BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung über die nicht erfolge Förderung von Verbrenner-Käufen im Konjunkturpaket der Regierung, wo der Fokus der Automobilindustrie in Zukunft liegen sollte und warum BMW keine Probleme mit der Liquidität hat.
Das Konjunkturpaket, das die Bundesregierung als Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie aufgelegt hat, „ist ganz eindeutig gut“, findet Peter. Es werde „in Deutschland für einen Impuls in der gesamten Wirtschaft sorgen – genau das war uns als Unternehmen wichtig“, so BMWs Finanzvorstand. Die Mehrwertsteuersenkung sei „ein sehr starker Hebel“, um den Konsum wieder anzukurbeln. Und gänzlich ohne Förderung sei die Automobilindustrie schließlich nicht geblieben. Auch die im Konjunkturpaket beschlossene Förderung von elektrifizierten Fahrzeugen, der Ladesäulen-Ausbau und die steuerlichen Anreize seien „ein deutlicher Stimulus“. Schon allein über die Mehrwertsteuersenkung erwartet Peter einen „starken Aufwärtsimpuls, das hilft der Gesellschaft und der Wirtschaft.“
„Die beschlossenen Maßnahmen werden noch mehr Kunden für nachhaltige Mobilität begeistern“, ist sich BMWs Finanzchef sicher. Angesichts der höheren Kaufprämie für Elektroautos und Plug-in-Hybride sagt Peter, dass BMW nun die Kapazitäten erhöhen werde, aber das sei „natürlich machbar. BMW zumindest ist lieferfähig.“ Die Autoindustrie müsse jetzt „alle Hebel in Gang setzen, um vernünftig durch 2020 zu kommen“ und bei diesem Vorgehen „sehr präzise sein“. Man müsse genau die Themen identifizieren, „die zukünftig immer wichtiger werden. Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren. Da müssen wir uns fokussieren – und alles andere zurückstellen.“
BMW „finanziell sehr gut aufgestellt“
Bei BMW gehe man davon aus, dass der Gesamtmarkt wegen der Corona-Pandemie „am Ende des Jahres 15 oder 20 Prozent unter Vorjahr liegt, auch wenn es jetzt langsam aufwärts geht.“ Es sei „schwer zu prognostizieren, wie das Ganze weitergeht“, BMW jedoch sei immerhin „finanziell sehr gut aufgestellt.“ Der Hersteller könne „tagesaktuell auf eine Liquidität von 17 Milliarden Euro zurückgreifen.“ BMW nutze „dazu ein breites Instrumentarium – von Anleihen über Commercial-Paper-Programme bis hin zu Bankeinlagen.“ Dank seiner „sehr guten Bonität“ profitiere BMW „weiterhin von einem guten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten“.
Auf eine mögliche zweite Corona-Welle sei BMW gut vorbereitet: Der Hersteller habe „die Sicherheitsausrüstung und auch die Logistik robuster gemacht“ und konnte beispielsweise die Werke in Landshut und Wackersdorf, wo Komponenten für China produziert werden, „komplett durchlaufen lassen“. Was die Wirtschaft anbelangt, denke BMW „in Szenarien: Wir müssen unsere Planungen sehr genau anschauen und gegebenenfalls anpassen, da wir nicht von einer V-förmigen Erholung ausgehen und dieses Jahr schon gar nicht wachsen werden, wie das ursprünglich geplant war.“ Das habe auch Auswirkungen auf die Werkeauslastung, einen geplanten Bau eines Werkes in Ungarn stelle BMW deshalb zunächst zurück. Außerdem müsse der Hersteller 6000 Stellen reduzieren, sozialverträglich: „Beispielsweise durch natürliche Fluktuation, Altersteilzeit oder auch Abfindungen.“ Zudem setze BMW künftig „weitere Maßnahmen wie die Kürzung von 40-Stunden-Verträgen“ um.
Quelle: Süddeutsche Zeitung — BMW-Finanzchef: „Die Kauflaune dürfte jetzt steigen“