Keine Abwrackprämie: Habeck lehnt Kaufanreize ab

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die deutsche Autoindustrie steckt in einer Krise, und Wirtschaftsminister Robert Habeck hat klar gemacht, dass die Regierung bereit ist zu helfen. Dabei betont er, dass es keine schnellen oder kurzfristigen Maßnahmen geben wird. In einem Gespräch mit Vertretern der Branche stellte er klar, dass Lösungen gefunden werden müssen, die langfristig greifen, planbar und verlässlich sind.

Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Notwendigkeit, die Autoindustrie auf eine stabile Zukunft vorzubereiten. Alle Beteiligten waren sich einig, dass übereilte Entscheidungen vermieden werden sollten. Stattdessen sollen Maßnahmen entwickelt werden, die die Branche nachhaltig unterstützen. Es geht darum, der Autoindustrie eine solide Grundlage zu bieten, um den Wandel fortzuführen.

Keine Kaufprämie für Elektroautos

Eine direkte finanzielle Förderung, wie sie durch eine sogenannte Abwrackprämie für Verbrenner-Autos gefordert wurde, komme für Habeck nicht infrage. Er verwies auf die angespannte Haushaltslage und machte deutlich, dass die Regierung keine zusätzlichen Mittel für eine solche Maßnahme bereitstellen könne. Die Idee, alte Autos zu verschrotten und den Kauf von Elektroautos zu subventionieren, lehnte er ab. Stattdessen setzt er auf strukturelle Anpassungen, die die Industrie langfristig stärken sollen, wie er in einem auf Youtube ausgestrahlten Pressestatement nach dem Gespräch sagte.

Die Maßnahmen, die nun in der Bundesregierung beraten und womöglich eingeführt werden, sollten immer rückwirkend gelten, sagte Habeck, damit potenzielle Käufer von E-Autos ihre Anschaffung nicht länger aufschieben. Zu konkreten möglichen Fördermaßnahmen äußerte sich der Grünen-Politiker allerdings nicht.

Ein weiterer zentraler Punkt in dem Online geführten Austausch mit Vertretern der Autobranche war die Diskussion über die CO₂-Flottengrenzwerte. Diese Vorgaben bestimmen, wie viel CO₂ die Autos eines Herstellers im Durchschnitt ausstoßen dürfen. Ursprünglich war geplant, die Grenzwerte 2026 zu überprüfen, doch die Branche drängt auf eine frühere Revision. Habeck versprach, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass die Grenzwerte bereits 2025 überarbeitet werden. Die Autohersteller empfinden das als notwendig, um mehr Flexibilität bei der Umstellung auf Elektroautos zu haben.

Habeck hält die Erwartungen bei den Grenzwerten allerdings auch im Zaum und verwies darauf, dass es sich um eine EU-Verordnung handle, die viele andere Länder unterstützen, die nicht ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland ausgesetzt sind. Zudem wollen andere Hersteller, wie etwa der 14 Automarken umfassende Konzern Stellantis, die EU-Grenzwerte beibehalten. Auch Volvo hat keine Probleme damit, die neuen CO2-Limits ab 2025 einzuhalten. Außerdem habe sich Deutschland in der Verkehrspolitik zuletzt nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sagte Habeck, wie es etwa beim umstrittenen Vorgehen beim Thema E-Fuels und der Blockadehaltung der FDP der Fall war.

Internationale Konkurrenz aus China

Ein großes Problem sieht Habeck auch im internationalen Wettbewerb, vor allem durch China. Dort profitieren Hersteller von staatlichen Subventionen, die zu Überproduktionen führten und es ihnen ermöglichen, Elektroautos zu günstigen Preisen auch auf den europäischen Markt zu bringen. Diese unfaire Konkurrenz belastet die deutsche Autoindustrie zusätzlich. Trotzdem sieht Habeck keine einfache Lösung in Form von Zöllen oder anderen Handelsbarrieren. Er warnt davor, einen Handelskonflikt mit China zu riskieren, da Deutschland wirtschaftlich stark mit dem Land verflochten ist. Eine politische Lösung sei der bessere Weg, um die Interessen der deutschen Autoindustrie zu schützen, ohne den Handel zu gefährden.

Während die USA Zölle als Mittel zum Schutz ihrer eigenen Autoindustrie einsetzen können, sei diese Option für Europa und Deutschland komplizierter. Die enge wirtschaftliche Beziehung zu China mache solche Maßnahmen schwierig. Habeck betonte, dass es wichtig sei, eine ausgewogene Lösung zu finden, die den Markt schützt, aber keinen Konflikt auslöst.

Fortsetzung des Dialogs

Das Treffen zwischen Habeck und den Vertretern der Autoindustrie sei der Beginn eines fortlaufenden Dialogs gewesen. Der Minister kündigte an, den Austausch regelmäßig fortzuführen, um gemeinsam Wege aus der aktuellen Krise zu finden. Ziel sei es, die deutsche Autoindustrie für die kommenden Herausforderungen besser zu rüsten und ihnen den Übergang zur Elektromobilität zu erleichtern.

Quelle: ntv.de – Habeck will Autobranche ohne „Strohfeuermaßnahmen“ helfen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Hendrik:

aktuell tanke ich Super für 1,65€ pro Liter. Mein Auto verbraucht pro 100km ca 6 Liter (eher weniger) also pro 100km weniger als 10€ pro 100km.
Als Laternenparker der auf öffentliche Ladesäulen für mein BEV angewiesen ist, finde ich keine Säule die die kWh für 45Cent Anbieter. Die Preise variieren von 60 bis über 90 Cent pro kWh. Die Anzeige meines Autos zeigt auch gerne oftmals über 25 kWh Verbrauch an. Aktuell ist der Verbrenner leider für mich noch etwas günstiger zumal auch bei dem Verbrenner der Wertverlust fast gegen Null € tendiert.

Hendrik:

aktuell tanke ich Super für 1,65€ pro Liter. Mein Auto verbraucht pro 100km ca 6 Liter (eher weniger) also pro 100km 90 Cent zu Buche.

Harald:

Abwrackprämie von bis zu 6000 Euro.??? was heißt von bis zu?
bedeutet, ein BMW 330i, der die Umwelt verpestet und noch ca 8.000€ im VK bringen würde, wird nun für bis zu 6.000€ entsorgt?
wo bleibt die Nachhaltigkeit oder fahren diese Fahrzeuge weiterhin in Asien oder Afrika rum? So zumindest war es bei der damaligen Abwrackprämie…..
Wo soll denn das Geschenk oder der Anreiz liegen?
bei jedem BEV verdient der Staat verdient der Staat mittels der 19% MwSt deutlich mehr und stärkt die Industrie. Zumindest sind diese Prämien sinnvoller für Deutschland als Fahrradwege in Südamerika.
Geht diese Aussage „ Abwrackprämie von bis zu 6000 Euro“ auch etwas präziser?
Wäre es denkbar, dass die Prämie noch etwas größer ausfällt aber sich nur aus BEVs beschränkt, die in Deutschland gefertigt und verkauft wurden?
Frage nur für einen Freund…..

Voltaire:

„In einem Gespräch mit Vertretern der Branche stellte er klar, dass Lösungen gefunden werden müssen, die langfristig greifen, planbar und verlässlich sind.“
Das sagt der gleiche Herr Habeck, der in einer Nacht- und -Nebel- Aktion von einem Tag auf den anderen die Umweltprämie abschaffte. Sollte dieser Beitrag nicht besser auf der Satireseite erscheinen?

Voltaire:

Das Zauberwort heißt Diskriminierung.

markus:

Mich wundert, warum da nicht wieder das alte Thema „PKW-Maut“ hervorgekramt wird. Verbrenner zahlen, E-Autos nicht.
Es bräuchte, abgesehen von den Verfahrenskosten, keinerlei Finanzierung und Vater Staat würde am Ende sogar noch verdienen.

Silverbeard:

Nein, ist es nicht.
Grundsätzlich ist es richtig, dass bei langem Gebrauch von Gegenständen, statt schnellem Austausch, die CO2 Emission der Produktion im Verhältnis zur Gebrauchsdauer geringer sind.
Aber Verbrenner sind derartig verlustbehaftet im Betrieb, dass die CO2 Emissionen bei der Produktion fast keine Rolle spielen.
Der CO2 ‚Rucksack‘ eines E-Autos ist nach 30.000 bis spätestens 60.000 km (je nach Akkugröße) vom Verbrenner überholt. Danach wird der Verbrenner mit jedem Kilometer schlechter in der CO2 Bilanz.

Silverbeard:

Beim Tempolimit gehe ich mit, aber warum der Preisdeckel? 45Ct bedeutet bei 15kWh/100km 6,75€/100km und bei 20kWh/100km 9€. Das ist viel günstiger als Kraftstoff. Also zwar angenehm, aber es ist nicht erforderlich deutlich billiger zu sein.

Tom:

…ich möchte noch ergänzen: Ein Auto, welches heute läuft und noch gut ist soll auch nicht ausgetauscht werden. Es ist schonender das Fahrzeug bis an Lebensende zu fahren.

Werner Wittke:

Die Ladepreise bei 45 Cent deckeln und Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen, dann wird keine Prämie benötigt!
Die derzeit hohen Anschaffungspreise wird der Markt regeln.
Und dann noch die Ladestruktur verbessern – dann wird sich alles von selbst ergeben.

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