Weitere Studie bestätigt CO2-Vorteil von Elektroautos — trotz Kohlestrom-Anteil

Weitere Studie bestätigt CO2-Vorteil von Elektroautos — trotz Kohlestrom-Anteil
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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Batterieelektrische Autos sind klimaverträglicher als alle anderen Antriebsalternativen zu herkömmlichen Diesel- und Benzin-Fahrzeugen. Für unsere treuen Leser ist das keine bahnbrechende Erkenntnis. Trotzdem ist das Thema Klimabilanz verschiedener Antriebe immer wieder Auslöser leidenschaftlicher Diskussionen, in denen E-Auto-Gegner oft mit falschen Behauptungen oder veralteten Daten argumentieren. Nun bestätigt eine weitere Studie des Think Tanks Agora Verkehrswende, dass Batterie-Elektroautos über ihren gesamten Lebenszyklus deutlich weniger Treibhausgase emittieren als Autos mit Brennstoffzelle oder Fahrzeuge, die mit strombasiertem Kraftstoff fahren – selbst dann, wenn der Kohlestrom-Anteil bei der Stromversorgung mit eingerechnet wird.

Demnach verursacht ein Fahrzeug der Kompaktklasse mit Brennstoffzelle und elektrolytisch hergestelltem Wasserstoff über seinen gesamten Lebenszyklus nach einer Fahrleistung von 150.000 Kilometern 75 Prozent mehr CO2 als ein batterieelektrischer Pkw. Der Betrieb eines herkömmlichen Diesel-Pkw mit synthetischem Kraftstoff verursacht Treibhausgasemissionen, die sogar rund drei Mal so hoch sind wie die eines Batterie-Autos. Dagegen hat das Batteriefahrzeug verglichen mit einem Diesel, der mit herkömmlichem Kraftstoff gefahren wird, nach 150.000 Kilometern einen Klimavorteil von 16 Prozent.

Agora Verkehrswende

In der Studie, die das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg im Auftrag von Agora Verkehrswende angefertigt hat, werden sowohl die bei der Fahrzeugherstellung und -entsorgung verursachten Emissionen berücksichtigt als auch die nutzungsbedingten Emissionen, die im Wesentlichen von der Fahrleistung abhängig sind. Um eine größtmögliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, ist für alle strombasierten Antriebsalternativen gleichermaßen der deutsche Strommix mitsamt dem Kohlestromanteil zugrunde gelegt worden; angenommen wurde darüber hinaus, dass sich wegen der geplanten Ausbauziele für Erneuerbare Energien die Klimabilanz der Strombereitstellung für alle Nutzer in Deutschland bis 2030 kontinuierlich verbessern wird.

Für die Berechnung der Klimawirkung eines ebenso untersuchten Erdgasfahrzeugs wird der tatsächliche Anteil von Biomethan im deutschen Erdgasnetz zugrunde gelegt; er beträgt weniger als ein Prozent. Das Erdgasfahrzeug hat laut der Untersuchung nach 150.000 Kilometern einen Klimavorteil von 4 Prozent gegenüber dem Diesel, schneidet aber im Vergleich zum Batteriefahrzeug rund 14 Prozent schlechter ab.

Um Pkw klimaverträglicher zu machen werden nicht-fossile Energieträger benötigt. Die einzige nicht-fossile Energiequelle, die sich in großem Maßstab erschließen lässt, ist erneuerbarer Strom; den potenziellen Beitrag fortschrittlicher Biokraftstoffe beziffert die Studie dagegen auf unter elf Prozent am Gesamtkraftstoffverbrauch. Die Umwandlung von Strom in alternative Energieformen, in Wasserstoff oder in synthetischen Kraftstoff, kostet allerdings selbst viel Energie. So lange Wasserstoff oder synthetischer Kraftstoff nicht mit vollkommen emissionsfrei erzeugtem Strom hergestellt werden, schlägt allein dieser hohe Strombedarf in der Klimabilanz für Brennstoffzellenfahrzeuge und Verbrenner mit synthetischem Kraftstoff negativ zu Buche.

„Nach langem Zögern hat die Automobilindustrie endlich erkannt, dass der batterieelektrische Antrieb die wirksamste und effizienteste Technologie ist, wenn es gilt, die klimaschädlichen CO2-Emissionen von Pkw zu vermindern. Es kommt jetzt darauf an, batterieelektrische Fahrzeuge am Markt erfolgreich werden zu lassen – um das Klima zu schützen und um die Zukunft der hiesigen Hersteller nicht zu gefährden.“ — Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende

Die Nutzung von synthetischem Kraftstoff und von Wasserstoff hat allerdings den Vorteil hoher Reichweiten und kurzer Tankzeiten und wird deshalb vor allem für den Fernverkehr diskutiert, heißt es in der Studie. Allerdings bleibt ihre Klimabilanz selbst bei ausschließlichem Autobahneinsatz schlechter als die des batterieelektrischen Fahrzeuges – selbst dann, wenn das Batteriefahrzeug eine größere Batterie hat und deshalb in der Herstellungsphase mehr Treibhausgase verursacht.

Agora Verkehrswende

Mit dem batterieelektrischen Antrieb existiert eine marktreife Technologie, um den Klimaschutz im Verkehr jetzt voranzutreiben“, so Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Dagegen stecke die Erzeugung großer Mengen von Wasserstoff oder von strombasiertem Kraftstoff mit regenerativ erzeugtem Strom noch in den Kinderschuhen. Hochfeld: „Zu glauben, wir hätten heute schon eine Wahl zwischen verschiedenen klimaverträglichen Alternativen zum Diesel oder Benziner ist eine Illusion.“

Dennoch hat auch das batterieelektrische Fahrzeug als Klassenbester noch erhebliche Emissionen. So viele, dass ambitionierte Klimaschutzziele sich nicht erreichen lassen. Wirklich klimaverträglich fahren sie nur, wenn der Strom, der sie antreibt, auch CO2-neutral hergestellt wurde. Deshalb kommt es jetzt auch darauf an, parallel zum Markthochlauf batterieelektrischer Autos die Energiewende im Stromsektor zum Erfolg zu führen.

Die Studie mit dem Titel: „Klimabilanz von strombasierten Antrieben und Kraftstoffen“ steht bei Agora Verkehrswende kostenlos zum Download zur Verfügung.

Quelle: Agora Verkehrswende – Pressemitteilung vom 16.12.2019

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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