„Nur ‚grüner‘ Wasserstoff ist wirklich sinnvoll“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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David Wenger, Ingenieur, Berater, Online-Marketer und mit der Wenger Engineering GmbH weltweit anerkannter Partner der Automobil- und Tech-Industrie, erklärte in einem Interview mit Automobil Industrie, welche Rolle Wasserstoff in der näheren Energiezukunft spielen kann.

Zunächst stellt Wenger klar, „dass nur ‚grüner‘ Wasserstoff wirklich sinnvoll“ sei. Nur grüner Wasserstoff sollte „unterstützt und gefördert werden“. Alles andere sei „verschwendete Zeit und verschwendetes Geld“. Es sei „aus Klimaschutzgründen absurd, zum Beispiel Wasserstoff aus Erdgas“ zu produzieren. Er schlägt stattdessen vor, etwa wegen Kapazitätsengpässen im Stromnetz nicht nutzbare Windenergie für die Herstellung von CO2-freiem Wasserstoff zu nutzen. Pro Jahr gebe es fünf bis zehn TWh Strom, die dafür zur Verfügung stünden. Umgewandelt und zwischengespeichert als Wasserstoff könne man diese Energie „sektorübergreifend einsetzen, zum Beispiel im Verkehr“.

Ob sich in Zukunft im Pkw-Bereich Batterie- oder Wasserstoff-Elektroautos durchsetzen werden, traut sich Wenger nicht zu sagen: „Eine solche Aussage wäre unseriös, weil niemand die Zukunft vorhersehen kann.“ Bei allen Überlegungen dürfe man auch nicht vergessen, dass Deutschland „viel zu verlieren“ habe: „Wir sind als Nation Weltmarktführer für Autos und Autoteile, und bei einer kompletten Veränderung des Marktes könnte auch das sich ändern. Das hätte gravierende Auswirkungen auf unseren Wohlstand.“

Bei Wasserstoffautos sei nicht die bislang nur rudimentär vorhandene Tankstellen-Infrastruktur das Problem, die könne man „in wenigen Jahren flächendeckend“ aufbauen, sagt Wenger. Wenn die Nachfrage da ist, komme „die Infrastruktur von alleine.“ Es sei auch gar nicht notwendig, „über Nacht alles umzubauen. Wir können Schritt für Schritt vorgehen, aber zügig und zielgerichtet“ am jeweiligen Bedarf entlang.

Grüner Wasserstoff günstig „in Relation zu den Folgekosten des Klimawandels“

Wenger geht auch davon aus, dass Wasserstoff zunächst in industriellen Anwendungen Einzug hält, dies sei auch „deutlich einfacher umzusetzen“. Als „optimale Reihenfolge“ für den Einsatz von Wasserstoff sieht der Experte: „Industrie, Lkws und Züge, Busse, Pkws“, und dies „ausgehend von lokalen, sinnvollen Grundverbrauchern, nicht Demonstrationsprojekten, die mit Gießkannenförderungen ermöglicht werden.“

Natürlich“ brauche es dafür auch „einen politischen Plan. Wenn der Betreiber einer Elektrolyse Unsummen an Steuern auf jede Kilowattstunde Strom zahlen muss, kann das unmöglich zu einem Business Case werden, und verhindert das, wofür das EEG eigentlich ins Leben gerufen wurde: Die Energiewende.“ Hier gebe es „dringenden Handlungsbedarf“. Dies werde zwar „Milliarden kosten“ und zunächst klinge das „erst einmal nach viel Geld“. Es sei aber vergleichsweise wenig „in Relation zu anderen Infrastrukturmaßnahmen, aber vor allem auch in Relation zu den Folgekosten des Klimawandels“. Es gebe „keine andere Wahl, als dieses Geld jetzt zu investieren.

Quelle: Automobil Industrie — Wasserstoff: „Wir haben keine andere Wahl, als jetzt zu investieren“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Heinz Scherer:

Was die beiden Herren Kasch und Realist nicht bedenken, ist folgendes. Erstens muss man nicht nur in elekretischem Wirkungsgrad denken und sondern in Systemwirkungsgrad, also z.B. auch die Wärmenutzung mit berücksichtigen, was bei dezentralen Techniken möglich ist. Zweitens ist der Wirkungsgrad nur zweitrangig. Erstrangig sind Kosten und Rohstoffverbrauch. Und bei so großen Themen wie weltweite Energiewirtschaft, geht es ausschliesslich ums Geld. Habe ich schon öfters erläutert, wollen aber viele nicht begreifen oder nicht akzeptieren.

Leser:

Da ja im Zusammenhang mit Wasserstoff vor allem gern der schlechte Wirkungsgrad hervorgehoben wird, statt auch mal die Vorteile mit zu bedenken und zu erwähnen (Vielseitigkeit und auch, dass man diesen Energieträger hier in Europa produzieren kann und nicht wie Öl erst hertransportieren muss). Bei Diesel oder Benzin interessiert der Wirkungsgrad komischerweise „keine Schwein“, obwohl das Zeug mit ähnlich schlechtem Wirkungsgrad extra noch aus der Walachei bei fortwährendem rußausstoß hergeochst wird. Ja, und offenbar kann man Wasserstoff auf verschiedenste Art und Weise herstellen, nicht nur aus Wasser, auch aus Biomasse und selbst wenn er als „Abfall“ aus bestimmten industriellen Prozessen kommt ist er noch sinnvoll und gut, und besser diese Energie zu speichern und zu nutzen statt diese zu verschwenden..

Quayle:

Sie implizieren also, dass eine Zwischenspeicherung von Elektrizität (in großem Stil, denn das ist worum es geht) in LFP-Zellen günstiger wäre als die (natürlich verlustbehaftete) Umwandlung in Wasserstoff?

Realist:

In Österreich sinkt der Anteil erneuerbarer Energie derzeit sogar. Wie man da in riesigen Mengen und sehr schlechtem Wirkungsgrad grünen Wasserstoff herstellen möchte, ist nobelpreiswürdig.

Kasch:

100% richtig ! Wärend wir von Privatpersonen, nicht verwertbaren, inzwischen teuer zu entsorgenden Ökostrom, per EEG finanzieren lassen, steigen andere Länder wesentlich bedachter in regenerative Energieversorgung ein. Frankreich mit riesiegen zentlalen Solarfeldern – dadurch ist Stromverwertung auch ohne Speichermedien bereits rentabel. Australien mit Sonne, ohne Ende, aber primitivster Infrastruktur, sehr rentabel per Tesla-Stromspeicher. Demnächst noch größere Teslamodule in England (Offshore grenzelos möglich). Bereits aktuelle LFP-Zellen aus China (CATL/Tesla, BYD, etc.) erlauben Stromspeicherung mit geringsten Verlusten und Zellkosten, die langsam attraktiv werden. Wasserstoff in Deutschland aus Strom mit 30% Verlust herzustellen, gebunden, unwirtschaftlich zu transportieren, um diesen letztlich wieder mit bis zu 30% Verlust, wo auch immer, in Strom rückzuwandeln ist und bleibt, wie die „deutsche Energiewende“ selbst, ein dummer, extrem kostspieliger Schildbürgerstreich. Wenn sich hierzulande Stromkosten für BEVs und private Haushalte bis in 5 Jahren nicht verdoppeln, muss man noch zufrieden sein – „dank“ an Merkel und der ganzen deutschen Schafherde – asozialer wars kaum möglich !

Helmuth Meixner:

Nun, man muss ja nicht ununterbrochen „Eulen nach Athen“ schleppen (am Besten mit BEVs angetrieben mit „ÖKO“-Strom aus Braunkohle undbezahlt mit norwegischem Erdöl). Natürlich braucht man Wasserstoff auch nicht nur zur Bewegung von 1.8 Menschen im INDIVIDUEL-Verkehrsmittel „Auto“ (ökologisch pilotiert mit möglichst viel Power und Gewicht) zum hoch subventionierten Preis des Akkus, der alleine mehr kostet, als ein vernünftiges Fahrzeug. Das diese Sache mit der Energiewende „made in Germany) in die Hose gegangen war (ohne Beteiligung des SARS-Virus, wahrscheinlich waren eher Prionen beteiligt), ist wohl überdeutlich bekannt. Ein Kernproblem bleibt offen, nämlich das man dsiesen Wasserstoff auch aus anderen Prozessen bekommt, welche unumgänglich in industriellen Przossen notwendig sind und auch gebraucht wird, als ausgerechnet aus Elektrolyse mit bayerischen Windmühlen, dürfte auch schon erkannt worden sein, denn man DEMONTIERTE ja solche Anlagen längst wieder, weil man u.U. zu „modern“ gebaut hatte, eben so wie es Stand der Technik während der Genehmigungsphase war. ARSURDISTAN ist, wo moderne, voll funktionfähige NEUWAGEN mit Verbrennungsmotoren aus Halde vergammeln müssen und als Gag die gesamte Schlüsselbranche an die Wand gefahren wird, ersatzlos, weil man OHNE DIESELMOTOREN bis heute kein einziges Akku-Gerät bauen und betreiben kann, weil LKWs, Baumaschinen, Transportgeräte, E-Werkzeuge ausgrechnet NIVHT mit Akkus angetreiben werden, weil man eben KEINE Akkumaschinen hat und haben kann. Es gibt sie eben NOCH nicht. Diese müssen erst mal auf H2-Treibstoff UMGESTELLT sein. Langsam und stetig. Nur die „Hochintelligenz“ schneidet zuerst die Äste ab, auf denen sie sitzt. Gute Nacht Germany!

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