Im Rahmen des vom Bundesministerium für Verkehr und der EU geförderten Projekts „HoLa – Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ wurde Anfang der Woche an der Rastanlage Lipperland Süd der erste deutsche Megawatt-Ladepunkt (MCS) für Elektro-Lkw im öffentlichen Raum in Betrieb genommen. Die feierliche Eröffnung fand statt in Anwesenheit des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für Verkehr, Christian Hirte. Gemeinsam mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Industrie und Forschung wurde damit ein entscheidender Schritt in Richtung emissionsfreier Lkw-Fernverkehr gesetzt.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI koordiniert gemeinsam mit der P3 Group das Konsortium des Projekts HoLa, das an insgesamt vier Standorten MCS-Ladepunkte entlang zentraler Autobahnabschnitte in Deutschland errichtet. Das Ziel: Die Technologie unter realen Bedingungen zu testen und die Grundlage für einen flächendeckenden Hochlauf der Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge zu schaffen.
„Mit dem Megawattladen beginnt ein neues Kapitel der elektrischen Logistik. Zum ersten Mal können schwere Lkw in nur 30 bis 45 Minuten für hunderte Kilometer Reichweite geladen werden – das ist die Voraussetzung für eine wirtschaftlich tragfähige Elektrifizierung des Lkw-Fernverkehrs“, erklärt Prof. Patrick Plötz, Gesamtkoordinator des vom Fraunhofer ISI geleiteten HoLa-Projekts. „Das Projekt HoLa zeigt, dass Ladeinfrastruktur, Netzanschluss und Fahrzeuge heute schon zusammengebracht werden können, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen.“
Ladeleistungen von bis zu 1,2 Megawatt
Der Ladepunkt am Standort Lipperland Süd an der Autobahn A2, ein wichtiger Zwischenstopp zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet, nutzt den neuen MCS-Standard, der Ladeleistungen von bis zu 1,2 Megawatt ermöglicht. Die vier am Projekt beteiligten europäischen Lkw-Hersteller – Daimler Truck, MAN, Scania und Volvo – sind mit ihren Elektro-Lkw aktiv an der Entwicklung und Erprobung des Standards beteiligt.
„Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs erfordert eine leistungsfähige Lkw-Ladeinfrastruktur. Mit dem HoLa-Ladepark zeigen wir, dass emissionsfreier Fernverkehr Realität wird“, kommentiert Christian Wilz, Vorsitzender der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Trucks & FUSO bei Daimler Truck Deutschland. Markus Weckesser, Geschäftsführer & Vice President Volvo Trucks Deutschland: „Mit HoLa setzen wir gemeinsam mit unseren Partnern ein klares Zeichen: Die Elektromobilität im Schwerlastverkehr wird Wirklichkeit.“ Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus: „Für den Güterfernverkehr und auch im Linienverkehr mit Reisebussen wird das Megawattladen der Gamechanger sein. Die Ladezeiten können damit so weit gesenkt werden, dass ein mit Heute vergleichbarer Betrieb der Fahrzeuge auf der Langstrecke ohne Einschränkungen möglich ist.“
Neben der Demonstration der Technik umfasst das Projekt auch umfangreiche Analysen zur Netzintegration, Standortwahl, Wirtschaftlichkeit und Nutzerakzeptanz. Die Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung der Ladeinfrastrukturplanung auf Bundes- und EU-Ebene ein.
„Mit HoLa bringen wir eine Schlüsseltechnologie für den klimafreundlichen Güterverkehr auf die Straße. Das Megawattladen ermöglicht es erstmals, schwere Lkw in extrem kurzer Zeit für lange Strecken aufzuladen – damit wird der Einsatz von batterieelektrischen Lkw im Fernverkehr flexibler und wirtschaftlicher. Projekte wie HoLa zeigen, wie Politik, Forschung und Industrie gemeinsam Tempo machen, um die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs voranzutreiben“, kommentiert Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr.
Die Rolle der Konsortialpartner im Projekt
Das Fraunhofer ISI übernimmt die Konsortialführung und koordiniert das Gesamtprojekt wissenschaftlich.
P3 Automotive ist für die operative Projektleitung innerhalb des Konsortiums verantwortlich. Paul Vigener, Senior Consultant Energy & Charging und operative Projektleitung von HoLa: „Mit MCS steht der nächste technologische Schritt bevor, auch flexiblere Routenplanung im elektrischen Lkw-Langstreckenverkehr zu ermöglichen. Wir bewegen uns damit an der technologischen Speerspitze und starten nun in den operativen Betrieb, in dem die erarbeiteten Lösungen erstmals unter Realbedingungen erprobt werden.“
Daimler Truck, MAN, Scania und Volvo stellen im Projekt batterieelektrische Lkw bereit und betreiben diese.
EnBW mobility+ betreibt einen Teil der Ladestandorte im Projekt und stellt deren Betrieb sicher. Isabel Dorner, Produktmanagerin Elektromobilität: „Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs ist eine der großen Herausforderungen, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen.“
ABB E-mobility liefert die Ladeinfrastruktur für den ersten öffentlichen MCS-Ladepunkt im Rahmen des HoLa-Projekts an der Raststätte Lipperland Süd. Als Partner der industrieübergreifenden Zusammenarbeit zeigt ABB, wie die Dekarbonisierung im Transport flächendeckend und wirtschaftlich gelingt.
Heliox stellt ebenfalls Ladeinfrastruktur bereit und integriert diese an den vorgesehenen Standorten.
Auch Shell errichtet und betreibt an mehreren Standorten Ladeinfrastruktur für das Projekt.
Die Autobahn GmbH des Bundes steht in enger Kooperation mit dem Projekt HoLa und stellt die Flächen an der Autobahn zur Verfügung. Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes: „Durch Westfalen fließt der Transit- und damit der meiste Güterverkehr bundesweit. Wir arbeiten täglich an innovativen Lösungen für die Infrastruktur von morgen und freuen uns, die Entwicklung neuer Antriebswege unterstützen zu können – insbesondere, da wir selbst auf der A2 einen Elektro-Truck im Winterdienst einsetzen.“
Das Fraunhofer IAO begleitet die Demonstration wissenschaftlich und analysiert betriebliche Aspekte.
Die Universität Stuttgart untersucht die Wirtschaftlichkeit des Ladens und unterstützt in Untersuchung der Resilienz.
Die Bauhaus-Universität Weimar untersucht Organisationsmodelle für das Laden von Elektro-Lkw.
Die TU Berlin erhebt und analysiert Lade- und Verbrauchsdaten und erstellt Bedarfsprognosen für ein deutschlandweites Netz von MCS-Ladestationen auf der Basis eines leistungsfähigen Simulationsmodells.
Die TU Dortmund untersucht Fragen der Netzintegration. Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz: „Die Forschungen haben gezeigt, dass es keine unüberwindlichen Hürden für die Netzintegration von Ladeparks gibt, aber eine kluge Detail- und Ausbauplanung erforderlich ist.“
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen. VDA-Geschäftsführer Andreas Rade: „HoLa zeigt, wie durch die enge Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und Politik die Voraussetzungen geschaffen werden, um ein flächendeckendes Netz von Hochleistungs-Ladepunkten aufzubauen.“
Das Projekt „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr (HoLa)“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität mit insgesamt 12 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr gefördert und im Rahmen der Umsetzung des Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge als Technologie- und Erprobungsprojekt durchgeführt. Fördermittel dieser Maßnahme werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm NextGenerationEU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Das Projektkonsortium umfasst insgesamt 13 Partner aus Fahrzeugbau, Energieversorgung, Netzbetrieb, Autobahnbewirtschaftung und Forschung. Die Gesamtleitung und wissenschaftliche Koordination liegen beim Fraunhofer ISI.
Quelle: Fraunhofer ISI – Pressemitteilung vom 30.09.2025