Die Sondersteuer auf Elektroautos aus China wird in den USA, wie bereits zuvor durchgedrungen ist, demnächst von derzeit 25 auf dann 100 Prozent steigen. Damit werden die Fahrzeuge schlagartig doppelt so teuer. Auch auf Solarzellen, Halbleiter, Hafenkräne und Medizinartikel wie Kanülen und Schutzmasken sollen die Zölle steigen, wie die Deutsche Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Die Maßnahmen sollen das Fluten der Märkte mit “künstlich verbilligten Exporten” unterbinden, heißt es seitens der US-Regierung. Die Sondersteuer sei auf wenige strategische Bereiche beschränkt, insgesamt strebe die USA unter Präsident Joe Biden ein weiterhin stabiles Verhältnis zu China an, hieß es. Spekulationen über “mögliche Vergeltungsmaßnahmen” seitens Chinas im Handelskonflikt wollte die Direktorin des Nationalen Wirtschaftsrats des Weißen Hauses, Lael Brainard, nicht kommentieren.
In den USA seien zuletzt die Exporte von chinesischen Elektroautos um 70 Prozent gestiegen. Auch Elon Musk, Chef des US-amerikanischen Elektroautobauers Tesla, hatte bereits vor den chinesischen Herstellern gewarnt: “Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.“ Der Vorwurf an China lautet, dass der Staat die Hersteller so stark finanziell unterstützt, dass dies zu einer Wettbewerbsverzerrung führe. Die Sondersteuer soll nun wieder fairere Verhältnisse herstellen.
Bundeskanzler beim Thema zurückhaltend
Auch in Europa werden Strafzölle auf chinesische Elektroautos erwogen. Eine Entscheidung der Europäischen Kommission darüber wird demnächst erwartet. Viele europäische Autohersteller haben jedoch die Sorge, dass ein solcher Schritt eher zu ihrem Nachteil wäre. Denn für viele von ihnen ist China inzwischen der weltweit wichtigste Markt.
Sollte China also entsprechend ebenfalls mit Strafzöllen reagieren, könnten europäische Fahrzeuge dort ebenfalls deutlich teurer werden – und gegen die starken heimischen Marken schnell endgültig chancenlos sein. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) agiert hierzu vorsichtig, wie dem dpa-Text zu entnehmen ist. Demnach sagte er: „Europäische Hersteller sind erfolgreich auf dem chinesischen Markt und verkaufen auch sehr viele Fahrzeuge, die in Europa produziert werden, nach China.“
Viele europäische Hersteller – vor allem auch deutsche Autobauer – sind inzwischen auch über Anteile oder Joint Ventures eng mit chinesischen Herstellern verbandelt. Dieses Gefüge könnte durch eine Zuspitzung eines Handelsstreits ins Wanken geraten. Der chinesische Autohersteller BYD beispielsweise errichtet nun in Ungarn sein erstes europäisches Werk, ein zweiter Standort könnte bald gesucht werden. Das macht zum einen den Transport von Fahrzeugen auf die europäischen Märkte einfacher, zum anderen könnten so aber auch die drohenden Strafzölle umgangen werden.
Quelle: Automobil Industrie Vogel – “USA steigern Zölle für E-Autos aus China drastisch”