David Wenger, Ingenieur, Berater, Online-Marketer und mit der Wenger Engineering GmbH weltweit anerkannter Partner der Automobil- und Tech-Industrie, erklärte in einem Interview mit Automobil Industrie, welche Rolle Wasserstoff in der näheren Energiezukunft spielen kann.
Zunächst stellt Wenger klar, „dass nur ‚grüner‘ Wasserstoff wirklich sinnvoll“ sei. Nur grüner Wasserstoff sollte „unterstützt und gefördert werden“. Alles andere sei „verschwendete Zeit und verschwendetes Geld“. Es sei „aus Klimaschutzgründen absurd, zum Beispiel Wasserstoff aus Erdgas“ zu produzieren. Er schlägt stattdessen vor, etwa wegen Kapazitätsengpässen im Stromnetz nicht nutzbare Windenergie für die Herstellung von CO2-freiem Wasserstoff zu nutzen. Pro Jahr gebe es fünf bis zehn TWh Strom, die dafür zur Verfügung stünden. Umgewandelt und zwischengespeichert als Wasserstoff könne man diese Energie „sektorübergreifend einsetzen, zum Beispiel im Verkehr“.
Ob sich in Zukunft im Pkw-Bereich Batterie- oder Wasserstoff-Elektroautos durchsetzen werden, traut sich Wenger nicht zu sagen: „Eine solche Aussage wäre unseriös, weil niemand die Zukunft vorhersehen kann.“ Bei allen Überlegungen dürfe man auch nicht vergessen, dass Deutschland „viel zu verlieren“ habe: „Wir sind als Nation Weltmarktführer für Autos und Autoteile, und bei einer kompletten Veränderung des Marktes könnte auch das sich ändern. Das hätte gravierende Auswirkungen auf unseren Wohlstand.“
Bei Wasserstoffautos sei nicht die bislang nur rudimentär vorhandene Tankstellen-Infrastruktur das Problem, die könne man „in wenigen Jahren flächendeckend“ aufbauen, sagt Wenger. Wenn die Nachfrage da ist, komme „die Infrastruktur von alleine.“ Es sei auch gar nicht notwendig, „über Nacht alles umzubauen. Wir können Schritt für Schritt vorgehen, aber zügig und zielgerichtet“ am jeweiligen Bedarf entlang.
Grüner Wasserstoff günstig „in Relation zu den Folgekosten des Klimawandels“
Wenger geht auch davon aus, dass Wasserstoff zunächst in industriellen Anwendungen Einzug hält, dies sei auch „deutlich einfacher umzusetzen“. Als „optimale Reihenfolge“ für den Einsatz von Wasserstoff sieht der Experte: „Industrie, Lkws und Züge, Busse, Pkws“, und dies „ausgehend von lokalen, sinnvollen Grundverbrauchern, nicht Demonstrationsprojekten, die mit Gießkannenförderungen ermöglicht werden.“
„Natürlich“ brauche es dafür auch „einen politischen Plan. Wenn der Betreiber einer Elektrolyse Unsummen an Steuern auf jede Kilowattstunde Strom zahlen muss, kann das unmöglich zu einem Business Case werden, und verhindert das, wofür das EEG eigentlich ins Leben gerufen wurde: Die Energiewende.“ Hier gebe es „dringenden Handlungsbedarf“. Dies werde zwar „Milliarden kosten“ und zunächst klinge das „erst einmal nach viel Geld“. Es sei aber vergleichsweise wenig „in Relation zu anderen Infrastrukturmaßnahmen, aber vor allem auch in Relation zu den Folgekosten des Klimawandels“. Es gebe „keine andere Wahl, als dieses Geld jetzt zu investieren.“
Quelle: Automobil Industrie — Wasserstoff: „Wir haben keine andere Wahl, als jetzt zu investieren“