Kassel wird E-Motoren-Zentrum des Volkswagen-Konzerns

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Volkswagen Group Components Standort Kassel wird zum Schlüssellieferanten für die E-Mobilität: Das Werk werde die 2015 gestartete Transformation beschleunigen und das Produktportfolio mit Hochdruck auf Tech-Komponenten für Elektroautos fokussieren, so VW in einer aktuellen Mitteilung. Die Anzahl der aktuell 18 Fertigungslinien für E-Motoren und weitere E-Komponenten soll sich in den kommenden 4 Jahren verdoppeln.

Langfristig soll Kassel zum reinen E-Werk und zum Systemanbieter für die E-Mobilität werden: Als konzernweites Kompetenzzentrum für E-Antriebe werde Kassel im Verbund mit den Marken Volkswagen und Audi den elektrischen Antriebsstrang der künftigen Scalable Systems Plattform (SSP) entwickeln. Für diese Schritte investiere Volkswagen Group Components bis 2026 rund 1,2 Milliarden Euro in den Standort, mehr als zwei Drittel der Summe entfalle auf Entwicklung und Fertigung von E-Komponenten.

Der elektrische Antriebsstrang der nächsten Generation soll in Sachen Effizienz, Leistung und Volumen ganz neue Maßstäbe setzen. Dafür geht Volkswagen in die Eigenentwicklung: Neben dem E-Antrieb mit Rotor und Stator soll künftig auch der Pulswechselrichter selbst entwickelt und produziert werden. Als zentrale Steuerungs- und Regelungseinheit ist er quasi das Gehirn des Antriebsstrangs und ein Schlüssel zu geringeren Stromverbräuchen, größeren Reichweiten und höherer Leistung. Der Erstanlauf des ersten eigenentwickelten Pulswechselrichters für den Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) am Standort ist für 2025 geplant. Für dessen Industrialisierung seien innovative Fertigungsverfahren mit eingeflossen, die am Standort entwickelt wurden.

Großgussteil Hinterwagen
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Das zweite große Kompetenzfeld im Werk Kassel ist die Fertigung hochintegrativer Plattformteile. Mit dem Know-how der Experten in Europas größter Leichtmetallgießerei sei ein innovatives Verfahren für den Strukturteileguss auf bereits bestehenden Anlagen entwickelt worden. Dadurch werde die Fertigung von Großbauteilen auf mittelgroßen Druckgussmaschinen ermöglicht. Das erste Großgussbauteil im Projekt wurde für einen Hinterwagen abgegossen. Das 1,6 m x 1,5 m große Bauteil ersetzt gegenüber der konventionellen Karosseriefertigung 33 Einzelteile. Kassel ist befähigt, auch die SSP-Plattform mit Großguss-Teilen und weiteren hochintegrativen Plattformteilen zu versorgen und damit zur Reduktion der Fertigungszeit künftiger E-Fahrzeuge beizutragen.

Transformation zum Schlüssellieferant der E-Mobilität

Volkswagen Group Components transformiert alle deutschen Werke von der Verbrenner-Technologie hin zu Tech-Komponenten für die E-Mobilität. Über den Fortschritt der Transformation im Komponentenwerk Kassel informierten sich Konzernvorstand und Konzernbetriebsrat auf dem diesjährigen Standortsymposium. Der Standort Kassel präsentierte sich auf dem Symposium an 40 Projektständen mit zahlreichen Produkt- und Prozessinnovationen sowie Digitalisierungs- und Transformationsthemen.

„Kassel hat die bisherige Transformation mit Kompetenz und Mut gemeistert – und wird auf dieser Basis zu Volkswagens E-Motoren-Zentrum der Zukunft! Im Fokus steht der E-Antriebsstrang mit der künftigen Eigenentwicklung und -fertigung des Pulswechselrichters. Denn damit werden Effizienz und Reichweite des E-Autos maßgeblich definiert. Mit unseren Tech-Komponenten für die kommende SSP-Plattform wollen wir die beste Gesamtsystemeffizienz erzielen. Der Komponentenstandort Kassel mit seiner hohen Entwicklungs- und Maschinenbaukompetenz bietet alle Voraussetzungen dafür.“ – Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik und CEO der Volkswagen Group Components

Der Wandel am Standort Kassel kann nur gemeinsam mit der Mannschaft erfolgreich umgesetzt werden‘‘, betont Werkleiter Jörg Fenstermann. Alle Bereiche haben mit Top-Innovationen gezeigt, welche Kompetenz im Standort steckt, um erfolgreicher Systemlieferant für die Scalable Systems Plattform zu sein: mit dem ersten Großgussteil in der Konzerngeschichte oder Innovationen im Bereich des Pulswechselrichters.

Mit rund 16.000 Mitarbeitern das weltgrößte Komponentenwerk des Volkswagen Konzerns hat Kassel die Transformation bereits 2015 eingeleitet und ist heute konzernweiter Nukleus für die Entwicklung und Produktion von E-Antrieben. Beginnend mit den ersten elektrischen Antrieben für den e-up! in 2015 sind bis heute insgesamt 1,7 Millionen alternative Antriebe gefertigt worden. Seitdem wurde die Expertise für Entwicklung und Fertigung von Komponenten für die E-Mobilität konsequent ausgebaut. Der Standort produziert heute unter anderem elektrische Antriebe für die MEB-Modelle des Volkswagen Konzerns für Europa und Nordamerika. Aktuell sind bereits rund 4000 Mitarbeiter in der E-Mobilität beschäftigt.

In den kommenden Jahren wird der Standort die Transformation weiter beschleunigen und das Produktportfolio auf Tech-Komponenten für die Elektro-Plattformen des Volkswagen Konzerns umstellen, allen voran für die künftige SSP-Plattform. Alleine bis 2026 soll der Standort sieben neue Komponenten im Programm haben, im Gegenzug laufen nicht mehr zukunftsfähige Komponenten aus. Langfristig könnte Kassel zum größten Komponentenwerk der E-Mobilität werden und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze in der E-Mobilität schaffen.

Neben den zahlreichen Maßnahmen zur Reduzierung der Fabrikkosten erwähnt VW in seiner Mitteilung auch einige Beispiele zur Reduktion von CO2 und zur Steigerung der Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette. Im Rahmen der Dekarbonisierungstrategie haben die Beschäftigten Kassel im Jahr 2021 durch die konsequente Umsetzung von mehr als 200 Effizienzmaßnahmen ca. 25.000.000 kWh eingespart. Dies entspricht dem jährlichen Energiebedarf von gut 6250 Haushalten (4 Personen ca. 4.000 kWh/a) und einer CO2-Einsparung von etwa 15.000 t/a. Allein durch die Umrüstung von 9000 Leuchtstoffröhren auf energiesparende LED-Technik, konnte der jährliche Energieverbrauch um 3.600.000 kWh reduziert werden.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 29.04.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Gerd Ritter:

Zumindest in Baunatal weiß man ‚davbon‘ ;)

Tobi:

Weiss man im Kassel schon davbon?

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