EU und China wollen Elektroauto-Zölle anders gestalten

EU und China wollen Elektroauto-Zölle anders gestalten
Copyright ©

Shutterstock / 2419516439

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Die EU und China diskutieren dem Handelsblatt zufolge als Reaktion auf die erratische Zollpolitik der USA über eine bessere Zusammenarbeit und haben unter anderem Verhandlungen über eine Abschaffung der EU-Ausgleichszölle auf die Einfuhr von chinesischen Elektroautos aufgenommen. Die Wiederaufnahme der Gespräche sei auf höchster politischer Ebene vereinbart worden, heißt es. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bestätigten Sprecher der EU-Kommission sowie des chinesischen Handelsministeriums die Pläne.

Demnach hat EU-Handelskommissar Maros Sefcovic bereits mit dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao gesprochen. Dieser habe zugesagt, dass Peking die Pläne prüfen und unmittelbar mit der EU in Dialog treten wolle. Sefcovic zufolge seien etwaige Mindestpreise für E-Autos aus China eine Alternative, sie seien ebenso wirksam und durchsetzbar wie Zölle. Allerdings müsse es mehrere verschiedene Abstufungen der Mindestpreise geben, da Elektroautos ein komplexes Produkt seien.

Die aktuell gültigen EU-Zölle auf Importe von Elektroautos aus China betragen bis zu 45,3 Prozent. Zusätzlich zu den regulären EU-Einfuhrzöllen von 10 Prozent gelten Aufschläge für Hersteller wie BYD (17 Prozent), Geely (18,8 Prozent) und SAIC (35,3 Prozent). Aber auch in China produzierte Elektroautos europäischer Hersteller sind von den Strafzöllen betroffen, etwa der Tavascan von Cupra.

Die EU-Kommission begründete die Einführung der Strafzölle im vergangenen Jahr mit Preisverzerrungen durch umfassende staatliche Subventionen; die Zölle sollten für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem europäischen Markt sorgen.​ China hatte im Gegenzug – da Frankreich einer der stärksten Befürworter der Maßnahme war – Strafzölle auf französischen Cognac verhängt, was den Absatz in dem wichtigen Markt für Unternehmen wie Hennessey, Rémy Cointreau und Pernod beeinträchtigt.

Geplant sei nun stattdessen ein Vergleich: Chinas E-Auto-Hersteller sollen verstärkt in Europa investieren und zu Technologietransfers bereit sein. Im Gegenzug würde die EU anstelle der Ausgleichszölle einen Mindestpreis einführen. Der Vorteil für China sei dabei, dass die chinesischen Autobauer die Differenz zwischen ihrem ursprünglichen Dumpingpreis und dem vereinbarten Mindestpreis selbst behalten würden und keine Zölle zahlten.

Quelle: Handelsblatt – EU und China nähern sich bei Strafzöllen für E-Autos an / Reuters – EU, China will look into setting minimum prices on electric vehicles, EU says

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

EU lockert 2035-Regel: Verbrenner-Aus vor dem Aus

EU lockert 2035-Regel: Verbrenner-Aus vor dem Aus

Sebastian Henßler  —  

Flexiblere Emissionsgrenzen ab 2035 zeichnen sich ab: Die EU plant Spielraum für CO₂-Ausstoß, während Parlament und Kommission über Details ringen.

BMW: Warum 80 Prozent CO2 aus der Lieferkette stammen

BMW: Warum 80 Prozent CO2 aus der Lieferkette stammen

Sebastian Henßler  —  

Produktions- und Lieferketten prägen die CO₂-Bilanz von Autos. BMWs Head of Circular Economy erklärt, warum Zirkularität ein zentraler Klimaschutzhebel ist.

„Jede Verzögerung in Europa vergrößert den Abstand zu China nur weiter“

„Jede Verzögerung in Europa vergrößert den Abstand zu China nur weiter“

Michael Neißendorfer  —  

Führende Vertreter der europäischen Elektroauto-Branche fordern die EU dazu auf, am Ziel festzuhalten, ab 2035 nur noch Neuwagen ohne Emissionen zuzulassen.

EU nimmt Druck aus dem Lieferkettengesetz – zu früh

EU nimmt Druck aus dem Lieferkettengesetz – zu früh

Sebastian Henßler  —  

Mit Abschwächung des Lieferkettengesetzes verliert Europa ein zentrales Instrument für transparente Rohstoffketten, die für die E-Mobilität entscheidend sind.

Volvo verteidigt EU-Null-Emissionsziel ab 2035

Volvo verteidigt EU-Null-Emissionsziel ab 2035

Sebastian Henßler  —  

Der Volvo-CEO betont die Vorteile neuer Plug-in-Hybride mit bis zu 200 km E-Reichweite und warnt: Der Markt dreht nicht einfach zu Verbrennern zurück.

Wie Leasing den risikoarmen Einstieg ins E-Auto ermöglicht

Wie Leasing den risikoarmen Einstieg ins E-Auto ermöglicht

Sebastian Henßler  —  

Die Daten von LeasingMarkt.de offenbaren 2025 einen klaren Trend: E-Autos sind im Leasing gefragt, während viele Kunden beim direkten Kauf zögern.