Roberto Diesel: Warum die E-Mobilität keine teure Wette ist

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

In dieser Podcast-Folge von Elektroauto-News habe ich mit Roberto Diesel gesprochen, der als Vice President Energy System and Drivetrain bei der EDAG Group eine zentrale Rolle in der Entwicklung moderner Mobilitätslösungen spielt. Roberto hat über 20 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie und hat in seiner Karriere die komplette Bandbreite an Antriebstechnologien begleitet, von Dieselpartikelfiltern und Abgasnachbehandlungssystemen über die frühe Entwicklung von Brennstoffzellenfahrzeugen bis hin zur Arbeit an innovativen E-Fahrzeugen. Heute verantwortet er bei der EDAG Group Themen wie Fahrzeug-, Motorenentwicklung, Batterietechnologien, Ladeinfrastruktur und die Integration von Energiemärkten und stationären Speichern.

Nachhaltigkeit: Ein kostspieliger Wechsel?

Unser Gespräch startete mit der Frage, ob Nachhaltigkeit beim Antriebswechsel wirklich mehr Geld kosten muss oder ob sie auf lange Sicht sogar Vorteile für Endnutzer:innen und Unternehmen bringt. Roberto betonte, dass die sogenannte Sektorenkopplung, also die Verknüpfung von Mobilitäts- und Energiesektoren, ein Schlüssel zum Erfolg sei. „Wir brauchen definitiv einen sauberen Energiemix, und da gehört die Vernetzung von Fahrzeugen mit dem Stromnetz genauso dazu wie die Einbindung erneuerbarer Energien“, erklärte er. Besonders durch die Nutzung von Batterien in Fahrzeugen als flexible Speicher könnte man den Energiefluss optimieren. Das Konzept des bidirektionalen Ladens, bei dem ein E-Auto nicht nur Energie aufnimmt, sondern auch ins Netz zurückspeisen kann, sei hier ein wesentlicher Punkt.

Roberto wies jedoch darauf hin, dass die technischen Lösungen derzeit oft noch komplex und für den Endnutzer:innen schwer zugänglich sind. „Es muss einfach sein. Momentan ist es für viele Menschen schwierig, sich mit den notwendigen Technologien auseinanderzusetzen, sei es beim Kauf eines E-Autos oder bei der Entscheidung für eine Photovoltaikanlage“, sagte er. Dennoch sieht er positive Entwicklungen: Mehr Anbieter auf dem Markt bieten mittlerweile ganzheitliche Systeme an, bei denen etwa E-Auto und Photovoltaikanlage zusammen mit einem intelligenten Ladegerät und einer benutzerfreundlichen App oder Plattform verkauft werden. So können Kund:innen in Zukunft einfacher und kosteneffizienter agieren.

Ein weiterer zentraler Aspekt des Gesprächs war die Preisgestaltung und Akzeptanz von E-Autos. Viele Menschen sehen in den höheren Anschaffungskosten noch immer ein Problem. Roberto gab zu, dass der Preisunterschied im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen oft abschreckend wirkt, doch er verwies auf die Gesamtkostenbetrachtung über die Lebensdauer eines Fahrzeugs hinweg: „Wir alle kennen das Konzept der Total Cost of Ownership, bei dem neben dem Anschaffungspreis auch Betriebs- und Wartungskosten sowie Wiederverkaufswerte berücksichtigt werden. Hier zeigen sich bei vielen Elektroautos schon heute deutliche Vorteile, besonders wenn man über eine eigene Lademöglichkeit oder eine Solaranlage verfügt.“

Roberto erklärte, dass die Preise für Batterien in den letzten Jahren gesunken sind und durch neue Technologien wie Feststoffbatterien weitere Kostensenkungen möglich seien. „Auch wenn diese Technologien heute noch nicht immer günstiger sind, versprechen sie höhere Energiedichten, die wiederum ermöglichen, kleinere und leichtere Batterien zu verbauen, was die Fahrzeuge insgesamt preiswerter und ressourcenschonender machen könnte“, so Roberto. Zudem werde die Schnellladefähigkeit stetig verbessert, was auch den Trend zu kleineren Batterien unterstützt. All diese Entwicklungen würden dazu beitragen, E-Autos langfristig erschwinglicher zu machen.

Mehr Transparenz von Automobilherstellern gefordert

Ferner sprach Roberto über die Notwendigkeit, dass die Automobilhersteller selbst mehr Transparenz schaffen sollten. „Die Hersteller könnten viel offener über die Gesamtkosten aufklären und den Kunden entsprechende Beispielrechnungen zur Verfügung stellen“, forderte er. Zwar gebe es erste Ansätze, diese Informationen etwa über Apps bereitzustellen, doch insgesamt sei hier noch Luft nach oben. „Viele der großen Automobilkonzerne hängen derzeit noch stark am Verbrennergeschäft. Es ist ein langer Prozess, diese Strukturen aufzubrechen und das Bewusstsein in Richtung Elektromobilität zu lenken.“

Ein nicht unwesentlicher Teil des Gesprächs drehte sich um die Rolle der Politik. „Eine klare Richtung und bessere Planungssicherheit wären sicherlich hilfreich“, meinte Roberto. Er wünscht sich, dass die Regierungen den Fokus auf die effizientesten Technologien legen, anstatt zu viele verschiedene Ansätze zu verfolgen, die Investitionen in die Elektromobilität unsicherer machen. Roberto sprach auch an, dass die aktuellen politischen Diskussionen in Deutschland teilweise dazu führen, dass die Verbraucher verunsichert sind, ob sie auf Elektroautos, E-Fuels oder sogar Wasserstoff setzen sollten. „Es wäre wünschenswert, wenn die Politik klarere Vorgaben machen würde, damit Unternehmen besser planen und investieren können“, sagte er.

Roberto machte aber auch deutlich, dass der Wandel hin zu neuen Antriebstechnologien zunächst Geld kosten werde, sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher. „Jeder Wandel ist mit Investitionen verbunden, aber auf lange Sicht bieten sich viele Chancen, um sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich Kosten zu sparen“, so seine Einschätzung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Elektromobilität durch technologische Fortschritte und effizientere Energiesysteme stetig attraktiver wird.

Elektromobilität als Investition statt Kostenfaktor

Ein spannender Punkt, den Roberto aufwarf, war die Betrachtung der Elektromobilität als Investition statt als Kostenfaktor. „Wir sind es gewohnt, dass der Kauf eines Autos fast immer ein Verlustgeschäft ist – man bezahlt viel Geld und verliert am Ende“, erklärte er. Bei neuen Energiesystemen, wie einer Photovoltaikanlage oder einem E-Auto mit bidirektionaler Ladefähigkeit, sei das jedoch anders: Hier könnte man tatsächlich über die Jahre hinweg Geld sparen oder sogar verdienen. All diese Überlegungen zeigen, dass die Elektromobilität nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch wirtschaftlich interessant sein kann. Die Herausforderungen liegen vor allem in der Umsetzung, der Vereinfachung der Technologie für die Endnutzer und in klaren politischen Rahmenbedingungen.

Damit genug der Vorworte. Ich lade euch ein, nun direkt in das Gespräch mit Roberto Diesel einzutauchen und euch selbst ein Bild von den Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität zu machen.

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Uwe Bosse:

Mit einer Abzweigung vom Herdstrom (im Zählerkasten) und daran angeschlossener „Kraftsteckdose“ außen am Haus lässt sich auch zuhause laden.

Marcel Gleißner:

Stimme vollkommen zu

Marcel Gleißner:

Auf dem Land einfach nur Untauglich.
Lebe selbst auf dem Land(Dorf) und nein ich habe kein eigenes Haus mit PV Anlage, sondern eine Mietwohnung ohne Lademöglichkeit. 2000 Einwohner und genau eine Öffentliche Ladesäule, die immer belegt ist.
Das ist doch ein Witz…. E-mobilität am Arsch

Dagobert:

Bei meinem Hyundai Vertragspartner kostet der Liter Motoröl 5W30 17,10 € x 4,2 Liter = 71,82. Der Ölfilter kostet 7,01 €. Plus 19 % MwSt macht das 93,80 €, Rechnungsdatum ist 11/2023. ATU würde mir heute den Ölwechsel als „Einzelmaßnahme“ für 110 € anbieten, das ist etwas teurer, weil es nicht bei einer Inspektion „nebenbei“ erledigt wird.

Für die „maßlose Untertreibung“ von ~85€ möchte ich mich förmlichst entschuldigen…

Wenn die Werkstatt 25-30 € für einen Liter Motoröl abrechnet, würde ich evtl. über einen Wechsel der Werkstatt nachdenken.

Selbst 17,10€ pro Liter sind schon „Apothekenpreise“, 20l 5W30 kosten im Fachhandel keine 80€, der Liter liegt also eigentlich unter 4€. Wenn man in der Lage ist eine Schraube am Unterboden zu lösen und einen Ölfilter zu tauschen ist man mit 25 € pro Ölwechsel dabei. Habe ich früher so gemacht, heute habe ich ein gutes Einkommen und das ist mir zu doof.

Dieses ständige „sich selbst in die Tasche lügen“ und gleichzeitig alle anderen als FUDler bezeichnen ist was der Elektromobilität am meisten schadet.

Robert:

„Ölwechsel im Rahmen der Inspektion ~85€, inkl. Ölfilter.“ unmöglich der Liter Öl kostet in der Werkstatt ja schon 25-30 Euro der Liter

Robert:

so ein quatsch Bremsenverschleiß beim e-Auto selten so gelacht gibt Teslas die nach 318.000 kkm immer noch den ersten Satz Bremsen drauf haben und die beläge erst zu 50% runter waren. Höherer Veschelei0ß bei reifen habe ich nbisher nicht festgestellt, auch da gibt es E-Fahrer bei denenen die reifen über 70.000km gehalten haben und was die Versicherung angeht mein MG ZS EV kostet Vollkasko weniger als mein vorheriger Nissan Quashqai im Teilkasko kostet also sind deine Behauptungen alles Fake-News

Dagobert:

Was haben Sie da rein gefüllt, Druckertinte oder Insulin? Bei meinen Hyundai i30 kostet der Ölwechsel im Rahmen der Inspektion ~85€, inkl. Ölfilter.
Inspektionen um die 300 € sind ja beim ID.3 die Regel, Kosten beim i30 rund 180 €.

Wir haben einen Ora 03 im Autoabo als Zweitwagen. Die Ganzjahresreifen vorne sind nach nicht mal einem Jahr und ca. 8000 km auf 4 mm runter – 170 PS und Vorderradadantrieb zollen ihren Tribut. Da das auch Winterreifen sind sollte man bei 3 mm tauschen. Man kann jetzt noch mal von Vorne nach Hinten tauschen und nächsten Winter sollte dann ein neuer Satz drauf. Bei den 205/55 R18 ist also alle 2 Jahre ein neuer Satz Reifen für ca. 800 € fällig. Finde ich schon stramm, bei unserem Civic davor waren es alle 5 Jahre 600 €.

Wir bekommen jetzt das nächste Elektroauto als Zweitwagen, weil das Ora 03 Abo im Dezember ausläuft, einen Smart #1. Weil es Spaß macht und wir es uns zum Glück leisten können, nicht weil es eine finanziell sinnvolle Entscheidung wäre. Selbstverständlich wäre ein Suzuki Ignis viel günstiger, hat aber halt auch nicht über 400 PS…

Man sollte was die Elektromobilität angeht schon ehrlich bleiben bei den Kosten…

René:

Rainer…..was hat denn dich geritten?
Miete doch mal ein E Fahrzeug an und höre nicht auf Stammtisch Meinungen.
Schnell wirst du positive Erfahrungen sammeln und nie mehr einen Verbrenner kaufen!

Peter:

Wow wirklich fast alle Fake News des Stammtisches in den Raum geworfen, haste des fein auswendig gelernt oder ist des copy & paste ?
Naja ein Model Y wiegt 1,9t leichter als mancher Verbrenner SUV, meine Reifen haben auch keinen erhöhten verschleis und auf die letzten 40k km auf 2 Jahre hab ich 500€ bezahlt, mit meinem letzen Verbrenner Seat Leon Diesel 2.0 hab ich alle 15k km also jedes Jahr 300€ nur für Ölwechsel bezahlt.

Wolfbrecht Gösebert:

Aus der Überschrift:
„… die E-Mobilität ist keine teure Wette!“

Kann ich nur bestätgen: Schon vor mehr als 10 Jahren (Mitte 2014) habe ich auf E-Mobilität gesetzt – und gewonnen :)

Ja, ich fahre HEUTE noch im großurbanen 100-km-Umfeld mit so einem Fahrzeug: Soo geringe Kosten auf je 100 km (bzw. auf ein Jahr gerechnet :) habe ich noch NIE vorher gehabt!
Ich hatte mich für einen kleinen, leichten 4-Sitzer entschieden und war/bin bereit, kleine Einschränkungen in Kauf zu nehmen.

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