Corvette E-Ray: Der Bruch mit Konventionen

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General Motors

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
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Auch die Corvette ist mit Allradantrieb zu bekommen – endlich. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern treibt der V8-Verbrenner jedoch unverändert ausschließlich die Hinterachse an. Die Vorderrad-Power stammt bei der Corvette E-Ray von einem Elektroaggregat, das nicht nur neue Dynamik, sondern auch die Schleichfahrt ermöglicht.

Die Corvette der achten Generation bricht mit vielen Konventionen. Erst stellte General Motors die Sportwagenlegende mit der endlos langen Motorhaube nach Vorbild von Ferrari, Lamborghini oder McLaren auf einen Mittelmotor um und nun kommt das, was viele angesichts der üppigen Motorleistung schon seit Jahren gefordert hatten: ein Allradantrieb. Dabei geht GM den großen Schritt und lässt eine Kardanwelle, die die Motorleistung variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt außen vor, und so versorgt der unverändert tönende 6,2-Liter-V8 mit seinen 369 kW / 482 PS allein die fetten Pneus der Hinterachse.

Ähnlich wie bei den neuen Sportskanonen von Lamborghini oder Ferrari bringt ein permanenterregter Elektromotor seine 119 kW / 162 PS und zusätzliche 195 Nm allein an die Vorderachse. Das gerade einmal 1,9 kWh große Batteriepaket wurde unsichtbar im Kardantunnel zwischen den beiden Sitzen verbaut. Bedeutet im Gesamtpaket für den 4,73 Meter langen Allrad-Sportler eine großzügig dimensionierte Gesamtleistung von 515 kW / 643 PS und 637 Nm maximales Drehmoment, das bei 5150 U/min anliegt.

Doch was macht der zusätzliche Elektromotor an der Vorderachse mit dem amerikanischsten Sportwagen? Erst einmal gar nichts auffälliges, denn bei trockener Fahrbahn verbeißt sich die Hinterachse, Verbrenner-befeuert, mit ihren fetten Walzen mit Format 345/25 ZR 21 gewohnt bissig mit der Fahrbahnoberfläche und sorgt für gewaltigen Vortrieb, untermalt von bassigem V8-Saugersound. Die Motorleistung der Corvette E-Ray wird dabei wie bekannt über ein achtstufiges Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterachse übertragen. Doch darüber hinaus geschieht eben noch etwas mehr. Bei Bedarf bekommt die elektrische Vorderachse Kraftschübe mit bis zu 162 PS, die den damit insgesamt 1,9 Tonnen schweren US-Sportler als Coupé oder Cabrio zum agilen und deutlich souveräneren Allradler werden lassen.

Spüren lässt sich der zusätzliche Kraftfluss an die Vorderachse beim aggressiven Herausbeschleunigen aus engen Kurven oder dem Vollgasstart, der im Alltag zugegeben keinerlei Rolle spielt, denn aus dem Stand spurtet der US-Doppelsitzer nunmehr in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 und rennt über 300 km/h schnell. Was ein Allradantrieb jedoch im jahreszeitlichen Intermezzo bringen kann, zeigte sich bereits bei der Premiere der Corvette E-Ray am winterlichen Rockefeller Center in Manhattan, als bei winterlichen Temperaturen eine rote mit einer schwarzen E-Ray-Corvette auf der Rink-Eisfläche miteinander tanzten und auf den Spuren von Jayne Torvill und Christopher Dean das automobile Publikum in der New Yorker Vorweihnachtszeit verzauberten.

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Denn wird es wirklich rutschig auf nasser Fahrbahn oder schlagen gar Eis und Schnee zu kann, bietet die E-Ray Corvette einen ungeahnten Vortrieb, der bisher fehlte. Wer will, kann im sogenannten Stealth-Mode zudem – anwählbar auf der übermächtigen Mittelkonsole – auf jedoch nur kurzen Strecken bis zu einer Geschwindigkeit von 70 km/h auch rein elektrisch und damit nahezu lautlos unterwegs sein. Das hat es bei einer Corvette bisher noch nicht gegeben und könnte für völlig neue Freundschaften in der Nachbarschaft sorgen, denn morgens bollert das Teilzeit-Elektromodell nun nicht mehr mit bassigem V8-Bollern aus Einfahrt oder Tiefgarage. Das Batteriepaket lädt sich während der Fahrt – gerade bei Bremsvorgängen – für die nächsten Fahranteile auf. Gibt es dann einen Zwischenspurt, ist die Beschleunigung mit Elektro-Boost schier atemberaubend.

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Ob nun E-Ray, Z06 oder ZR1x ebenfalls mit Elektrounterstützung – der Innenraum der engen Corvette ist und bleibt Geschmacksache. Dabei läuft die mindestens 185.000 Euro teure E-Ray in Europa noch mit dem alten Cockpit an, das zwei Digitaldisplays, die Head-Up-Einheit und die endlose Schaltlinie in der Mittelkonsole beinhaltet. Das wird mit der Modellpflege und neuen Displays besser, auf denen der Fahrer jederzeit Informationen über Fahrprogramm, Tempo, Temperaturen oder auch die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse bekommt. Die lange Schalterlinie verschwindet und es wird generell etwas übersichtlicher. Gewohnt edel geht es auf klimatisierten Ledersitzen und den allemal wertigen Innenraumdetails zu mit bekannten Karbondetails – alles im typischen Corvette-Look.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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