Drei Monate, nach dem sich der Nio ET5 von seinem zweiwöchigen Test bei uns verabschiedet hat, kam der Mittelklasse-SUV Nio EL6 des chinesischen Automobilherstellers bei uns vorbei. Weit über 1000 Kilometer habe ich mit dem E-SUV zurückgelegt. Ein Batteriewechsel im Seed&Greet-Ladepark Hilden war inkludiert.
Vorgefahren ist der Elektro-SUV von Nio im Farbton Stratosphere Blue. Mit am Start der 100 kWh-Lithium-Ionen-Akku sowie 360 kW Systemleistung durch E-Antriebe im Front- und Heckbereich des EL6 – kennt man so bereits von anderen Stromern aus dem Hause Nio. Nomi, die kleine Kugel im Frontbereich, war nicht am Start. Oder zumindest nur in abgewandelter Form. Dazu später mehr.
Wie immer gilt, somit auch bei diesem Test- und Erfahrungsbericht, sollten nach dem Lesen des Test- und Fahrberichts des EL6 von Nio von deiner Seite noch Fragen offenstehen, einfach melden und ich versuche diese zu beantworten. Falls du deine Meinung zur Elektro-Kompaktlimousine mit anderen Leser:innen teilen magst, macht dir gerne die Kommentarfunktion unter dem Review zunutze.
Nio EL6: Kompakter Mittelklasse-SUV mit Premium-Auftreten
Nach den geräumigen Versionen ES8 und ET7 zum Auftakt und dem Kompaktmodell ET5 brachte der chinesische Autobauer Nio im Jahr 2023 den 4,85 Meter langen Mittelklasse-SUV EL6 nach Deutschland. Wie die anderen Modelle des Herstellers will auch dieser in der Premium-Liga mitspielen. Dies gelingt ihm zumindest teilweise ganz gut.
Seit Anfang August, damit quasi parallel zum Nio ET5, ist der EL6 online konfigurier- und bestellbar. Der EL6 ist ab 53.500 Euro im Kauf (zzgl. Batterie) oder im Nio Subscription-Modell erhältlich. Der Auslieferungsstart erfolgte im vierten Quartal 2023. Auf den Preis des Stromers gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmals gesondert ein, da Nio hier einen anderen Ansatz als andere Hersteller verfolgt.
Mit knapp fünf Zentimeter Länge mehr als der Nio ET5, hebt er sich zwar von diesem ab. Sitzt damit zwischen diesem und dem ET7, der es auf eine Länge von 5,1 Meter bringt. In puncto Breite (1995 mm) und Höhe (1703 mm), bei einem Radstand von 2915 mm, gibt der E-SUV ganz klar den Ton an. Trotz der Tatsache, dass der “kleinere” ET5 nur fünf Zentimeter in der Länge einbüßt, wirkt sich dies äußerst positiv auf die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe aus. Statt Knie anziehen, heißt es Beine ausstrecken.
Als direkter Konkurrent von E-Autos wie dem Tesla Model Y, dem BMW iX3 und vor allem den kommenden Audi Q6 e-tron, fällt das E-Auto eher durch seine Sensoren-Vielfalt, als durch seine auffällige Farbwahl auf. Die fünf Exterieur-Farben des EL6 kommen alle sehr dezent daher und zeichnen sich durch ein äußerst zurückhaltendes, dunkles Galaxy Shadow-Schwarz aus, welches exklusiv für den E-SUV zur Auswahl steht. Im Innenraum wird die Auswahl noch kleiner: Onyx Black, Sepia Brown und ein das exklusive Warm Gravel, stehen zur Auswahl.
Die Kombi aus Stratosphere Blue und Warm Gravel passt für mich auf jeden Fall. Insbesondere, da man nicht nur optisch, sondern mit Fakten überzeugen möchte. Edles Ambiente, beste Verarbeitung und hochwertige Materialien stehen für sich. Im Vergleich zu den Geschwisterfahrzeugen ist zumindest im Innenraum kaum ein optischer Unterschied zu bemerken. Tasten und Drehschalter sind auf ein Minimum reduziert. Es wird mehr gesprochen oder getoucht.
Gesprochen wird im Fall des Nio EL6 mit Nomi Halo. Hierbei handelt es sich um eine dezent in das Dashboard integrierte Alternative zur kugelförmigen Nomi. Dennoch erfüllt die neue Variante alle Nio-spezifischen Funktionen des Sprachassistenzsystems. Erstmals im Nio E5 verfügbar ist Nomi Halo mittlerweile serienmäßig inkludiert. Nomi Mate – die rundliche Alternative – ist weiterhin optional verfügbar. Aus unserer Sicht ist die neue Variante die bessere Wahl: dezenter, weniger Platz einnehmend und ablenkend im Straßenverkehr.
In puncto Sensoren, Kameras und Lidar sei erwähnt, dass die gleiche Ausstattung wie bei den anderen Modellen der Marke vorzufinden ist. Dies führt dazu, dass in Summe 33 leistungsstarke Sensoren verbaut sind. Dazu zählen beispielsweise ein Ultralangstrecken-LiDAR mit hoher Auflösung, mehrere acht Megapixel (MP) hochauflösende Kameras sowie vier drei MP dedizierte Kameras mit hoher Sensibilisierung. Außerdem kann der Stromer noch auf mehrere Millimeterwellenradare, Ultraschallsensoren sowie hochpräzise Positionierungseinheiten zurückgreifen.
Alles mit dem Ziel, das eigene Super-Computing System „Adam“ mit möglichst viele Daten zu versorgen, um durch dieses die Fahrerassistenzsysteme zu bedienen und in späteren Ausbaustufen das autonome Fahren zu ermöglichen. NIO Autonomous Driving (NAD) könne somit mehr Daten, viel schneller und wesentlich genauer verarbeiten als aktuell jedes andere vergleichbare System am Markt. Ein System, welches standardmäßig in dem kompakten Elektro-SUV verbaut ist.
Der EL6 misst die erwähnten 4854 mm × 1995 mm × 1703 mm. Der Radstand beträgt, 2915 mm. Das Leergewicht des EL6 liegt bei 2,3 Tonnen und das zulässige Gesamtgewicht bei 2,8 Tonnen. Je nach gewählter Batterievariante fällt die maximale Zuladung unterschiedlich aus: 540 kg mit der 75-kWh-Batterie sowie 520 kg mit der 100-kWh-Batterie. Das Ladevolumen wird mit 579 bis 1430 Liter angegeben. Je nachdem, ob die Rücksitzbank umgeklappt ist oder nicht.
Der E-SUV verfügt über einen serienmäßigen Zweimotoren-Allradantrieb, der aus einem 150 kW starken vorderen Induktionsmotor und einem 210 kW starken hinteren Permanentmagnetmotor besteht und eine Gesamtleistung von 360 kW und ein Spitzendrehmoment von 700 Nm liefert. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schafft der SUV in 4,5 Sekunden. Die Reichweite wird nach WLTP mit 406 bis 529 km angegeben. Je nach gewählter Batteriegröße. Dabei sei direkt anzumerken, bei niedrigen Temperaturen und widrigen Bedingungen, konnte ich diese nicht erreichen.
Nio EL6 ein komfortables Platzwunder
Das äußere Erscheinungsbild hebt den EL6 von anderen SUV am Markt ab. Nicht, weil man sich maßgeblich größer oder kleiner präsentiert. Vielmehr aufgrund der Vielzahl an Hochleistungssensoren, die für autonomes Fahren in die progressive und dennoch klare Linienführung des Fahrzeugs integriert wurden. Vor allem das spezielle Watchtower-Sensor-Layout, das in die Dachlinie integriert ist, fällt auf. Ebenso lässt sich der Nio als solcher durch das charakteristische in die Frontschürze eingearbeitete X-Bar-Design erkennen. Steht dies doch für die Design-DNA der Marke.
Ansonsten zeigt sich der ET5 vor allem klar im Design, durch bündig abschließende Türgriffe sowie Seitenscheiben die bündig mit den B- und C-Säulen abschließen, sodass eine durchgehende, nahtlose Oberfläche entsteht. Kleines, aber feines Detail, der verborgene Heckscheibenwischer. Im Spoiler integriert fällt dieser nicht auf und versperrt vor allem nicht die Sicht.
Wird die Frontpartie durch das Double-Dash-Tagfahrlicht, die intelligenten Matrix-Scheinwerfer und die Air Curtains definiert. Zeigt sich am Heck, gerade bei Nacht, auf einzigartige Weise das schlanke illumiBlade-Rücklicht, welche mit einem leichten Lichtspiel aufzufallen weiß. Insofern man den darauf achtet.
Über die Farbwahl, sowohl im Exterieur als auch im Interieur hatte ich mich bereits ausgelassen. Mag nun dennoch auf den Innenraum zurückkommen. Rund um das digitale Mini-Cockpit hinter dem Lenkrad sowie dem Bildschirm über der Mittelkonsole geht es höchst aufgeräumt zu. Geradezu minimalistisch. Merkt man daran, dass sich Nio die Mühe gemacht hat, selbst die Lüftungsdüsen zu verstecken. Schaut gut aus. Im Alltag wäre der ein oder andere Knopf dann doch ganz praktisch. Vor allem, wenn man am Morgen nicht so redselig gegenüber Nomi/ Nomi Halo ist.
Auf das traditionelle Handschuhfach verzichtet man beim EL6 in Gänze. Bietet hierfür reichlich Stauraum unterhalb der Mittelkonsole und in dem dort integrierten, auf beide Seiten öffenbaren Staufach. An Licht, sowohl künstlichem als auch natürlichem hat man nicht gespart. Die sehr ansehnliche Überkopfverglasung, mit über einem Quadratmeter Fläche, lässt ein gewisses Gefühl von Freiraum in das E-Auto Einzug halten.
Es scheint allerdings nicht alles Gold, was glänzt. Offensichtlich ist kabelloses Laden in der Mittelkonsole vorgesehen. Funktioniert hat, das kabellose 40-W-Ladepad allerdings nicht. Ebenso die Tatsache, dass die bündigen, versenkten Türgriffe automatisch ausfahren, wenn man sich dem E-Auto nährt. In zwei Wochen war dies kein eines Mal der Fall. Erst mit Druck auf den “Öffnen-Knopf” kamen diese hervor.
Dafür gab es allerdings wieder eine Massagefunktion. Und neben der Sitzheizung, die unter winterlichen Bedingungen ebenso oft genutzt wurde wie die Lenkradheizung, gibt es für höhere Temperaturen eine Sitzkühlung. Der Farbton Warm Gravel verleiht dem EL6, gemeinsam mit hochwertigen Materialien und einem sauber verarbeiteten Innenraum ein Premiumfeeling.
Das Ganze wird unterstützt durch die Ultra-Fit-Komfortsitze des Elektro-SUV. Diese wurden von Nio eigens entwickelt, “um den Körper in den Bereichen, in denen er am meisten Unterstützung benötigt, perfekt abzufedern und so für eine bequeme und gesunde Haltung zu sorgen”, wie der Hersteller zu verstehen gibt. Die Vordersitze, die vom deutschen Verein „Aktion Gesunder Rücken“ zertifiziert wurden, sind für ein komfortables Fahrerlebnis im täglichen Berufsverkehr und auf langen Strecken ausgelegt. Kann ich nach über tausend Kilometer im EL6 unterschreiben. Bequemer geht es kaum, vor allem, wenn man Nomi zwischendurch die Anweisung gibt, die Massagefunktion einzuschalten.
Noch lieber ist man hier eigentlich aber Beifahrer:in. Denn dann kann man auf dem Lounge-Sitz Platz nehmen. Ausgestattet mit einer Drei-Zonen-Heizung für Rückenlehne, Kissen und Beinstütze sowie einer 22-fachen Verstellmöglichkeit kann hier mit nur einem Knopfdruck in den Lounge-Modus und die Liegeposition gewechselt werden. Ein Traum. Soll übrigens auch ganz gut sein, um auf das Ende des Ladevorgangs an der Ladesäule zu warten. Haben wir gehört…
Setzen wir uns nun aber einmal hinter das Lenkrad und fahren eine Runde.
Vollelektrisch durch den Alltag mit dem Nio EL6
„Hi Nomi“ fahr mich nach Osnabrück. „Wohin genau willst du?“, den Dialog könnte man noch weiter fortsetzen. Zeigt aber einfach, wie einfach es ist, mit dem EL6 von A nach B zu kommen. Kennt man so bereits von dessen Geschwistern. Wobei man anmerken muss, dass die Software immer noch verbesserungswürdig ist. Vor allem hinsichtlich der Reaktionsfähigkeit auf Ansagen. Doch bevor diese erfolgen, muss man erstmals einsteigen.
Wahlweise öffnet man das E-Fahrzeug per Schlüssel oder über die digitale Schlüsselkarte. Einfach an die B-Säule heben und der Stromer öffnet die Tür. Einsteigen und Nomi ist zur Kontaktaufnahme bereit. Wer mag, legt sein Smartphone, auf die dann hoffentlich funktionierende, induktive Ladestation ab. Die Geldbörse findet wahlweise in dem beidseitig öffnenden Stauraum der Mittelkonsole oder darunter ihren Platz. Dann kann schon der Gang über den minimalistischen Hebel eingelegt werden. Gestoppt wird durch Druck aufs seitliche P an eben diesem Hebel.
Ab und an kommt es noch vor, dass es piept und blinkt, ohne, dass man weiß warum. Aber solche Punkte wurden geringer. Was allerdings noch geschieht, der Nio EL6 maßregelt sein/e Fahrer:in beim Überschreiten der aktuellen Geschwindigkeit (EU-Vorschrift). Allerdings nicht erst ab zwei, drei km/h darüber. Sondern schon beim Ersten km/h. “Bling”-Warntöne und ein blinkendes Tempolimit-Symbol sorgen für entsprechend Aufmerksamkeit. Übers Touch-Display lässt sich dies nun allerdings abschalten. Gar nicht mal so verkehrt. Und ein guter Beweis dafür, wie man Software dank Over-the-Air-Update noch verbessern kann.
Wie gewohnt kann der Fahrmodus über Taster nahe dem Ganghebel gewählt werden. Dort lässt sich ebenso die Warnblinkanlage aktivieren, wie auch das Auto verschließen. Comfort, Eco, Sport, Sport+ und Individual-Modus stehen zur Auswahl. Selbsterklärend. Wobei gerade der Sport+-Modus derjenige ist, der den E-SUV mit Druck nach vorn breschen lässt. Das trotz dessen Größe. Wer es gemächlicher mag, der kann in die Feinabstimmung über das Touchdisplay gehen und gar die Sprintgeschwindigkeit von 0 auf 100 km/h schrittweise regeln.
Dank seines Allrad-Antriebs und 360 kW Systemleistung spürt man im Nio EL6 einen entsprechenden Vortrieb, wenn man im Sportmodus aufs Strompedal tritt. Das Fahrwerk bleibt dabei ruhig auf der Straße und dank niedrigem Schwerpunkt fühlt man sich in keiner Situation zu fern des Asphalts. Allerdings muss man auch anmerken, dass die Lenkung ruhig eine Spur direkter sein dürfte. Kennt man so aber auch schon bereits vom ET5.
Verlässt man sich auf die Navigation kommt man in der Regel auch von A nach B. Eben nur nicht immer ganz direkt. Ein großes Manko. Mehr als einmal kam es vor, dass wir vermeintlich von der Autobahn geführt wurden, nur um über den Zufahrtsstreifen wieder auf die gleiche Straße geleitet zu werden. Macht insofern nichts aus, wenn die Spur frei ist. Wird man dann allerdings in eine Baustelle geführt, die man, bei korrekter Navigation, links hätte umfahren können, macht dies keine Freude. Geht besser.
Reichweite, Verbrauch und Lademöglichkeiten im Blick
- Allradantrieb mit 360 kW, bei max. Drehmoment von 700 Nm
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h
- 100 kWh-Lithium Ionen-Akku (brutto)
- 90 kWh-Lithium Ionen-Akku (netto)
- Energieverbrauch auf 100 km (kombiniert) 20,4 kWh
- Reichweite (kombiniert) bis zu 529 km nach WLTP
- 0 g/km CO2-Emissionen, kombiniert
Für zwei Wochen waren wir im E-SUV mit Allradantrieb mit der großen 100 kWh-Batterie (brutto)/ 90 kWh-Batterie (netto) unterwegs. Eine Reichweite von bis zu 529 Kilometer nach WLTP-Zyklus sei zu erreichen, so der Hersteller im technischen Datenblatt. In der Realität leider nicht gänzlich der Fall.
In Summe sind über tausend Kilometer auf das Fahrzeug gefahren worden. Mit dabei vor allem größere Strecken über die Landstraße und innerhalb der Stadt, aber auch Autobahn war mit dabei. Somit ein guter Querschnitt, um ein Gefühl für den Verbrauch im Alltag des E-Autos zu erhalten. Ohne groß darum zu schreiben, um die 24,3- 26,4 kWh/ 100 km standen auf der Anzeige. Gefahren im Komfort-Modus, aber auch nicht gerade zaghaft im Umgang mit dem Strom-Pedal.
Aufgrund der Temperaturen, der widrigen Umstände und dem erhöhten Einsatz von Energieverbraucher wie Klimaanlage, Sitzheizung und Co. in Summe so für mich hinnehmbar. Fairerweise muss das mit höheren Temperaturen eher wieder Richtung Verbrauchswerte aus dem technischen Datenblatt gehen. Da hilft im Winter auch die in drei Stufen einstellbare Rekuperation des EL6 nicht, um genügend Energie zurückzugewinnen. Da muss schon eher wieder an der Ladestation Energie zurückgewonnen werden.
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11 kW Wechselstrom (AC) 9 Stunden 45 Minuten
Von 0 auf 100 Prozent
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50 kW Schnellladesäule (DC) 1 Stunde 20 Minuten
Von 10 auf 80 Prozent
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100 kW Schnellladesäule (DC) 44 Minuten
Von 10 auf 80 Prozent
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150 kW Schnellladesäule (DC) 35 Minuten
Von 10 auf 80 Prozent
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350 kW Schnellladesäule (DC) 29 Minuten
Von 10 auf 80 Prozent Peak-Ladeleistung 180 kW
Die schnellstmögliche Lademöglichkeit bieten somit Gleichstrom-Lader mit 350 kW-Ladeleistung. Wobei hiervon eine maximale Ladeleistung von 180 kW genutzt wird. Positiv ist hier die Tatsache, dass die Batterie entsprechend vor konditioniert wird, wenn man die Ladestation über die Navigation ansteuert. Langsamer geht es mit der “kleinen” 75 kWh-Batterie zu.
Dies waren die Angaben aus den technischen Daten. Was sagt die Realität? Hier lädt von zehn Prozent auf 82 Prozent in gerade einmal vier Minuten. Allerdings nur dann, wenn eine Batteriewechselstation zur Hand ist. Ansonsten geht es langsamer, als in Nios Wunschvorstellung, zu. Für mich waren nicht mehr als 110 kW-Peakladeleistung drin.
Akku-Wechsel-Dich am Seed&Greet-Ladepark Hilden
Unterwegs mit dem EL6 von Nio haben wir unsere Erfahrung mit einer Batteriewechselstation gesammelt. Genauer gesagt mit der am Seed&Greet-Ladepark Hilden. Mit 15 Prozent Restreichweite im 100 kWh-Akkus des E-SUV angefahren, waren beide Daumen gedrückt, dass es funktioniert. Auch, wenn weitere Lademöglichkeiten vor Ort zu finden sind. Angefahren über das Navi wurde bereits darüber eine von 6 Batterien vorreserviert.
Hierbei richtet sich das System übrigens nach der Batteriegröße – 75- oder 100-kWh – die man in seinem Benutzerkonto hinterlegt hat. Angekommen fährt man in den schraffierten Parkbereich und startet ebenfalls über das Navi den Wechselvorgang. Dann heißt es nur vertrauen. Denn der EL6 von Nio übernimmt selbstständig das Lenkrad. Hat ein wenig das Gefühl von einem Hauch autonomes Fahren. Insofern es den ohne Probleme funktioniert. Bei mir sah der Sensor wohl Dinge, die ich mit meinem bloßen Auge nicht erkennen konnte. Der Wechselvorgang wurde dadurch kurz gestoppt. Nach Eingreifen eines Mitarbeiters vor Ort, dann aber doch weiter fortgesetzt.
Steht das E-Auto dann ausgerichtet in der Batteriewechselstation, geht es los. Die Schrauben auf der Unterseite des E-Autos werden gelöst, der Akku wird entnommen, fährt zur Seite und der vollgeladene Akku kommt auf gleichem Weg zurück ins Fahrzeug. Schrauben rein und es kann losgefahren werden. Ein wenig über vier Minuten dauerte der gesamte Vorgang. Statt 90 Prozent im Akku waren 82 Prozent drin. Auch genug, um an mein Ziel zu kommen.
Zwei „Swaps“ sind pro Monat kostenfrei möglich – nur „Ladestrom“ wird hierbei in Rechnung gestellt. Swapt man öfter werden zehn Euro zusätzlich zum Ladestrom fällig. Ob man nun am Schnelllader lädt oder die Batterie komplett tauscht, das bleibt jedem selbst überlassen.
Preise des Elektro-SUV Nio EL6 im Überblick
Sollten dich die bisherigen Eindrücke des Elektro-SUV überzeugt haben, dann ist es nun wohl an der Zeit einen Blick auf die Preise zu werfen. Der Umweltbonus wurde hierbei nicht mehr berücksichtigt, da etwaige Bonus- und Sonderaktionen von Nio nicht dauerhafte Gültigkeit besitzen.
Wer das Batteriepaket kauft, der kann jedoch nicht an die Wechselstationen fahren, um den sonst üblichen Ladestopp durch den automatisierten Akkutausch auf um die vier Minuten zu verkürzen. Der kleine Akku kostet hierbei 169,00 Euro im Monat, der große Akku 289,00 Euro im Monat.
Fazit zum Nio EL6
Was soll ich sagen, Nio hat es mir angetan. Auch, wenn man aus meiner Sicht auf Batteriewechseltechnologie, den ein oder anderen Sensor und eine übereifrige Nomi verzichten könnte, um den Einstandspreis noch ein wenig zu senken, überzeugt der E-SUV. Man darf gespannt sein, ob Nio entsprechende Verzichtsmöglichkeiten bei seiner kommenden Einstiegsmarke Alps einführt. Dann könnte das Gesamtpaket noch attraktiver werden.
Gefällt aber auch so schon. Ein großer, komfortabler SUV, mit viel Stauraum, minimalistischem Design und dem gewissen Bequemlichkeitsfaktor für die Langstrecke, hat man mit dem EL6 definitiv vor der eigenen Haustür stehen. In Hinblick auf die Ladegeschwindigkeit sollte sich dieser noch ein wenig mehr ans Optimum heranwagen. Auch die Navigation benötigt noch ein wenig Nachhilfe.
Rein optisch muss man nichts sagen. Design ist subjektiv. Mir hat es gefallen, vielen anderen auch. Nios Stromer sind in der Tat die E-Autos, auf die ich bisher am meisten angesprochen wurde. Aber es gibt eben nicht nur Fans. Was sich nicht nur auf das Design, sondern auch das Akku-Wechselkonzept und die Vielzahl an Sensoren, Kameras und Co. bezieht, die man zwar mitbezahlt, dann aber eventuell doch nicht so stark nutzt.
Wie immer gilt: Die Wahrheit wird wie immer irgendwo dazwischen liegen. Ebenso, ob man Akku- oder Kauf-Option für sich wählt. Es gilt gegenzurechnen, ob Akku-Miete die bessere Option ist oder nicht. Dann kann man auch im Alltag eher auf 75 kWh-Akku zurückgreifen. Geht es auf die Langstrecke kommt der 100 kWh-Akku rein. Bis dann aber genügend Wechselstationen in Europa vorhanden sind, dürfte es noch ein wenig dauern.
Disclaimer
Der Nio EL6 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei, für den Zeitraum von zwei Wochen zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.