Greenpeace fordert Zulassungssteuer als Verbrenner-Malus

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Eine Zulassungssteuer auf Neuwagen mit Verbrennungsmotor, wie sie in zahlreichen anderen europäischen Ländern längst existiert, könnte in Deutschland im ersten Jahr Einnahmen von rund acht Milliarden Euro erzielen. Dies zeigt die aktuelle Berechnung „Mit Steuern gegenlenken“ (verlinkt als PDF) der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Steuereinnahmen könnten eine Kaufprämie von 4500 Euro für etwa 1,8 Millionen Elektroautos gegenfinanzieren und so zugleich den Klimaschutz voranbringen sowie die Absatzprobleme deutscher Autohersteller lindern, so Greenpeace in einer aktuellen Mitteilung.

Die Lenkungswirkung der Steuer hin zu emissionsfreien Pkw würde es VW, BMW und Mercedes zudem erleichtern, die schärferen europäischen CO2-Flottengrenzwerte für 2025 zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden.

Wer in Ländern wie Schweden, den Niederlanden oder Dänemark einen neuen Verbrenner kauft, wird bei sparsamen Neuwagen gering, bei besonders klimaschädlichen Spritschluckern stark besteuert. Wer mitten in der Klimakrise unbedingt noch einen neuen Verbrenner-SUV mit ein paar Hundert PS kaufen will, sollte dafür auch deutlich mehr zahlen müssen„, sagt Marion Tiemann, Greenpeace-Mobilitätsexpertin. „Mit diesen Einnahmen könnte die nächste Bundesregierung eine Förderung von kleinen E-Autos komplett gegenfinanzieren und so den Umstieg vom Verbrenner aufs E-Auto beschleunigen.“

Nachdem die staatliche Umweltprämie Ende 2023 abrupt gestoppt wurde, ist die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos im vergangenen Jahr in Deutschland deutlich gesunken auf lediglich 380.609 (nach 524.219 im Jahr 2023), teilte das Kraftfahrzeugbundesamt mit. Das entspricht 13,6 Prozent der Neuzulassungen. Um das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müssten jährlich deutlich mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Pkw reine E-Autos sein.

Der Verkehr holt seinen Rückstand im Klimaschutz nur auf, wenn mehr Leute vom Auto in Bus und Bahn umsteigen und die, die aufs Auto angewiesen sind, elektrisch fahren„, so Tiemann weiter. „Dafür kann eine Steuerpolitik sorgen, die den Kauf von kleinen E-Autos fördert, ohne den Haushalt zu belasten.“

In Ländern mit Neuzulassungssteuer liegt der Anteil von Autos mit hohem Spritverbrauch deutlich niedriger als in Deutschland. Mit einer solchen Zulassungssteuer, wie sie etwa auch in Frankreich schon vor Jahren eingeführt und seither stetig bis zu einem Höchstsatz von aktuell 70.000 Euro verschärft wurde, würde ein VW Golf hierzulande rund 1000 Euro mehr kosten. Ein hoch motorisierter Verbrenner-SUV wie der BMW X5 M mit 530 PS würde sich hingegen durch die Steuer um gut 40.000 Euro verteuern. Greenpeace setzt sich im Gegenzug für eine Kaufprämie für kleine, ressourcenschonende E-Autos bis zu einem Kaufpreis von 30.000 Euro ein.

Quelle: Greenpeace – Pressemitteilung vom 07.01.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Pedro G.:

Es würde schon reichen die Verbrennerkaftstoffe jedes Jahr um 6 % zu erhöhen !

Dann wären wir in 10 Jahren beim Verbrennerverbot bei üngefähr 3 € der Liter !

Welcher normale Bürger kann sich das leisten ?

Dr. Erich Blöchinger:

Ich finde den Ansatz gut, denn den meisten Bürgern , schauen nur auf den Geldbeutel , die Natur und Klima ist Ihnen leider nicht so wichtig. Da Pekunär orientierte Firmen und die meisten Bürger andere Schwerpunkte haben muss übergeordnete Ziele eben der Staat regeln, leider ist unser Staat nicht besonders gut irgendetwas im Ergebnis gut zu regeln und umzusetzen

MMM:

Wäre es so einfach, eine Partei zu verbieten, dann wäre die schon verboten. Aber die Hürden sind extrem hoch. Bis dahin kann sie gewählt werden und erhält durch solche Ideen nur noch mehr Zulauf.
Das muss man nicht mögen, aber man muss die Realität nie mögen.

Nur – akzeptieren sollte man sie dennoch.

MMM:

Bitte darlegen, mit welchen (demokratisch umsetzbaren) Mitteln der Strompreis auf 10 ct. gedeckelt werden soll.
Das will sicher auch der Noch-Wirtschaftsminister wissen.

Rolando:

Längst überfällig.

Daniel W.:

Verbrenner-Malus ist das einzig Richtige – es kostet den Staats nichts und die E-Autos werden im Vergleich zum Verbrenner deutlich günstiger.

Die Strafsteuer auf klimafreundliche E-Autos aus China sollte gestrichen werden, damit viele Bürger mit kleinem Einkommen günstige E-Autos kaufen können.

Die europäischen Automarken werden über kurz oder lang sowieso in Asien gefertigt, so wie jetzt schon die Computer, Handys, Drucker, Fernseher usw.

Warum jetzt noch krampfhaft versuchen die Autoproduktion in Deutschland aufrecht zu erhalten? – das kostet viel Steuergeld und schadet dem Klima.

Politisch werden die kommenden Jahre vermutlich als „Zeitalter der großen (Klima-)Lügener“ in die Geschichte eingehen, in den USA wie in der EU.

Johannes:

Deswegen sollten Parteien die Foul spielen verboten werden.
Stell dir vor eine Gruppe sitzt im Basecamp am Mount Everest und die Guides diskutieren das beste Wetterfenster für den Aufstieg. Und dann kommt ein oberschlauer Guide daher und sagt der Gipfel liegt im Tal. Alles kein Problem, einfach da runter gehen und nicht auf das Establishment hören, das sagt der Gipfel liegt da oben. Und wenn die Leute im Tal dann enttäuscht sind, macht sich der Oberschlaue aus dem Staub, siehe Bolsonaro

PhiGo:

Gute Idee, wird aber bei dem Lobbyeinfluss in Deutschland niemals so passieren.
Siehe Tempolimit.

Sascha:

Was will man da machen. Die extremen und auch die EU-Gegner die du nennst kann man so oder so nicht überzeugen, weil die so geblendet sind. Soll man deswegen gute Sachen umwerfen? Man muss die überzeugen mit Fakten auf allen Ebenen, die unsicher sind. Wird aber natürlich schwer, wenn soviel quatsch von lobbierten Politikern ausgesagt wird.

Pheaton:

Mit solchen Forderungen treibt man nur noch mehr Wähler in die extrem rechte Seite. Des Weiteren wird man den EU Gegnern recht geben, wenn man an den CO2 Strafzahlungen weiterhin festhält.

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