Die Zukunft des Lkw ist elektrisch – und günstiger als mit Diesel

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Steht bis zum Jahr 2035 ein flächenabdeckendes und leistungsfähiges Ladenetz zur Verfügung, können die Neuzulassungen batterieelektrischer Lkw auf 100 Prozent steigen. Die wichtigste Stellschraube für den Erfolg der emissionsfreien Antriebe im Markt ist ein rascher und zielgerichteter Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge. In der Folge sinken die Treibhausgasemissionen des Straßengüterverkehrs insbesondere nach dem Jahr 2030 deutlich – und erreichen im Jahr 2045 die Null-Marke.

Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Forschungsprojekts „StratES – Szenarien für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs“ des Öko-Instituts (verlinkt als PDF), das verschiedene Antriebstechnologien im Straßengüterverkehr hinsichtlich der technischen und ökonomischen Potenziale bewertet hat. Das Forschungsvorhaben fand im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbar Mobil“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz statt.

Kostenvorteile von batterieelektrischen Lkw

Der Vergleich der unterschiedlichen Antriebe zeigt, dass batterieelektrische Lkw in Zukunft Vorteile gegenüber Brennstoffzellen- und Oberleitungs-Lkw haben, selbst bei konservativen Annahmen zu technischen Bedingungen wie den potenziellen Reichweiten beim Fahren und verfügbaren Nachladeoptionen. So sind Brennstoffzellen-Lkw in der Gesamtkostenberechnung deutlich teurer als reine E-Lkw – der Hintergrund dafür ist die hohe Unsicherheit bei den Wasserstoffpreisen. Oberleitungs-Lkw hingegen sind auf Strecken mit Oberleitungen begrenzt, was einer Elektrifizierung der gesamten Flotte im Wege steht.

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Öko-Institut (Screenshot aus Studie)

Die Analyse zeigt zudem, dass sich E-Lkw rechnen“, sagt Dr. Katharina Göckeler, Projektleiterin und Expertin für klimafreundlichen Güterverkehr am Öko-Institut. „Sobald die Lkw-Maut ab Dezember 2023 einen Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 erhebt, erzielen alle Nullemissionsfahrzeuge deutliche Kostenvorteile gegenüber konventionellen Diesel-Lkw.

Strombedarf und Energieinfrastruktur

Fahren künftig alle Lkw elektrisch, sinkt der Endenergieverbrauch im Straßengüterverkehr. Der Grund: Der batterieelektrische Fahrzeugantrieb ist im Vergleich zum Verbrennungsmotor deutlich effizienter im Betrieb. So entsteht bis zum Jahr 2045 ein Strombedarf von jährlich 110 Terawattstunden (TWh) zum Betrieb schwerer Nutzfahrzeuge. Aktuell verbraucht der gesamte Güterverkehr auf der Straße 173 TWh pro Jahr.

Wichtigste Voraussetzung für den Erfolg von Elektro-Lkw ist, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge deutlich ausgebaut wird. Dabei müssen insbesondere Lade-Hubs an Autobahnen entstehen, die sowohl für das Über-Nacht-Laden sowie für das Schnellladen geeignet sind.

Die Bedarfsabschätzung zeigt, dass rund 55 Prozent des Gesamtenergiebedarfs von Elektro-Lkw im Depot vor dem Fahrtantritt geladen werden kann. 25 Prozent kann über Nacht an öffentlichen Nacht-Lade-Punkten, sogenannten Night-Charging-Systems (NCS), erfolgen, um mehrtägige Touren abzudecken. Die übrige Energie muss während der Tour mit hoher Ladeleistung nachgeladen werden. Dafür soll das sogenannte Megawatt Charging System (MCS) ein Nachladen der Batterie innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepause von 45 Minuten nach 4,5 Stunden Fahrt ermöglichen.

Wir brauchen ein Netz von rund 2000 MCS-Ladepunkten und rund 40.000 NCS-Ladepunkten entlang des Bundes-Autobahnnetzes“, betont Göckeler. „Da insbesondere MCS-Ladepunkte eine hohe Stromleistung haben und einen Anschluss an das Hochspannungsnetz benötigen, müssen die Planungen für ihren Aufbau jetzt zeitnah starten.

Quelle: Öko-Institut – Pressemitteilung vom 29.08.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Philipp:

Nach Nachtfahrverbot (22:00 – 06:00) bleiben 16h Bruttofahrzeit übrig. Da die maximale Lenkzeit nur 9h ist, bleiben 7h zum Laden übrig.

Kein einzelner Fahrer darf länger fahren, wenn er am Stück unterwegs ist.

Und was ist das Problem mit Änderungen im Taktungsbereich? Kommen Menschen nicht mehr an? Springen Fahrer aus dem Fenster? Geht der Bus kaputt?

Ist sicher etwas teurer, aber die Energiewende wird nicht gemacht um es billig zu haben.

Birger:

Nun weiß ich aus Erfahrung, die städtischen Busse werden immer mehr von Diesel auf E Busse umgestellt und seit dem die Routen verkürzt und die Taktung verlängert, wahrscheinlich wegen der Ladepausen. Ich weiß nicht ob es große Unterschiede zwischen E Bussen und LKWs gibt, aber bei Speditionen ist Zeit Geld und da muss der Diesel LKW heute schon nur rund um die Uhr laufen. Pausen werden manipuliert, ob Speditionen soviel Zeit haben den LKW alle paar hundert Kilometer an die Dose stecken zu müssen, leisten können, ist mehr als fraglich, wenn man anscheinend schon so starke Veränderungen im Taktungsbereich von Linienbussen machen muss.

Broesel:

… mehr oder weniger alle LKW-Hersteller haben ein mehr oder weniger weit fortgeschrittenes Pilot-Programm für FCEV-LKWs …

Nur ohne Subventionen für Landverkehre praktisch alles dem ökonomisch/ökologischen/wirtschaftlichem Tode geweiht!

Philipp:

Alleine für die Raffinerien sind es 1,6 kWh pro Liter Kraftstoff

Ja und nein. Es ist erst einmal der Energiebedarf, man könnte auch Joule schreiben.
Der Energiebedarf wird entweder als Wärme eingebracht oder durch Nutzung der Restgase in einer Gasturbine in einer Eigenproduktion zur Verfügung gestellt.
Sprich: Wenn man keinen Treibstoff mehr herstellt, stellt das keinen Strom für andere zur Verfügung (man kann keinen km mit dem eAuto fahren) und im Falle von Wärme hätten wir gar keinen Strom.

Captain Ahab:

Genau. Und mehr oder weniger alle LKW-Hersteller haben ein mehr oder weniger weit fortgeschrittenes Pilot-Programm für FCEV-LKWs (ausser Tesla). Viele der Hersteller sind sogar am Bau von Brennstoffzellen-Fabriken direkt oder indirekt beteiligt.

Marc:

Das gute an der aktuellen Situation ist, dass sämtliche etablierten LKW Hersteller bereits vorzeigbare Elektro LKW auf der Straße haben und die Langstreckenversionen auf dieser Basis als Nächstes bringen. So können die Kunden schon einmal Erfahrungen sammeln und sich ein Bild machen, wie sich elektrische Fahrzeuge in der Praxis schlagen. Von daher gehe ich davon aus, dass die Eingliederung elektrischer LKW ein Prozess ist, der schon im Gange ist. Natürlich geht es da um Kosten. Nur sind es nicht nur direkte Kosten, sondern die ESG Beurteilung des jeweiligen Unternehmens ist auch ein Finanzfaktor, der es geboten sein läßt, selbst bei eventuellen Mehrkosten auf Elektro-LKW zu setzen.

Daniel W.:

Hier einige Infos aus einem Beitrag des Jahres 2021.

Endenergiebezogene Analyse Diesel versus Elektromobilität

… spezifischer Energieaufwand für Erdölförderung …

… Transport des Rohöls zu den Raffinerien …

Transport des Rohöls per Pipeline …

… Energieaufwand für das Raffinieren von Rohöl …

Transport der Otto- und Dieselkraftstoffe an die Tankstelle …

Werden alle oben genannten Faktoren einbezogen, so ergibt sich, dass für sechs Liter Diesel etwa 42 kWh benötigt werden. Damit kommt ein Elektroauto in der Regel 200 Kilometer weit.

(Quelle: springerprofessional.de – 24.08.2021)

Alleine für die Raffinerien sind es 1,6 kWh pro Liter Kraftstoff, d.h. bei 5 bis 6 Liter auf 100 km 8 bis 9,6 kWh, damit kommen E-Autos 30 bis 50 km weit. Rechnet man den Strom für die Pumpen der Pipelines dazu, dann ist der Mehrbedarf an (Öko-)Strom für E-Autos nur noch etwa halb so groß.

Philipp:

a) Suche unter: Bayernoil und Umweltbilanzkennzahlen

b) Schwechat finde ich gerade selbst nicht mehr. Es war aber die Aufdröselung der produzierten Dieselmengen und die Stromproduktion aus den Abfallgasen.

Wolfbrecht Gösebert:

… Kostenwahrheit und CO2Erfassung auf der ganzen Linie und kein Mensch diskutiert mehr über Elektrifizierung von PKW und LKW

+1

Ausgenommen natürlich die H2-Zombies, die sich (auch) hier immer noch heftigen Illusionen über über eine nennenswerte Verbreitung von H2 im Straßenverkehr hingeben!

Und ja, wir brauchen (für industrieelle Zwecke) solche Unmengen an H2, dass die Kapazitäten an Erneuerbarer Energie zu dessen grüner Herstellung auf lange Zeiträume nicht reichen wird – nur eben nicht für straßengebundenen Verkehr!

MMM:

Interessant. Gerne verlinken!
Würde gerne sehen, wie weit die vom oben verlinkten Bericht weg sind.

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