E-Autos eindeutig Klimaschutz-Kaiser unter 800 Automodellen

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Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 3 min

Es ist eines der wesentlichen Argumente, das von Skeptikern der Elektromobilität immer wieder ins Treffen geführt wird: die Klimabilanz von E-Autos. Unterschiedliche Zahlen kursieren, wieviele Kilometer ein E-Auto emissionsfrei gefahren sein muss, um den “Klimarucksack” der Batterie auszugleichen. Zuletzt waren es 70.000 Kilometer, die der Chef der Stellantis-Gruppe genannt hatte.

Wissenschaftler der Bundeswehr-Universität München haben nun die bisher umfassendste Studie vorgelegt und beinahe 800 Modelle – Verbrenner, Hybride, E-Autos, Brennstoffzellen– und gasbetriebene Autos – über den gesamten Produktlebenszyklus miteinander verglichen. Dieser umfasst die Produktion, den Betrieb und das Recycling aller Komponenten eines Autos. Das wenig überraschende Ergebnis: E-Autos sind beim heutigen deutschen Strommix um zwei Drittel weniger klimaschädlich als Benziner.

Unsere Studie gibt den aktuellen Stand der Technik wieder“, versichert Johannes Buberger, Doktorand am Lehrstuhl für elektrische Energieversorgung. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift “Renewable and Sustainable Reviews” veröffentlicht. Bei der Bewertung des CO2-Fußabdrucks wurden sowohl die Rohstoffe, als auch der Energieverbrauch der Fertigung inklusive Batterien und der Betrieb der Fahrzeuge bewertet. Von den bis dahin anfallenden CO2-Emissionen wurden Recyclingeffekte abgezogen, weil diese die Klimabilanz verbessern.

Welche Variante gewinnt?

Schlusslicht beim CO2-Fußabdruck sind die Benziner, die als Basiswert für den Vergleich dienen. Dieselfahrzeuge emittieren bereits ein Fünftel weniger CO2 als Benziner. Bei Erdgasfahrzeugen beträgt der Unterschied knapp die Hälfte, wenn sie mit Biogas betrieben werden, sogar 80 Prozent. Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, die mit “grauem” – also fossil erzeugtem – Wasserstoff betrieben werden, sind um 60 Prozent weniger klimaschädlich als Benziner. Die Variante mit “grünem” – also mit erneuerbaren Energien erzeugtem – Wasserstoff wurde in der Studie nicht bewertet, da es in Deutschland derzeit kein realistisches Szenario dafür gibt.

Die Klimabilanz der Elektroautos wurde auf Basis des aktuellen deutschen Strommix berechnet, der immerhin noch 42,2 Prozent fossile Energieträger (Braun- und Steinkohle, Erdgas, Öl) beinhaltet. Dennoch kommt ein Hybrid-Fahrzeug mit Elektro- und Dieselmotor bereits auf gut ein Drittel Emissionseinsparung gegenüber den Benzinern. Hybride aus Elektro- und Benzinmotor schaffen bereits fast 50 Prozent Einsparung. Käme der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen, liegen die Einsparungswerte bei 70 Prozent (Elektro/Diesel) und 75 Prozent (Elektro/Benziner).

Am wenigsten Emissionen über den Produktlebenszyklus verursachen reine Elektroautos – trotz energie- und rohstoffintensiver Batterie. “Mit Strom aus dem heutigen deutschen Strommix würden sie um zwei Drittel weniger Klimaschadstoffe erzeugen, mit Ökostrom geladen knapp 90 Prozent weniger“, erläutert der Forscher.

Welche Phase des Produktlebenszyklus verursacht die meisten Emissionen?

Den höchsten Anteil am CO2-Fußabdruck habe die Nutzungsphase der Autos, wie Buberger erläutert. Nur bei Elektroautos, die mit Ökostrom geladen werden – und damit in der Nutzungsphase keine Emissionen verursachen – und bei Autos, die mit Biogas angetrieben werden, habe die Produktion den größeren Einfluss. Tatsächlich beträgt der Studie zufolge der Batterien-Klimarucksack eines Tesla Model 3 Standard Plus etwa 18.000 Kilometer gegenüber einem VW Passat 2.0 TSI. Das ist dennoch weit entfernt von den medial kolportierten 70.000 Kilometern des Herrn Tavares.

Beim klimapositiven Recycling hätten Verbrenner Vorteile – noch, wie der Forscher betont. Denn das Batterierecycling mache große Fortschritte, sodass diese für E-Autos und Hybride wichtige Komponente bald so gut wie vollständig wiederverwertet werden könne. Langsam zeigt sich auch, dass die Batterien offenbar deutlich länger halten, als in den Anfangstagen der Elektromobilität angenommen: erste Anbieter gäben bereits Batteriegarantien für eine Million Kilometer. Eine lange Lebensdauer ist gut für die Klimabilanz.

Das Klima-Rennen machen also die reinen Elektroautos, vor allem, wenn sie mit Ökostrom geladen werden. Biogasbetriebene Fahrzeuge kämen dem zwar sehr nahe, für eine Produktion von Biogas in großen Mengen müsse aber die Massentierhaltung massiv ausgebaut werden.

Link zur Studie

Quelle: stuttgarter-zeitung.de – Wissenschaftler nehmen fast 800 Modelle unter die Lupe – das Ergebnis

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Andreas:

@ Wolfbrecht Gösebert

Das sind die Besten: mit Methan heizen und elektrisch fahren!
Methan ist gerade in der Energiewende extrem wertvoll um das Stromnetz zu stabilisieren UND eben auch ein sehr sauberer Kraftstoff! Methan verbrennt viel Sauberer als Benzin oder Diesel, somit kein Ruß und kein Gestank!
Methan ist viel zu wertvoll um es einfach in Häusern zu “verheizen”!
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mit Wärmepumpe, Holz oder Solar das Haus heizen und mit Methan fahren.
Das würde auch die Stromnetze entlasten, weil man Wärmepumpen gezielt zuschalten kann.

Zudem geht es doch darum weniger Auto zu fahren und dabei möglichst wenig Umweltschaden anzurichten. Das Klappt mit BioCNG sehr gut! Denn es ist Ressourchen-Schonend.
Die CNG-Technik ist Simpel aufgebaut und man benötig keine teuren Materialien

E-Autos machen hingegen für den Eigentümer nur Sinn, wenn die auch viel gefahren werden. E-Autos werden also den Autoverkehr möglicherweise nur noch verstärken, weil sich jeder Sagt: “bei mir kommt hinten ja nix hinten raus und ich bin auch ganz leise, also brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben.”
… Und mit 2Tonnen Eigengewicht unterwegs ist ja auch nicht gerade Umweltschohnend (Stichwort Reifenabrieb –> extrem Toxisch für Wasserorganissmen!!)

Also Statt “viel-fahren” mit dem E-Auto lieber
wenig und bewusst fahren mit BioCNG!

Zur Info:
Das bisher ungenutzte Getreidestroh in D-Land würde für 5 Mio. CNG-PKW ausreichen.
Mehr als die Hälfte der CNG-Tankstellen in Deutschland verkaufen mittlerweile 100% BiocCNG
# Verbio
# StrohImTank

Gruß aus der Südpfalz

Wolfbrecht Gösebert:

@ Andreas:

“Also unterm Strich lieber günstig und resourcenschonend mit BioCNG …”

Auch die Wiederholung der hier schon wiederholt aufgetischten „(Bio)CNG-Lügenmärchen“ macht sie nicht wahrer:
• Erstens gibt es nicht im Traum genügend Rohstoff für „(Bio)CNG”, das ist eine reine Nischenanwendung!
• Zweitens ist BioCNG in der Verbrennung weder klimaneutral noch harmlos! –> Abgesehen mal von einer (rein rechnerischen!) CO2-Betrachtung entstehen bei CNG-Motor-Verbrennung neben Lärm und Feinstaub eben u.a. klimaschädliche Wirkungen durch die giftigen NOx- und Schwefelverbindungen.
• Drittens sollte BioCNG wg.des Wirkungsgrades einfach zu Heizzwecken verwendet werden … das wäre mal nützlich!

Manfred Wojciechowski:

Für Bio-CNG muss doch keine Massentierhaltung ausgebaut werden. Es reicht die Verwertung von aktuell ungenutzten Reststoffen, z.B. aus der Landwirtschaft oder Klärschlamm. Natürlich wird das nicht reichen um den gesammten Kraftverkehr mit Bio-CNG zu versorgen, aber das ist ja auch kein realistisches Ziel. Den negativen Zusammenhang zwischen Bio-CNG und Massentierhaltung kann ich so nicht stehen lassen.

VestersNico:

“Das Klima-Rennen machen also die reinen E-Autos” – sehe ich auch so. Es sei denn, daß einige Exemplare der 800 Modelle auf der Felicity Ace rumdümpeln. Brandneu. Was läuft da eigentlich schief? So ein RoRo-Dampfer geht mir-nix dir-nix in Flammen auf und treibt sogar schon wieder die Argumente gegen e-Autos voran…tststs. Wenn’s denn um Klima-Rucksack und Co2-Fußabdruck geht, wie wärs mit ein paar neuen Begrifflichkeiten alter Schule: Transport ist Mord. Die gängiste Parole in Krisenzeiten: Stoppt Mobilisation (Th. Pynchon).

Jakob Sperling:

Der Kommentar ist eine Antwort, auf den Kommentar von Andreas, der hier von BioCNG spricht.

Silverbeard:

Was heisst denn selbst wenn? Natürlich braucht man viel mehr Strom für die ineffiziente Herstellung von Wasserstoff und E-Fuel, anstatt den Strom direkt zu verfahren.

Wasserstoff und E-Fuels können bestimmt viel, aber eines nicht: Energie sparen!

Silverbeard:

In Europa wird dieses Jahr schon mehr grüner Wasserstoff produziert als für E-Mobilität verwendet wird.

Ja und? ist das ein Wunder?

> Nicht mal die Leute, die dafür brennen wie Sie, kaufen sich so einen Bockmist wie den Mirai. Es wurden 2021 etwa140 Brennstoffzellen Autos in Deutschland zugelassen.
Natürlich ist es einfach, mehr Ökowasserstoff zu produzieren als für ‘nichts’ gebraucht wird…

> Die chemische und die Stahlindustrie braucht zukünftig 100e (wenn nicht gar 1.000e) mal soviel Ökowasserstoff, wie zur Zeit produziert wird.

Nochmal meine präzise Frage mit Bitte um präzise Antwort: Wie lange dauert es, bis soviel Ökowasserstoff produziert werden kann, dass mit Brennstoffzellenautos genauso viel CO2 eingespart werden könnte wie mit dem aktuellen Bestand der 500.000 BEVs?

Bitte nicht dieses Geplapper, dass habe ich von allen anderen Wasserstoffauto Fanboys schon oft genug gehört.

Jakob Sperling:

Sie haben eine seltsame Vorstellung von Demokratie.
Wenn die Mehrheit das mit der Abgabe beschliessen würde, dann wäre es demokratisch i.O. Ist schon an vielen Orten mind. teilweise so beschlossen worden. Ist vielleicht nicht ‘freiheitlich’, bzw. wirtschaftspolitisch liberal, aber demokratisch lupenrein. Das sind zwei verschiedene Konzepte.

Jakob Sperling:

> Ökowasserstoff gibt es kaum und wird es erst recht nicht schnell für Autos geben.

> Wenn viele Autos mit Ökowasserstoff fahren, wird der sehr teuer.

> Brennstoffzellen haben eine sehr kurze Lebensdauer.

Mehr falsch geht fast nicht. Bei jedem Punkt ist das Gegenteil auf jeden Fall richtiger.

In Europa wird dieses Jahr schon mehr grüner Wasserstoff produziert als für E-Mobilität verwendet wird. Wenn man die Projekt-Pipeline für Elektrolyse anschaut (schon mehrfach hier angegeben), dann wird in 2-3 Jahren schon so viel grüner Wasserstoff produziert, dass der Teil für die Strassen-Mobilität fast vernachlässigbar ist. In jedem Szenario fährt die grüne H2-Produktion (meist mit zusätzlicher PV- oder Windenergie) viel schneller hoch als der FCEV-Verkehr. (Damit sind wir dann bei der gleichen Diskussion wie beim Strom, der ja mehrheitlich auch CO2-frei ist, aber eben doch noch nicht 100%, sodass eben theoretisch doch jedes zusätzliche BEV vorläufig noch zusätzlichen Kohlestrom bewirkt. Ist aber in beiden Fällen eine sinnlose, nur temporär gültige Argumentation.)

Dass es teurer werden sollte, wenn “viele Autos mit Ökowasserstoff fahren”, haben Sie wohl unter Einfluss von Betäubungsmitteln mal geträumt. Sonst müssten Sie das mal erklären.

Das mit der Lebensdauer der Brennstoffzelle ist wieder das gleiche Schauermärchen wie bei der Batterie. Sollten Sie ja noch kennen, oder. Eine aktuelle (nicht historische) Brennstoffzelle hält heute schon so lange wie ein BEV-PKW fährt, jetzt werden die Fabriken gebaut für Brennstoffzellen, die auch ein LKW-Leben lang halten.

Jakob Sperling:

Dream on.
Für unsere Quartiergarage mit 16 Plätzen hat nur schon die Verstärkung der Zuleitung von 16A auf 80A 12’000.- CHF (~ €) gekostet. Damit können wir jetzt maximal 55 kWh beziehen, als z.B. 5 mal 11kW gleichzeitig. Dann kam noch ein paar Tausender für das Tableau, die Kabelkanäle, die Zähler, Absicherungen und die Verkabelung hinzu. Gibt – noch ohne Wallbox – etwa 1’800.- pro Anschluss.
Das heisst nicht, dass das falsch ist, das heisst nur, dass man sich bei der Elektromobilität nicht Sand in die Augen streuen sollte. Ich habe das Projekt initiiert, geleitet und vorfinanziert. Die meisten Endbenutzer glauben wie Sie, dass man den Strom ja einfach aus der Steckdose nehmen kann.

Fragen Sie mal die E-Werke, für wie viel Prozent Elektromobilität ihre Regional- und Quartiernetze ausgebaut sind. Das wird alles noch sehr viel kosten.

Hier glauben auch die meisten, dass eine BEV-LKW-Tankstelle weniger koste als eine FCEV-LKW-Tankstelle. Rechnen Sie das mal für eine Tankstelle, die 24 LKW pro Stunde betanken muss. Eine solche Zuleitung kostet etwa 1 Mio. pro Kilometer. An Investitionskosten ist in diesem Fall an den meisten Orten eine H2-Tankstelle nicht nur billiger, sondern viel billiger. Erst bei den Betriebskosten holt dann die Strom-Tankstelle u.U. wieder auf.

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