Den Umweltbonus in seiner derzeitigen Form wird es so nicht mehr geben. Das ist eines der Ergebnisse des gestrigen Autogipfels im Kanzleramt, bei dem Bundesregierung und Autoindustrie eine neue, milliardenschwere höhere Kaufprämie für Elektroautos verabschiedet haben. Diese wird auch künftig hälftig von Bundesregierung und Automobilhersteller übernommen.
Kaufprämie für E-Autos wird deutlich erhöht – Kosten werden weiterhin halb/halb getragen
Der Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA) gab zu verstehen, dass man bei der Kaufprämie eine gemeinsame Lösung gefunden habe. So wird sich die Industrie, wie in der Vergangenheit auch, an dem Umweltbonus beteiligen. Verkehrsminister Andreas Scheuer sprach in diesem Zusammenhang von einem guten Abend für die Mobilität in Deutschland. „Wir brauchen jetzt die Massenwirksamkeit der Mobilität von morgen“, sagte er.
Zunächst soll die Prämie bis Ende 2025 verlängert werden; aktuell war nur eine Weiterführung der Kaufprämie für E-Autos bis Ende 2020 angedacht. Hierdurch sollen Unternehmen, sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern langfristige Planungssicherheit erhalten. Zudem gibt es künftig mehr Geld, wenn ein E-Auto unter einem Listenpreis von 40.000 Euro erworben wird. 6.000 Euro statt 4.000 Euro soll man nun vom Kaufpreis erstattet bekommen. Bei Plug-In-Hybride in dieser Preisklasse gibt es künftig 4.500 Euro statt 3.000 Euro.
Für Elektroautos mit einem Listenpreis über 40.000 Euro soll der Zuschuss für reine E-Autos künftig bei 5.000 Euro liegen, für Plug-in-Hybride bei 4.000 Euro. Bisher werden Elektroautos nur bis zu einem Netto-Listenpreis von 60.000 Euro gefördert. Diese Deckelung soll künftig bei 65.000 Euro stattfinden. Hierdurch wird es möglich sein, dass auch teure E-Autos wie Audi e-tron, Mercedes-Benz EQC, usw… von der Kaufprämie profitieren.
An dem Spitzentreffen nahmen neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mehrere Bundesminister und Ministerpräsidenten teil, dazu die Chefs des Autoverbandes VDA sowie von Autoherstellern, Zulieferern und Gewerkschaften. Gemeinsam hat man sich darauf verständigt die Kosten der Kaufprämie gemeinsam zu tragen. Für 2020 erwartet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einen erheblichen Nachfrageschub für den Umweltbonus. So wird damit gerechnet, dass im kommenden Jahr 200.000 Neuanträge gestellt werden. Und damit deutlich mehr, als es in bisher dreieinhalb Jahren der Fall war.
“Masterplan Ladeinfrastruktur”: Eine Millionen Ladepunkte bis 2030 – Autoindustrie trägt ihren Teil dazu bei
Ende Oktober konnten wir bereits berichten, dass sich der Entwurf des “Masterplan Ladeinfrastruktur” in der finalen Abstimmung befinde. Damals war die Rede von mehr als drei Milliarden Euro, welche bis 2023 in die Tank- und Ladeinfrastruktur für Pkw und Lkw mit CO2-freien Antrieben investiert werden sollen. 2020 sollen erstmals auch 50 Millionen Euro für private Lademöglichkeiten bereitgestellt werden. Zudem schreibt man sich auf die Fahne verstärkt Ladepunkte an Kundenparkplätzen zum Beispiel an Supermärkten zu fördern.
Nach dem Autogipfel steht fest, der Bund wird 3,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren. Derzeit gibt es rund 21.000 öffentlich zugängliche Ladestationen für Elektroautos – vor allem auf dem Land gibt es nur wenige. Die Bundesregierung hatte angekündigt, bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte zu schaffen. Der Bau privater Ladepunkte soll stärker gefördert werden. Dafür soll es im Miet- und Wohnungseigentumsrecht Erleichterungen geben.
Bis 2022 hat man sich auf die Fahne geschrieben 50.000 neue Ladestationen zu erstellen. Gut ein Drittel dieser Ladestationen wird hierbei von der Automobilwirtschaft beigesteuert. Derzeit ist die Rede von 15.000 Ladestationen, welche so auf den Schultern der E-Auto-Hersteller entstehen werden.
Klimaschutzprogramm setzt auf E-Mobilität
Deutlich mehr Elektroautos in den kommenden Jahren sind notwendig, damit die Hersteller strengere Klimavorgaben der EU einhalten können. Daher ist es nur nachvollziehbar, dass die E-Mobilität eine wichtige Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung spielt und durch die Beschlüsse des Autogipfels vorangetrieben wird.
Allein bis 2023 investiert der Bund 54 Milliarden Euro in umweltfreundliche Infrastruktur, Technologien und den sozialen Ausgleich, davon 9,3 Milliarden Euro in die Elektromobilität: Vorgesehen sind eine Fortsetzung der Kaufprämie für Elektroautos, eine Verbesserung der Ladeinfrastruktur auf eine Million Ladepunkte sowie Förderungen für Energiespeicher.
Autogipfel macht Branchenwandel und mögliche Job-Verluste zum Thema
Weitere Themen beim „Autogipfel“ waren das autonome und vernetzte Fahren sowie die Zukunft von Jobs in der Branche. Wie die Bundesregierung mitteilte, will sie prüfen, ob die Instrumente des Kurzarbeitergeldes „nachgeschärft oder angepasst“ werden müssen. Zentrale Themen beim Wandel der Branche seien zudem Qualifizierung und Weiterbildung. Denn er Wandel muss nicht nur ein Risiko bedeuten. Hierzu haben sich Befürworter der Elektromobilität Gedanken gemacht und zeigen auf, dass es nicht nur Risiken gibt!
Quelle: Die Zeit – Kaufprämie für Elektroautos soll erhöht werden