Ende Juli stellte Mercedes-Chef Ola Källenius die Halbjahreszahlen vor. Sie fielen schwach aus: Nur 3,2 Prozent operative Rendite im Pkw-Geschäft im zweiten Quartal, dazu nur 900.000 verkaufte Autos im ersten Halbjahr – der niedrigste Wert seit dem ersten Corona-Jahr 2020. Vor seinem Topmanagement warnte er: Sparprogramme helfen nicht, wenn die Autos im Markt fehlen. Der Versuch, die Stimmung mit einem Blick auf neue Modelle zu heben, blieb ohne Wirkung.
Währenddessen lief im Hintergrund ein Projekt, das die Richtung von Mercedes neu definieren könnte, wie das Manager-Magazin berichtet. Statt allein auf E-Mobilität zu setzen, prüft der Konzern gemeinsam mit BMW eine Kooperation bei klassischen Motoren. In einer ersten Stufe könnte BMW ab 2027 Vierzylinder an Mercedes liefern. Später stünden Getriebe oder ganze Antriebe im Raum.
Die Idee kommt überraschend. Noch vor kurzem kündigte Källenius an, Verbrenner schrittweise auslaufen zu lassen. Vierzylinder bestellte er bei Geely in China, um Kosten zu sparen. Doch die Realität zwingt zu einer Neubewertung. Mercedes braucht mehr Aggregate für Plug-in-Hybride, als geplant. Auf Märkten wie den USA sind Motoren aus China politisch problematisch. Die Lösung scheint nun ausgerechnet beim Rivalen zu liegen.
Die Logik der Allianz ist wirtschaftlich klar. Gemeinsame Motoren senken Entwicklungskosten und sichern durch größere Stückzahlen niedrigere Produktionspreise. Insider sprechen davon, dass auch eine gemeinsame Fertigung in den USA denkbar wäre, um Zölle zu umgehen. Szenarien reichen von getrennten Linien in einem Werk bis zu einem echten Joint Venture.
Källenius bereitet Weg zur Mercedes-BMW-Motoren-Allianz vor
Der Anstoß kam von Källenius selbst. Schon Ende 2024, Anfang 2025 habe er bei BMW-Chef Oliver Zipse vorgefühlt. Beide trafen sich ohnehin häufiger, auch wegen Verhandlungen mit der US-Regierung über Handelsfragen. In Washington traten sie sogar gemeinsam auf. Seither arbeiten die Entwicklungschefs Markus Schäfer und Joachim Post an technischen Details. Unterschiede, etwa bei den Nockenwellen, ließen sich anpassen. Produziert werden könnten die Motoren im BMW-Werk Steyr, wo bereits 2024 über eine Million Aggregate entstanden.
Damit vollzieht Källenius einen Kurswechsel. Jahrelang sprach er von einer Zukunft fast ohne Benziner und Diesel. Nun zeigt er sich ähnlich technologieoffen wie Zipse, der den Verbrenner nie aufgab. Für BMW bietet der Deal mehrere Vorteile: gesicherte Auslastung in Steyr, zusätzliche Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe und ein Imagegewinn.
Doch die Erinnerung an gescheiterte Projekte bleibt. 2009 planten die damaligen Chefs Dieter Zetsche und Norbert Reithofer eine Motorenallianz, sogar unter Einbindung von PSA. Sie scheiterte am Widerstand der Ingenieure. Das Bild der stacheligen Igel machte die Runde. Auch die 2019 gestartete Kooperation bei Mobilitätsdiensten wurde inzwischen beendet. Heute ist der Druck größer. Elektromodelle verkaufen sich langsamer als erhofft, während die Nachfrage nach Hybriden hoch bleibt. Für Mercedes heißt das: Ohne moderne Verbrenner droht eine Lücke. BMW wiederum kann überschüssige Kapazitäten nutzen und sich als verlässlicher Partner präsentieren.
Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Vor allem bei Getrieben gibt es Vorbehalte. BMW arbeitet eng mit Zulieferer ZF zusammen, ein schneller Wechsel wäre kompliziert. Bei Motoren halten Insider den Deal jedoch für wahrscheinlich.
Quelle: Manager-Magazin – Was Mercedes und BMW zu einem Motorenpakt treibt