Eine Studie der Unternehmensberatung AlixPartners zeigt, wie stark Corona die Autoindustrie beeinträchtigen könnte. Es dürfe nicht davon ausgegangen werden, dass auf den Absturz der Verkaufszahlen unmittelbar ein steiler Anstieg folgt, zitiert die WirtschaftsWoche aus der Studie. „Wir sehen zwei Varianten“, sagte Studienautor und Managing Director der Beratung, Elmar Kades, dem Wirtschaftsmagazin: „Eine Rezession für 2020 mit einem weltweiten Absatzrückgang um 16 bis 21 Prozent. Oder eine längere Rezession mit einem Minus von 22 bis 27 Prozent im laufenden und schwacher Erholung im nächsten Jahr, wenn man die Pandemie nicht schnell unter Kontrolle bringt.“
In China zeige sich der Einbruch und die Erholung durch die Corona-Krise in einer V-Kurve, so AlixPartners: Zwar stürzten Produktion und Verkäufe bis Ende Februar um 80 Prozent ab. Allerdings ging es seitdem auch wieder steil bergauf. Setze sich der Trend Ford, sei China schon im Mai wieder auf Vorkrisen-Niveau angekommen.
Eine ähnlich schnelle Erholung wie in China dürfe man in Europa und den USA der Studie zufolge nicht erwarten. Denn in den USA breitet sich das Corona-Virus weiterhin rasant aus. Und in Europa werde es aufgrund der unterschiedlichen Verläufe der Pandemie in den einzelnen Ländern wohl noch Monate dauern, bis die länderübergreifenden Lieferketten wieder funktionieren. „Deutschen VW-Werken etwa würde es wenig nützen, wenn sie wieder funktional wären, wenn aber Zulieferungen aus süd- oder osteuropäischen VW- oder Zuliefererwerken nicht einträfen“, heißt es bei der WirtschaftsWoche.
Zwei Varianten gelten demnach für Europa und die USA als realistisch: In Szenario eins nehmen die Autohersteller im Mai die Produktion wieder auf und ab Juni können Kunden wieder Händler aufsuchen, um Autos zu kaufen. Lieferketten-Probleme und finanzielle Schieflagen von Zulieferern oder Autobauern konnten weitestgehend vermieden werden. Dann würden die europäischen Autobauer 2020 keine Gewinne erzielen, die Konsolidierung sei eher mit einem „U“ als einem „V“ wie in China zu vergleichen.
Das zweite Szenario ist deutlich pessimistischer. Ein Produktionstopp von drei Monaten und eine monatelange Kaufzurückhaltung von Kunden und Unternehmen würde in Europa einen zwei Jahre dauernden Absatzeinbruch von bis zu 30 Prozent bedeuten, sowie Lieferkettenabrisse und etliche Insolvenzen in der Branche.
„Frühestens 2022 wird wieder Vorkrisenniveau erreicht“
Unabhängig von allen Szenarien sei der Schaden schon jetzt beträchtlich, so Kades: „Es werden in diesem Jahr zwischen 16 und 21 Millionen Fahrzeuge weniger verkauft als 2019 und frühestens 2022 wird wieder Vorkrisenniveau erreicht.“ Dies sei ein weitaus stärkerer Einbruch als nach der Finanzkrise von 2008.
Schon jetzt arbeiten die Autohersteller an Schadensbegrenzung: Sie bereiten die Wiederaufnahme der Produktion vor, kaufen Millionen von Schutzmasken oder produzieren diese sogar selbst, passen Arbeitsschutzvorschriften an Corona an und bauen ihre Werke so um, dass Arbeiter immer zwei Meter Abstand voneinander halten können.
Quelle: WirtschaftsWoche — Es wird kein „V“