In weniger als fünf Minuten von 10 Prozent auf 80 Prozent Akkuladung: Das soll mit der neuen Batterietechnologie des britischen Unternehmens Nyobolt möglich sein – allerdings nur mit einem entsprechend kleinen Akku, dafür aber hoher Haltbarkeit. Der in Cambridge ansässige Batteriehersteller hat sich auf schnell ladende Batterien spezialisiert und verwendet dabei das seltene Schwermetall Niobium. Angekündigt hatte Nyobolt die neue Batterietechnologie bereits vor einem Jahr. Gemeinsam mit Callum, dem Ingenieurbüro des ehemaligen Jaguar-Designers Ian Callum, hat das Start-up einen Prototyp mit dem Namen Nyobolt EV entwickelt.
Während der ersten Testläufe hat es gerade einmal vier Minuten und 39 Sekunden gedauert, um den Akku des Sportwagens von 10 auf 80 Prozent zu laden. Dabei wurde ein 350-kW-Ladegerät verwendet. Mit 35 kWh ist der Akku des Prototyps, dessen Reichweite Nyobolt mit 155 WLTP-Meilen (umgerechnet etwa 250 Kilometer) angibt, allerdings vergleichsweise klein. Die kompakte Größe hat den Vorteil, nicht nur den Ladevorgang zu beschleunigen, sondern ermöglicht Automobilherstellern laut Nyobolt außerdem, günstigere E-Autos zu produzieren und weniger Ressourcen für die Produktion aufzuwenden.
„Wir können es Herstellern ermöglichen, wieder Begeisterung für einen Bereich zu wecken, der gegenwärtig buchstäblich durch veraltete Batterietechnologie erschwert wird“, sagt Shane Davies, Direktor für Fahrzeugbatteriesysteme bei Nyobolt, in Hinblick auf elektrisch angetriebene Sportwagen. Kleine Batterien könnten demnach dazu beitragen, Elektro-Sportautos mit geringerem Gewicht und besserer Handhabung herzustellen. Der Nyobolt EV bringt mit seiner kompakten Batterie gerade einmal 1250 Kilogramm auf die Waage.
Neben einer rasanten Ladezeit besteht laut Nyobolt ein weiterer Vorteil der optimierten Technologie darin, dass häufige Schnellladungen nicht zu einem Leistungsverlust der Batterie führen, wie es üblicherweise bei schnellladenden Lithium-Ionen-Akkus der Fall sein kann. Die Batteriezellen sollen nach mehr als 4000 Ladezyklen, was einer Reichweite von 600.000 Meilen (ca. 965.00 Kilometern) entspricht, immer noch mehr als 80 Prozent Kapazität aufweisen.
Als ein Schlüsselelement für die Langlebigkeit der Batterien bezeichnet das britische Start-up die Kühlung. Bei dem vorgestellten Prototyp sorgen Kühlplatten mit einem Wasser-Glykol-Gemisch an den Batteriemodulen dafür, dass die Temperatur während des Ladevorgangs 60 Grad Celsius nicht übersteigt. Hauptsächlich trägt laut Nyobolt die niedrige Impedanz der Batteriezellen dazu bei, dass selbst bei Hochleistungs-Pegeln während des Ladevorgangs keine Hitze in der Batterie entsteht.
„Unser Nyobolt EV zeigt die Effizienzsteigerung durch unsere schnell ladende, langlebigere Batterietechnologie, die eine ausreichende Kapazität, gleichzeitig aber auch die erforderliche Leistung ermöglicht. Nyobolt beseitigt das Hindernis des langsamen und umständlichen Ladens und macht dadurch die Elektrifizierung attraktiver und zugänglich für diejenigen, die keine Zeit für lange Ladevorgänge oder keinen Platz für das Laden zu Hause haben“, sagt Davies.
Mit dem Prototyp möchte der Batteriehersteller vor allem seine Batterietechnologie präsentieren und testen. Dennoch habe Callum das Auto so konstruiert, dass eine Kleinserie in Produktion gehen könne. Das Start-up gibt an, dass die Produktion zunächst mit geringen Stückzahlen beginnen und sich bis 2025 auf 1000 Einheiten steigern könne. Die Batterietechnologie könne außerdem in bestehende Elektroauto-Plattformen integriert werden und dadurch Ladezeiten und die Akkulebensdauer entscheidend verändern. Derzeit befinde sich Nyobolt in Gesprächen mit acht Elektroauto-Herstellern, die die Technologie anwenden könnten.
Quellen: Electric Cars Report – Nyobolt EV sportscar prototype charges in under five minutes / Electrive – Britisches Startup Nyobolt zeigt extrem schnell ladbare Batterie
