„Trotz Corona-Pandemie dürfen wir beim Thema Wasserstoff nicht noch mehr Zeit verlieren“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek dem Spiegel aus gegebenem Anlass: Bereits im Januar und auch damals schon um mehrere Monate verspätet hatte die Regierung den Entwurf für ein Strategiepapier für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland vorgelegt. Karliczek forderte nun im Spiegel, das Papier noch Anfang Mai im Kabinett zu beschließen.
„Wir müssen den Menschen im Land und auch unserer Wirtschaft zeigen, dass wir auch in diesen Tagen an die Zeit nach der Pandemie denken“, sagte die CDU-Politikerin. Der Verzögerung liege ein Streit unter den Ressorts zu Grunde, heißt es, die federführenden Ministerien sollen sich bislang nicht auf einen gemeinsamen Text geeinigt haben, wie das Nachrichtenmagazin berichtet: Ein Streitpunkt sei gewesen, wo Wasserstoff, vorrangig erzeugt unter Verwendung erneuerbarer Energien, bevorzugt eingesetzt werden soll. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wollte auch möglichst viele Pkw mit dem gasförmigen Energieträger betreiben. Die anderen Ressorts, vor allem das Umweltministerium, sehen den Einsatz von Wasserstoff in der Industrie, in der Luftfahrt und im Schwerlastverkehr als viel vorteilhafter an.
In Sachen Wasserstoffautos habe es zuletzt eine Annäherung gegeben, so Spiegel: Der Einsatz von grünem Wasserstoff in Autos soll nachrangig sein gegenüber der chemischen Industrie sowie dem Schwerlastverkehr. Auch über die Frage wo und wieviel grüner Wasserstoff bis zum Jahr 2030 in Deutschland erzeugt wird, habe es Konflikte gegeben. Forschungsministerin Karliczek wollte zehn Gigawatt Elektrolysekapazität, das Wirtschaftsministerium unter Leitung von Peter Altmaier lediglich drei bis fünf Gigawatt. Ein möglicher Kompromiss sei, fünf Gigawatt Herstellungskapazität im Bundesgebiet plus fünf weitere Gigawatt Kapazität aus Offshore-Windkraft an den Küsten aufzubauen.
Eine Ministerentscheidung über alle Streitfragen steht nach Informationen des Spiegel noch aus.
Quelle: Spiegel — Wasserstoff-Strategie: Anja Karliczek drängt zur Eile