Der neue Elektrotransporter VN5 soll seinen Hersteller „raus aus der Nische“ holen, so LEVC-Chef Jörg Hofmann. Bislang war LEVC hauptsächlich dafür bekannt, Elektroversionen der berühmten schwarzen Londoner Taxis zu produzieren, wenn auch in bescheidenen Stückzahlen von gut 2500 Einheiten im Jahr. „Wir haben eine klare Wachstumsstrategie und wollen raus aus der Nische. Wir wollen in drei Jahren ein Volumen von 20.000 Fahrzeugen pro Jahr erreichen und hoch profitabel sein“, sagte der ehemalige Audi-Manager Hofmann, seit Anfang 2019 Chef von LEVC, in einem Gespräch mit der Automobilwoche.
Den entscheidenden Anteil an diesem Wachstum mit einem Anteil von gut 70 Prozent im Produktionsvolumen soll der Elektro-Van VN5 haben, der erst vor wenigen Wochen vorgestellt wurde. Aussehen und Technik teilt sich der kompakte E-Transporter mit seinem Taxi-Bruder, zielt aber auf „ein neues Marktsegment“, so Hofmann: „Unser Konzept setzt als einziges auf einen Range Extender, der große Reichweiten von 480 Kilometer ermöglicht“, so der LEVC-Chef. Rein elektrisch soll der VN5 bis zu 100 Kilometer weit kommen. Dann springt der Range-Extender an, ein kompakter Dreizylinder, und das „extrem sparsam“, so Hofmann: Der Verbrauch soll unterhalb von einem Liter auf 100 Kilometer liegen.
Dank des Verbrenners sei der VN5 weniger abhängig von der Ladeinfrastruktur und könne bei Bedarf auch weite Strecken zurücklegen. „Es geht nicht nur um die letzte Meile, sondern um die Strecke von einem Verteilzentrum außerhalb einer Metropole in die Innenstadt“, erläutert Hofmann. „Da können schnell 150 Kilometer zusammenkommen, die mit rein elektrischen Reichweiten derzeit nicht machbar“ seien.
Das Antriebs-Konzept in Verbindung mit dem Aluminium-Leichtbau habe sich im Alltag bereits bewährt, sagt Hofmann: „Mit den Taxis haben wir bereits 100 Millionen Meilen zurückgelegt“, sagte er der Automobilwoche. Das Infotainment und die Software für den VN5 stammen von Volvo, womit LEVC einen „ganz anderen Standard“ bieten könne als etwa viele kleine Start-ups.
Die Nachfrage sei bereits da, so Hofmann, einige Hundert der ersten VN5 sollen noch in diesem Jahr in 20 Märkten zu einem „wettbewerbsfähigen“ Preis ausgeliefert werden, wobei LEVC explizit auf die deutlich niedrigeren Alltagskosten im Vergleich zu Verbrennern verweist. Der Vertrieb soll über ausgewählte Volvo-Händler erfolgen. Die ersten Fahrzeuge seien bereits auf der Straße, im Testbetrieb bei der englischen Post Royal Mail.
Quelle: Automobilwoche — Hersteller der London Cabs baut E-Lieferwagen: „Wir wollen raus aus der Nische“