona. Beides hat BMW erfolgreich bewältigt und ist heute robuster denn je.“ Diese Erfahrung gibt ihm die Zuversicht, dass das Unternehmen auch die aktuellen Umbrüche meistern wird.

Konkurrenz aus China und die neue Rolle der Elektromobilität

Eine der größten Herausforderungen sieht Reithofer in der wachsenden Konkurrenz aus China, insbesondere durch Hersteller wie BYD, die technologisch und preislich neue Maßstäbe setzen. „BYD hat in seinem Preissegment ein sehr beachtliches Produktangebot. Das war schon bei der IAA 2023 in München zu erkennen.“ Gleichzeitig betont er, dass der chinesische Markt bereits zu mehr als 50 Prozent aus Elektroautos und Plug-in-Hybriden besteht. Diese Entwicklung mache es notwendig, in diesem Segment wettbewerbsfähig zu sein, sowohl technologisch als auch bei den Kosten.

Als Antwort auf die Herausforderungen verweist Reithofer auf die Einführung der Neuen Klasse, einer neuen Modellgeneration, die ab 2025 produziert wird. „Mit der Neuen Klasse werden wir auch in China sehr konkurrenzfähig sein. Technologisch machen wir einen großen Sprung nach vorn. Nicht nur, was Batterie, E-Antrieb und Bedienkonzept angeht, sondern zum Beispiel auch beim Bordnetz.“ Mit der Neuen Klasse soll BMW nicht nur in China, sondern auch in anderen wichtigen Märkten wie Japan, Südkorea, Kanada und den USA punkten.

Reithofer weist darauf hin, dass BMW frühzeitig in die Elektromobilität eingestiegen ist, unter anderem mit dem BMW i3, der als „batterieelektrisches Megacity-Vehicle“ rund 250.000-mal verkauft wurde. „Wir haben damals die Basis geschaffen für unseren heutigen Erfolg. Ohne den BMW i3 und die technologischen Erfahrungen würden wir heute nicht so viele elektrische Fahrzeuge verkaufen.“

Heute haben fast 20 Prozent der neu verkauften BMW-Fahrzeuge einen batterieelektrischen Antrieb, doch die Rentabilität der Elektroautos bleibt eine Baustelle. „Es war immer der Plan, dass die Gewinne aus Modellen mit Verbrennungsmotor den Hochlauf der Elektromobilität mitfinanzieren. So funktioniert erfolgreiche Transformation.“ Reithofer zeigt sich überzeugt, dass die Neue Klasse auch bei der Profitabilität einen entscheidenden Sprung bringen wird. „Wir haben nie einen Wettbewerber unterschätzt – aber gleichzeitig sollte auch niemand BMW unterschätzen.“

Regulierung und geopolitische Spannungen

Neben technologischen Herausforderungen sieht Reithofer die deutsche und europäische Automobilindustrie auch durch übermäßige Regulierung und geopolitische Spannungen belastet. „Diese kleinteilige Regulierung in Europa schadet den Unternehmen. Mittelständler können diese Vielzahl an Anforderungen oft nicht mehr stemmen.“ Er warnt zudem vor einem Eskalieren der Handelskonflikte zwischen den USA und China, da viele Rohstoffe und Batteriezellen aus Asien stammen. „Wer in den USA wie in China erfolgreich sein will, der muss auch im jeweiligen Land produzieren und sich mit den lokalen Gegebenheiten auseinandersetzen.“

Obwohl BMW die Produktion in Deutschland in den vergangenen Jahren zurückgefahren hat, betont Reithofer die Bedeutung der heimischen Standorte. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir rund fünf Milliarden Euro in unsere deutschen Standorte investiert.“ Gleichzeitig sei die Entscheidung für das neue Werk in Ungarn richtig, um die Wachstumsambitionen des Unternehmens zu erfüllen.

Abschließend blickt Reithofer auf seine Zukunftspläne. Nach einer langen Karriere bei BMW möchte er sich aus der Wirtschaft zurückziehen: „Ich sehe dem Mai positiv entgegen und kann mir ein Leben außerhalb der Wirtschaft sehr gut vorstellen.“ Mit der Einführung der Neuen Klasse und einem gestärkten Fokus auf Elektromobilität sieht er BMW gut aufgestellt, um die Herausforderungen der nächsten Jahre erfolgreich zu meistern. „BMW ist ein erfolgreiches Unternehmen, global aufgestellt, und bietet Produkte voller Zukunftstechnologie. Ich bin überzeugt, dass wir auch künftig eine führende Rolle spielen werden.“

Quelle: Manager Magazin – „Niemand kann es sich wünschen, dass Volkswagen in Schieflage gerät“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Hiker:

Nicht dass ich BMW unterschätzen würde. Und ich wünsche mir nichts mehr, als statt in einer Chinesischen Kiste in einem BMW oder Mercedes sitzen zu können die tatsächlich konkurrenzfähig sind.

Elektromotoren sind mit Verlaub nichts was die Konkurrenz nicht genausogut oder sogar besser könnten. Es ist das Gesamtpaket dass nicht stimmt. Da müssen die Deutschen einfach besser werden, wenn Sie von China nicht überrollt werden wollen.

Es ist nicht die Politik die die Autos baut. Un es sind mitnichten dieselben Kriterien wie bei der Wirtschaftskrise und der Pandemie. Damals waren alle betroffen. Jetzt geht es lediglich um die Transformation einer einzigen Industrie.

Und wenn Herr Reithofer uns weismachen möchte, dass BMW ein Vorreiter der Elektromobilität gewesen sei mit dem I3, ja ok und warum hat man dann nicht weitergemacht? Statt stur mit Verbrennern und dem unseligen Wasserstoff weiterzuwursteln?

Jetzt zu behaupten man sei schon immer vorne mit dabei gewesen ist Geschichtsklitterei. BMW hat genauso wie die ganze Deutsche Autoindustrie gedacht mit Verbrennern und allenfalls Wasserstoff Fahrzeugen sei es getan.

Die Elektromobilität werde in der nächsten Zeit kaum eine Rolle spielen solange die übermächtige Deutsche Autoindustrie das nicht wolle. Und den lästigen Musk werde man problemlos kaltstellen können. Mit China hat man schon gar nicht gerechnet.

Dass ist die wahre Misere mit der auch BMW jetzt klarzukommen hat. Es bringt absolut nichts, jetzt über Regulatorische Massnahmen zu jammern. Davon hatte man schon vor langer Zeit Kenntnis und hätte sich einstellen müssen.

Smartino:

Nur die Elektromotoren? Die müssen für den Endkunden einfach gut funktionieren.

Es gibt 1000 andere Eigenschaften, welche für den Kunden wichtiger sind.
Aber auch da ist BMW gut aufgestellt, ausser beim Preis.

Smartino:

Immerhin: „Wir haben nie einen Wettbewerber unterschätzt – aber gleichzeitig sollte auch niemand BMW unterschätzen.“

Ein gesundes Selbstvertrauen ist gut und förderlich.

Im Gegensatz zur frivolen Arroganz, mit der besagter Herr Müller einen neuen Marktmitbewerber versucht hat lächerlich zu machen.
Es nähme mich wunder, wie der Herr Müller heute zur einstigen Aussage steht. Hat jemand etwas davon gehört?

brainDotExe:

Welcher von diesen neuen Marktteilnehmern hat den mehr Knowhow? Die Elektromotoren von BMW sind mit die besten am Markt, das spricht für sich.

Rolando:

Was soll er auch anderes sagen. So ein bisschen Arroganz wie Müller von VW vor 5 Jahren. Was die vorherigen Krisen von der jetzigen unterscheidet: sehr viel neue Marktteilnehmer die z.T. mehr know how haben. Die alte Motortechnik zählt nicht mehr.

Dr. Kralle:

BMW sollte sich aber auch nicht überschätzen. Manchmal kann es schnell gehen, wenn man nicht am Ball bleibt.

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