Markus Emmert, Vorstand des Bundesverband eMobilität (BEM), sowie Leiter & Organisation BEM-Arbeitsgruppen, hat sich die Zeit genommen, um ein wenig die Sicht des BEM auf die angekündigte Neugestaltung des Umweltbonus/ Kaufprämie für E-Autos im Podcast von Elektroauto-News.net zu teilen. Dabei gibt er klar zu verstehen, die Neugestaltung, wie sie vorgestellt wurde, sei die “denkbar schlechteste Variante”, auf die man sich geeinigt habe.
Der BEM stellt den Umweltbonus per se nicht als schlecht dar. In seiner damaligen Form war er nachweisbar Treiber der E-Mobilität in Deutschland. Vielmehr geht es dem Verband darum die Kaufprämie auf ein zeitgemäßes Niveau zu holen. Denn es haben sich Fehler offenbart, welche ausgemerzt gehören – unter anderem die Förderung von Plug-In-Hybriden. Dies ist die Bundesregierung angegangen, seit dem das letzte Gespräch mit Markus hier im Podcast online gegangen ist. Aber eben nicht nur.
Denn schon heute warten dem BEM zufolge etwa 450.000 Käufer:innen auf die Auslieferung ihrer Elektroautos. Allein durch sie dürfte der nunmehr festgelegte Fördertopf aufgebraucht sein und die E-Auto-Förderung zum Erliegen kommen, so der Verband. Das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel der Neuzulassung von 15 Millionen Elektroautos sei damit bis 2030 nicht zu erreichen, zumal mit der neuen Regelung nur noch Privatpersonen von der Förderung profitieren sollen, nicht aber Unternehmen mit Firmenfuhrparks und hohen Stückzahlen an Pkw und Lkw.
Dies hat uns Markus auch an simplen Zahlen vorgerechnet. Aktuell haben wir rund eine Millionen reine E-Autos auf Deutschlands Straßen, durch Fluktuation bis 2030 werden wohl real um die 16 bis 17 Millionen neue E-Fahrzeuge benötigt, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Rechnet man nun mit drei Millionen Neuzulassungen pro Jahr, müssten in den nächsten 7,5 Jahren rund 75% aller Zulassungen E-Autos sein. Bedenkt man nun, dass von den Zulassungen ein Anteil von 60% auf Flotten und Unternehmen entfällt, kann man sich denken, wie sehr die Umweltbonus-Neugestaltung das Wachstum bremst.
Von Themen wie Lieferketten-Herausforderungen, Halbleiterkrise und Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ganz zu schweigen, welche sich auch nicht positiv auf den Markt/ Absatz auswirken. Des Weiteren hält man daran fest, dass der Tag der Antragsstellung auf den Zulassungstag des Stromers fällt. Nicht auf das Bestelldatum, wie es der BEM unter anderem gefordert hat. Mit den neuerlichen Ankündigungen dürfte nach Ansicht des BEM auf Seiten der Verbraucher:innen auch umfassende Unsicherheit eintreten. Autohäusern und Händlern werde die Motivation zur Verkehrswende entzogen.
Markus führt darüber hinaus aus, dass es mit Neugestaltung des Umweltbonus nur folgerichtig wäre auch die Förderung/ passive Förderung von Verbrenner und Diesel zu stoppen. Da es ansonsten zu einer noch deutlicheren Gleichgewichtsverschiebung kommt. Die gesamte Umgestaltung der Kaufprämie für E-Autos werde sich auch nicht förderlich für den Gebrauchtwagenmarkt auswirken, wie er weiter ausführt.
Nach Ansicht des BEM wäre es fachlich richtig, die Fördersumme in Höhe von 6000 Euro pro Elektroauto bis 2023 zu verlängern, die Förderung aufgrund der Teils langen Lieferzeiten ab sofort an das Bestelldatum anstatt das Zulassungsdatum zu knüpfen, die Förderung ab 2024 um jährlich 1500 Euro zu reduzieren sowie den Preisdeckel aufzuheben. Das Malus-System auf Benzin- und Dieselfahrzeuge in der Kfz-Steuer gelte es weiterhin einzuführen, wie auch alle weiteren Steuerprivilegien auf Verbrennerfahrzeuge abgeschafft werden sollten. Im Detail mehr dazu im Gespräch mit Markus Emmert.
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