EU und China wollen Elektroauto-Zölle anders gestalten

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Michael Neißendorfer
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Die EU und China diskutieren dem Handelsblatt zufolge als Reaktion auf die erratische Zollpolitik der USA über eine bessere Zusammenarbeit und haben unter anderem Verhandlungen über eine Abschaffung der EU-Ausgleichszölle auf die Einfuhr von chinesischen Elektroautos aufgenommen. Die Wiederaufnahme der Gespräche sei auf höchster politischer Ebene vereinbart worden, heißt es. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bestätigten Sprecher der EU-Kommission sowie des chinesischen Handelsministeriums die Pläne.

Demnach hat EU-Handelskommissar Maros Sefcovic bereits mit dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao gesprochen. Dieser habe zugesagt, dass Peking die Pläne prüfen und unmittelbar mit der EU in Dialog treten wolle. Sefcovic zufolge seien etwaige Mindestpreise für E-Autos aus China eine Alternative, sie seien ebenso wirksam und durchsetzbar wie Zölle. Allerdings müsse es mehrere verschiedene Abstufungen der Mindestpreise geben, da Elektroautos ein komplexes Produkt seien.

Die aktuell gültigen EU-Zölle auf Importe von Elektroautos aus China betragen bis zu 45,3 Prozent. Zusätzlich zu den regulären EU-Einfuhrzöllen von 10 Prozent gelten Aufschläge für Hersteller wie BYD (17 Prozent), Geely (18,8 Prozent) und SAIC (35,3 Prozent). Aber auch in China produzierte Elektroautos europäischer Hersteller sind von den Strafzöllen betroffen, etwa der Tavascan von Cupra.

Die EU-Kommission begründete die Einführung der Strafzölle im vergangenen Jahr mit Preisverzerrungen durch umfassende staatliche Subventionen; die Zölle sollten für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem europäischen Markt sorgen.​ China hatte im Gegenzug – da Frankreich einer der stärksten Befürworter der Maßnahme war – Strafzölle auf französischen Cognac verhängt, was den Absatz in dem wichtigen Markt für Unternehmen wie Hennessey, Rémy Cointreau und Pernod beeinträchtigt.

Geplant sei nun stattdessen ein Vergleich: Chinas E-Auto-Hersteller sollen verstärkt in Europa investieren und zu Technologietransfers bereit sein. Im Gegenzug würde die EU anstelle der Ausgleichszölle einen Mindestpreis einführen. Der Vorteil für China sei dabei, dass die chinesischen Autobauer die Differenz zwischen ihrem ursprünglichen Dumpingpreis und dem vereinbarten Mindestpreis selbst behalten würden und keine Zölle zahlten.

Quelle: Handelsblatt – EU und China nähern sich bei Strafzöllen für E-Autos an / Reuters – EU, China will look into setting minimum prices on electric vehicles, EU says

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Michael Neißendorfer

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Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

Auf klimafreundliche E-Autos aus China Strafzölle erheben, damit diese Produkte teurer werden und jetzt die Strafzölle fallen lassen, um mit Mindestpreisen die klimafreundlichen günstigen E-Autos aus China wieder zu verteuern, damit Millionen EU-Bürger mit geringem Einkommen weiterhin günstige Verbrenner kaufen.

Wenn für die EU der Klimaschutz wirklich wichtig ist, dann muss sie auch günstige E-Autos für die Mehrheit der Bevölkerung möglich machen.

Die europäischen Premium-Autohersteller können ja weiterhin bei ihren teuren Premium-Autos bleiben.

Frank:

Ist das nicht Subvention der chinesischen Autobauer durch die EU, wenn die EU auf die Zölle verzichtet und die Differenz der chinesische Autobauer einstecken darf.
Die Differenz soll die EU lieber für die Arbeitslosen einsetzen und nicht einfach verschenken.

Wurzelsepp:

Ein Mindestpreis… Von der konservativ geführten EU. Na wenn das mal keine Planwirtschaft ist (die die konservativen Wirtschafts“profis“ den Grünen immer vorwerfen)? Marktwirtschaft sieht anders aus.

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